Tierkommunikation
Tiere spielen in der Menschheitsgeschichte eine tragende Rolle. Viele Entwicklungen und Errungenschaften sind ohne sie gar nicht denkbar. Sie waren und sind Arbeitskräfte, Zug- und Transporttiere und Ernährungsgrundlage. Und sie sind Freunde, Vertraute, Beschützer, Familienmitglieder und Freizeitbegleiter. Auch die Schattenseiten unseres Verhältnisses sehen wir überall auf der Welt, wo Tiere ausgestoßen, gejagt, gequält und getötet werden. All zu weit brauchen wir gar nicht gehen.
Beim Blick in Riesenställe, Legebatterien und Mastanlagen sehen wir Tiere in engen Verschlägen, oft angebunden, ohne Bewegungsspielraum. Sie stehen dort, um schnell zu wachsen und dann geschlachtet zu werden. Dieses Leid verursachen wir, und wir essen diese gequälten Tiere – inklusive aller chemischen Stoffe, mit denen sie bis zum Schlachten abgefüllt werden.
Langsam findet ein Umdenken statt. Zumindest im Bereich unserer Heimtiere. Viele machen sich vermehrt Gedanken um artgerechte Haltung und Ernährung ihrer Tiere. Aber Tiere brauchen mehr als Futter und gute Haltungsbedingungen. Sie sind Wesen, die Gefühle haben, glücklich sein und leiden können. Viele Tierhalter haben das verstanden, sie wünschen sich eine tiefere Beziehung, einen geistigen Austausch mit ihren Tieren. Hier kann Tierkommunikation ein wichtiger Weg der Hilfe sein.
Tierkommunikation hat nichts mit den bekannten Pferde-, Hunde- und Katzenflüsterern zu tun. Diese deuten kleinste Regungen und Verhaltensweisen, um den Tieren zu helfen. Die Ergebnisse sind oft beachtlich! Tierkommunikation geht noch einen Schritt weiter.
Was ist Tierkommunikation?
Hier wird eine gedankliche Verbindung zwischen Mensch und Tier hergestellt. Tierkommunikatoren haben gelernt, Bilder, Gefühle, Gerüche und Gedanken von Tieren zu empfangen. Dazu muss man nicht einmal vor Ort sein. Es reichen ein Bild oder auch Haare, um mentalen Kontakt aufzunehmen.
Natürlich hat jeder das Recht, darüber zu lächeln und es als Humbug abzutun. In unserem Kulturkreis ist allein schon die gedachte Möglichkeit einer solchen Verbindung etwas Unerhörtes. Doch es ist nichts anderes, als lange bestehende Techniken von Naturvölkern wieder für uns zu entdecken.
Eingesetzt wird die Tierkommunikation vor allem bei unseren Hausgefährten Hund, Katze und Nager, und auch bei Pferden, bei denen viele Probleme auftauchen, die durch falsche Haltung bedingt sind. Dem Bewegungsdrang dieses Lauftieres Pferd werden wir nur selten gerecht. So entstehen Frust, Depression und Trauer, die der Pferdehalter zuerst als sogenannte Unarten oder Ungehorsam bemerkt. Vor dem „Gespräch“ mit dem Tier müssen die Bedingungen, die zu solchen Verhaltensauffälligkeiten geführt haben, geändert werden, sonst kann es nichts bewirken.
Ein Tiergespräch läuft in Gedanken ab und beinhaltet die gleichen Höflichkeitsformen, die auch (bestenfalls) unter Menschen gelten. Nach einer persönlichen Einstimmung, Beruhigung des menschlichen Gedankenflusses und Öffnung des sensitiven Kanales stellt sich der Tierkommunikator vor und erklärt den Auftrag des Besitzers.
Die Verbindung wird durch Vorstellungskraft aufgebaut. Es wird eine Brücke, eine Schnur oder etwa ein Lichtstrahl visualisiert. Die beiden Enden berühren jeweils die Herz- oder Stirnchakren der Gesprächspartner. Auf dieser Linie fließen die Fragen und Antworten in beide Richtungen. (Auch Tiere äußern gerne Fragen, weil ihnen die Erklärung menschlichen Verhaltens vielmals unklar ist.) Dann folgt die Frage, ob sich das Tier auf den Gedankenaustausch einlassen will. Die meisten Tiere sind gerne dazu bereit und manche sogar froh, dass sie endlich „zu Wort“ kommen. Ja, und dann heißt es, offen zu sein für alles, was ankommt, denn die Sicht des tierischen Freundes ist eine völlig andere als unsere. Wir akzeptieren die übermittelten Gedanken, in welcher Reihenfolge sie auch eintreffen – ohne daran herumzudeuteln. Das Tier erzählt in diesem Moment, was ihm wichtig erscheint. Es setzt die Prioritäten.
Dabei gibt es meist keine Unterscheidung in der Zeitenabfolge. Vergangenheit, Gegenwart und manchmal Zukunft sind gleichwertig. Die Geschwindigkeit des Austausches ist enorm. Die Antwort ist oft schon da, bevor wir mit der Formulierung der Frage fertig sind. Die Unterscheidung zwischen eigenen Gedanken und denen des Gegenüber verunsichert natürlich am Anfang und kann nur durch stetes Lernen und Überprüfen überwunden werden. Eine ernsthafte Ausbildung und ständiges Üben sind Grundvoraussetzung für den menschlichen Gesprächspartner.
Mit den Tiergesprächen ist eine große Verantwortung verbunden, die den Besitzer allerdings niemals von seiner eigenen entbinden kann. Er muss für artgerechte Bedingungen sorgen. Das erfordert gute Beobachtungsgabe im täglichen Zusammenleben und das Erspüren von Bedürfnissen unserer tierischen Freunde. Verantwortungsvolle Tierkommunikation hilft, diesen Blick zu schärfen und die geäußerten Gedanken unserer Tiere bewirken, dass wir Situationen anders betrachten und Veränderungen vornehmen können.
Hier die Geschichte eines jungen Boxerrüden.
Er war von einer erfahrenen Hundehalterin ganz frisch in die Familie aufgenommen worden. Nach Rücksprache mit dem Arbeitgeber durfte die Besitzerin in Abständen von 2 – 3 Stunden nach dem Tier sehen und sich mit ihm beschäftigen. Die Zeit zwischen den Besuchen reichte dem Rüden allerdings für sein geschäftiges Treiben. Schuhe und Teppiche wurden zerbissen, Gegenstände umgeworfen und Möbel zerkratzt. Ich wurde gerufen. Nach meiner Frage, warum er das tue, antwortete er: „Weil ich nicht raussehen kann“. Tatsächlich ergab sich während der anschließenden Besprechung mit der Halterin, dass es in der Wohnung nur Fenster gab, an die er (noch) nicht heranreichte. Das einzige, zum Boden gehende Fenster stellte die Balkontür dar. Da die gesamte Balkonbrüstung aus Sichtschutzgründen verkleidet war, konnte das Tier auch hier nicht nach draußen schauen. Die Stoffbahnen wurden entfernt und innerhalb von zwei Tagen stellte der Rüde seine Zerstörung ein. Er genoss es, dem Treiben um’s Haus zuzuschauen, was seine Langeweile merklich linderte. Eine Kleinigkeit mit durchschlagender Wirkung. Die beste Voraussetzung für den Halter sind also Offenheit und Neugierde. Und selbstverständlich sollte er seinem Tierfreund eigene Meinungen und Wünsche zutrauen.
Wenn Bitten vom Tier geäußert werden – und sie umsetzbar sind –, sollten sie auch erfüllt werden. Sonst entstehen Enttäuschungen und Vertrauensverlust. Und noch etwas Wichtiges: Gerade aus Liebe zu unseren Tieren sollten wir sie als Wesen mit starken, natürlichen Instinkten und „tierischen“ Bedürfnissen sehen. Sie leben ihr Leben als Tier mit allen artspezifischen Eigenschaften. Dazu sind sie in dieses Leben geboren worden. Das gilt es zu akzeptieren und zu respektieren.
Karin Mazurek, Tierkommunikatorin,
Pfalzgrafenweiler
06.09.2017