Übersäuerung
Auch bei meinem Tier?
Man stelle sich einen Moment vor, die Entgiftungsorgane (wie z. B. Leber, Niere, Darm, Haut) könnten mit uns in Zwiesprache treten. Nicht auszudenken, was sie uns alles vorwerfen würden:
- Die Leber als größtes Chemielaboratorium forderte mehr natürliche Rohstoffe,
- die Niere bräuchte mehr Mineralien, u. a. zur Regulation des Schwitzverhaltens,
- der Darm verlangte zuckerfreies Futter für eine gesunde Darmflora,
- die Lunge forderte mehr saubere Luft, z. B. durch Bewegung im Freien usw.
Wir würden uns vermutlich sehr schämen, was wir diesen Organen täglich zumuten. In der Nahrung Aromastoffe, Zucker, darmbelastende Füllstoffe, Konservierungsstoffe, im Trinkwasser Pestizide, Herbizide, hormonaktive Substanzen, Schwermetalle, Bakterien – und im Alltag ein falsches Leistungsdenken, Stress, wenig Bewusstsein über Anspannungs- und Entspannungsphasen, falsches Atmen, Sorgen, Ängste, vermeintlich gute Umwelt und Mitwelt. Die Liste könnte unendlich weiter geschrieben werden. Viele dieser Aspekte treffen oft auch für unsere Tiere zu.
Unser Organismus kommuniziert tatsächlich ständig mit uns und teilt uns seine Bedürfnisse mit. Einige hören wir gerne: Hunger, Durst usw. Für andere sind wir abgestumpft und überhören wichtige Signale: Müdigkeit, Allergien, Bluthochdruck, Gelenksbeschwerden, Schmerzen usw. Wer achtet schon darauf, dass die verspannte Halsmuskulatur auch eine Botschaft des Körpers oder der Psyche übermittelt: Ich brauche Ruhe, kümmere dich um mich, entlaste mich, nimm dir Zeit für mich usw. Dies sind die ständig ignorierten Botschaften einer möglichen Übersäuerung. Entsprechend überrollen uns heute in einem nie gekannten Ausmaß so genannte Zivilisationskrankheiten.
Der österreichische Philosoph und Theologe Ivan Illic wies bereits in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts die Menschen immer wieder darauf hin, dass in der industrialisierten Welt viel mehr Personen an Krankheiten wie Krebs sterben als im Mittelalter etwa an Cholera- oder Pestepidemien.
Auch um viele Tiere steht es heute nicht besser. Würden in der Natur Diabetes, Übergewicht oder Erkrankungen des Bewegungsapparates so häufig wie bei den von uns gehaltenen und gefütterten Tieren auftreten, wäre das Fortbestehen so mancher Art in Gefahr. Ein bekannter Rittmeister sagte einmal: „Wären einst die Pferde der Cavallerie bei so schwacher Gesundheit gewesen wie die heutigen Pferde, hätten wir keine Schlacht auf dem Felde gewonnen.“
Die Grundregulation im Körper – Ein neuer alter Weg
Grundsätzlich stand am Anfang der meisten Lebewesen die Urzelle, die ein hoch komplexes System war, mit Informations- und Energieflüssen, Speichern und Programmen für einen intakten Ablauf aller Organe – bei artgerechter Haltung und Fütterung. So beinhaltet eines dieser Zellprogramme die Anzahl der Zellteilungen und damit die Aktivität (Teilungsrate) und entscheidet über Leben oder Tod der Zelle. Die Teilungsrate ist abhängig vom Stoffwechsel der Zellen.
Was heißt Stoffwechsel genau? Am Beispiel eines Automotors ist dies leicht nachvollziehbar: Über den Zapfhahn gelangt der passende Kraftstoff zum Tank und in den Motor. Dort wird daraus Energie erzeugt, die wiederum den Motor am Laufen hält, den Antrieb der Räder steuert usw. Fehlt Kraftstoff, leuchtet ein Lämpchen auf. Menschen und Tiere bestehen aus vielen Billionen Zellen, also kleinen Minimotoren. Als Kraftstoff liefern wir Nahrung und Wasser, nehmen aber, wissentlich oder unwissentlich, auch unbrauchbare, belastende, giftige Substanzen ungefiltert auf. Jetzt kommen die sogenannten Puffersysteme ins Spiel. Bakterien werden von Fresszellen im Bindegewebe abgefangen und unschädlich gemacht, Toxine können zum Teil von Niere, Leber und Darm wieder entsorgt werden, die Lunge dient unter anderem als „Auspuff“, um das bei der Zellatmung entstandene Kohlendioxid auszuatmen.
Die Zellen des Körpers sind hochspezialisierte Minimotoren und versuchen dauernd, die Organfunktionen optimal zu erhalten und mögliche Zellschäden abzupuffern. Die dafür notwendigen Substanzen kann der Körper zum Teil selbst herstellen (z. B. Vitamin D3 bei Aufnahme von Sonnenlicht über die Haut), andere (essentielle = lebensnotwendige) müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Eine herausragende Rolle in diesem Prozess der Aufrechterhaltung übernimmt das Bindegewebe. Hier findet der Austausch sämtlicher Informationen (Nerven, Energie, Emotionen) und Stoffe (Nährstoffe, Mineralstoffe, Sauerstoff usw.) hin zu den Zellen und weg von den Zellen statt. Die Regulationsprogramme aller biologischen Abläufe und die Aktivierung der Selbstheilungskräfte sind von der Gesundheit des Bindegewebes abhängig.
Gesundheit ist somit kein Zufall und Krankheit kein Schicksal. Denn: Der Körper ist stets bemüht, sämtliche Lebensfunktionen aufrechtzuerhalten bzw. zu regulieren. Prof. A. Pischinger bezeichnete es als System der Grundregulation, das maßgebend für Gesundheit und Leistungsfähigkeit oder für Krankheit ist. Krankheiten und Entzündungen sind demnach ein Selbstheilungsversuch des Körpers, z. B. krankmachende Substanzen zu reduzieren und den Stoffwechsel möglichst vieler Zellen zu erhalten.
Was heißt Übersäuerung?
Einen „übersäuerten“ Organismus als Ganzes gibt es nicht – eher einen Organismus, in dem die Säure-Basen-Balance aus dem Gleichgewicht geraten ist. Dabei sollte der Säureanteil nicht mehr als 20 %, der Basenanteil 80 % betragen. Verändert sich dieses Verhältnis zu Ungunsten der Basen, dann spricht man von einer Übersäuerung. Die Übersäuerung in der Zelle entsteht, wenn nicht genügend Nährstoffe in die Zelle gelangen bzw. nicht genügend Stoffwechselendprodukte aus der Zelle gelangen.
Ein Beispiel für mangelnde Versorgung ist die Insulinresistenz. Normalerweise passt das Hormon Insulin (Schlüssel) ins Schloss (in der gesunden Zellhülle) und Zucker (wichtig für die Energiegewinnung in der Zelle) gelangt ins Zellinnere. In der übersäuerten Zelle funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr. Die Zelle erkennt Insulin nicht als Schlüssel an und der Zucker gelangt nicht hinein. Zucker belastet nun den Zellzwischenraum.
Wissenschaftliche Erkenntnisse
In den USA haben Wissenschaftler nach Erklärungen gesucht, warum sich die angeborene Grundregulationsfähigkeit im Laufe der Zeit verringert. Im Jahre 2003 erhielten die beiden amerikanischen Forscher Arge und McKinnon den Nobelpreis für die Entdeckung der Aquaporine (mikrofeine Wasserkanäle in der Zellmembran). Sie fanden heraus, dass diese Wasserkanäle alle an Wasserstoff (H+) gebundenen Ionen in die Zelle lassen. Jedoch verlassen nicht alle Wasserstoffionen die Zelle. Dadurch verändert sich die Zellspannung: Die gesunde leicht negativ geladene Zelle (-60mV) wird positiv (Werte bis 50mV). Der Zellstoffwechsel nimmt ab, weil die positiv geladenen Mineralstoffe wie z. B. Calcium (Ca+), Magnesium (Mg+), Kalium (Ka+) von der ebenfalls positiven Zelle abgestoßen werden.
Das Ergebnis: Der Minimotor wird schwach und schwächer. Die Folgen für den Organismus treten nach und nach auf: Nährstoffmangel in den Zellen führt zur Unterversorgung, diese führt zu Schäden an Organen und letztendlich zu fast allen Krankheiten. Solange der Körper noch genügend negativ geladene Zellen bzw. Helferzellen der Puffersysteme zur Verfügung hat, werden die im Zellzwischenraum gestrandeten positiven Mineralstoffe neutralisiert und entsorgt. Der Organismus zeigt keine Krankheitssymptome.
Eine Säuren-Basen-Messung im Organismus ist über das Blut, den Urin, den Speichel und das Bindegewebe möglich, wie z. B. die Blutpufferkapazität, Analyse der Leberwerte, Messung bestimmter Hormone und Spurenelemente im Blut, Urintest nach Sander etc. Über naturheilkundliche Verfahren, wie z. B. der Bioresonanz, des kinesiologischen Tests etc., kann mit Hilfe von Testsubstanzen eine Übersäuerung getestet werden. Oftmals reicht es jedoch, den allgemeinen Gesundheitszustand sowie die Signale selbst zu beobachten und ggf. etwas zu verändern bzw. die Ursachen zu behandeln.
Wie wird die Übersäuerung sichtbar und spürbar?
Erste Anzeichen einer Übersäuerung sind Müdigkeit, wiederholte Infekte, kalte Beine, akute Arthritis, Kopf- und Gelenksschmerzen, Muskelverspannungen, Phlegmone, Lymphstauungen, Entzündungen, Leistungsabfall usw. Bleiben diese ersten Signale des Körpers ungehört und unbehandelt, kommen weitere Erkrankungen hinzu: Allergien, Autoimmunstörungen, Herz-Kreislaufbeschwerden, Hufrehe, arthrotische Gelenksveränderungen, Stoffwechselstörungen (Diabetes, equines Cushing-Syndrom, Übergewicht), Atemwegserkrankungen und so weiter. Zuletzt können infolge dauernder Übersäuerung schwere Schäden an Organen (z. B. Herz, Niere, Lunge) sowie Geschwüre und Tumore auftreten.
Eine zunehmende Zahl der übersäuerten Zellen kann erklären, warum die Tiere an vollen Trögen verhungern bzw. immer kränker werden, trotz vermeintlich artgerechter Haltung und Fütterung. Ein Mangel an Vitaminen und Spurenelementen wird im Blutbild nachweisbar. Der Organismus versucht bereits seinen Mangel an anderer Stelle z. B. mit Selen auszugleichen. Sichtbar sind kleine entzündliche Prozesse, die unbeachtet zu weiteren Erkrankungen führen können. Auch für Therapieresistenzen kann die Übersäuerung eine Ursache sein: Zu viele positiv geladene Zellen nehmen nicht genügend Wirkstoffe auf und der gewünschte therapeutische Effekt ist nur schwach bzw. bleibt aus. Ebenso kann das Bindegewebe (Transitstrecke für alle Stoffe) „verstopft“ sein. Schlackenstoffe (Stoffe, die entweder nicht in die Zelle gelassen und verstoffwechselt oder aus Mangel an neutralisierenden Basen nicht für die Ausscheidung vorbereitet wurden) verhindern ein Durchdringen der Wirkstoffe zum Zielorgan.
Die Übersäuerung wird auch an den Nervenenden „spürbar“. Nerven reagieren nur auf höhere positive Zellspannungen. Dadurch kommt es zu Schmerzempfinden. Lahmheiten ohne direkt ersichtlichen Grund können eine Folge sein.
Wege aus der Übersäuerung
Eine Umkehr und Abkehr vom derzeitigen Umgang mit dem Tier ist notwendig:
- Ist die Käfighaltung der Pferde eine artgerechte Haltungsform?
- Warum hat Zusatzfutter eine größere Bedeutung als gutes schimmelfreies Heu?
- Ist das gekaufte Hundefutter gehaltvoller als eine Portion des eigenen Essens?
- Führt die reine Symptombehandlung zu dauerhafter Gesundheit?
- Warum muss mein Tier erst krank werden, bevor ich Alternativen suche?
Nicht zuletzt durch kritische Publikationen wird ein Wandel im Bewusstsein angeregt. Die Bereitschaft zum Umdenken wird zunehmend geweckt. Im Prozess des Weg-Suchens und -Findens wird die Wahrhaftigkeit der irischen Weisheit erlebt, dass man manchmal vom Weg abkommen muss, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Albert Einstein sagte bereits:
„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“
Hydroxypathie – Regulierung der Zellspannung
Die Erkenntnisse der Hydroxypathie (= krankmachende Imbalance von Wasserstoff und Sauerstoff im Zellstoffwechsel) ist ein Meilenstein in der Erkennung von Ursachen und Unterstützung in der Therapie auf dem Weg zur Gesundung – für den Menschen und seine Tiere. Der erste Schritt ist: Durch die Gabe eines „ionisierten Wassers“ die Zellspannung wieder in den leicht negativen Bereich bringen. Häufigkeit und Dauer der Gabe hängen von der Regulationskraft und Krankheitsphase des Tieres ab. Erreicht wird eine pH-Wert-Verschiebung innerhalb der Zelle und eine Umkehr der Ladung. Dies gelingt durch eine Versorgung der Zellen mit negativ geladenen [OH-]-Ionen, die sich in der Zelle mit den überschüssigen [H+]-Ionen zu neutralem Wasser verbinden. Die Folge ist eine Reduzierung der positiv geladenen Wasserstoffteilchen in der Zelle, die Zellladung kehrt in ihre gesunde negative Spannung zurück. Die positiv geladenen Mineralstoffe aus der Nahrung gelangen nun wieder vermehrt in die Zelle. Im Bindegewebe „zwischengelagerte“ Stoffe können jetzt wieder von der Zelle verstoffwechselt werden, Schlacken im Bindegewebe werden durch die zusätzlich verfügbaren Basen neutralisiert und ausgeschieden. Durch die Entlastung des Bindegewebes kommt es zu einer Entlastung des Immunsystems, Schmerzen gehen ebenso wie Entzündungen zurück. Naturheilkundliche oder allopathische Mittel und Basenpulver entfalten ihre gewünschte Wirkung. Die Energie fließt, energetische und manuelle Behandlungen wirken intensiver.
Das „ionisierte Wasser“ kann zu jeder Zeit (auch während der Trächtigkeit) zur Unterstützung bestehender Therapien und zur Verbesserung der muskulären Durchblutung vor der Bewegung eingesetzt werden. Ist Ihr Tier fit, zufrieden, leistungswillig, zeigt Lebensfreude usw., kann das „ionisierte Wasser“ einer Übersäuerung vorbeugen. Das ionisierte Wasser ersetzt jedoch nicht eine ausgewogene Nährstoffversorgung.
Umwelt und Mitwelt optimieren
Deshalb einige Tipps, um häufige Ursachen der Übersäuerung zu minimieren:
- Grundernährung für Pferde: ausreichend Raufaser und gutes Heu, Zusatzfutter auf den genauen Bedarf abstimmen, hochwertiges Eiweiß füttern, das aus Angst oftmals reduziert wird. Viel Säure bilden vor allem Kohlenhydrate und Zucker.
- Pferde sind Dauerfresser und keine Mahlzeitenfresser, d. h. sie brauchen ständig was zum Knabbern. Futterpausen von mehr als 4 Stunden sind Stress für den Darm, die Psyche u.v.m. Hier kann ein Heunetz gute Dienste leisten.
- Getreide für Pferde frisch gequetscht oder geschrotet füttern, da die freigesetzten Fettsäuren an der Luft innerhalb weniger Tage ranzig werden (Toxinbildung).
- Grundernährung für Hunde: Sie sind Allesfresser mit hohem Fleischanteil, roh oder gekocht. Sie mögen Selbstzubereitetes lieber als Fabrikfutter.
Für alle Tiere gilt:
- Auf säuernde Futterzusätze wie Zucker und Melasse, zu viel Getreide, Aromastoffe achten und ggf. weglassen.
- Ausreichend reines Wasser zur Verfügung stellen zur Unterstützung der Funktion vieler Organe, des Bindegewebes und des Gehirns.
- Haltungsbedingten Stress (= großer Säurebildner) reduzieren, genügend Sozialkontakt ermöglichen (nicht nur durch die Gitterstäbe).
- Ausgedehnte Bewegung in der Natur (Licht und Sauerstoff fördern den Säureabbau).
- Elektrosmog und Medikamente reduzieren. Sie belasten das Drüsensystem und die Entgiftungsorgane.
Es ist in den meisten Fällen möglich, den Organismus wieder in Richtung Regeneration und Gesundheit zu begleiten. Es ist nicht normal, dass ein altes Tier schwerkrank ist.
In diesem Sinne ist es nicht nur für das Tier artgerechter und für den Geldbeutel des Besitzers schonender, sondern die natürlichste Art der Heilung: Gesundheit zu stärken, anstatt Krankheiten zu bekämpfen.
Susan Bär, Tierheilpraktikerin
Lesen Sie hierzu auch den Artikel Säure-Basen-Balance
06.09.2017