Immunabwehr

- lebenswichtiges System im Hintergrund

Ohne ein gut funktionierendes Immunsystem kann kein Lebewesen - gleich ob Mensch, Tier oder Pflanze - auf Dauer überleben. Ein intaktes Immunsystem ist Grundvoraussetzung für Leben. Hier hat die Empfehlung „das Immunsystem zu stärken“ seine tiefere Bedeutung.
Wiederkehrende Infekte und auch Krebserkrankungen beruhen (unter anderem) auf einer Schwächung des Immunsystems.

Was ist überhaupt „das Immunsystem“? Wie funktioniert es, wodurch wird es geschwächt? Und - das Wichtigste - wie können wir das Immunsystem stärken (unser eigenes und das unserer Tiere) und damit die Lebensqualität deutlich erhöhen?

Das Immunsystem ist sozusagen zweigeteilt in eine angeborene, erregerunspezifische (zelluläre) Abwehr und in eine nach der Geburt allmählich erworbene, erregerspezifische Immunabwehr. Beide Abwehrmechanismen arbeiten eng zusammen.

Zum angeborenen Immunsystem zählen sogenannte Fresszellen (weiße Blutkörperchen), die eingedrungene Erreger bekämpfen, indem sie sie „auffressen“, d. h. ins Zellinnere aufnehmen und enzymatisch abbauen (Phagozytose). Sie räumen sozusagen großflächig (unspezifisch) auf, reagieren sofort und schnell, bilden jedoch - im Gegensatz zum erworbenen Immunsystem - kein „Gedächtnis“ aus.

Auch entzündliche Reaktionen gehören zum angeborenen Immunsystem: Durch die Gewebsschädigung werden phagozytierende Immunzellen angelockt und Mastzellen (s. u.) setzen Histamin frei, wodurch die Gefäße durchlässiger für Immunzellen werden. Auch Epithelien als mechanische Barrieren gegen Krankheitserreger sind Bestandteil der angeborenen Immunabwehr.

Epithelien sind ein- oder mehrlagige Zellschichten, die alle inneren und äußeren Körperoberflächen bedecken mit Ausnahme der Gelenkkapseln und Schleimbeutel

Zu den Fresszellen (Phagozyten) gehören neutrophile Granulozyten, die 40 bis 50 % aller weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ausmachen. Ebenso die Riesenfresszellen (Makrophagen), die aus Monozyten heranreifen, dann die Blutbahn verlassen und sich in nahezu allen Geweben und Organen des Körpers aufhalten. Auch ihre Aufgabe ist es, eingedrungene Erreger zu vernichten. Makrophagen sind auch in der Lage Tumorzellen abzutöten. Desweiteren aktivieren Makrophagen die T-Lymphozyten der erworbenen Immunabwehr, indem sie den T-Zellen spezifische Oberflächenstrukturen der Erreger (Antigene) präsentieren. Stammesgeschichtlich sind Makrophagen die vermutlich ältesten Zellen der angeborenen Immunabwehr. Makrophagenartige Zellen sind auch in der Taufliege (Drosophila) und sogar in Pflanzen identifiziert worden.

Und dann gibt es Immunzellen, die gesunde von kranken Zellen (virusbefallenen Zellen, Tumorzellen) unterscheiden können - die Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen).
Haben sie kranke Zellen geortet, so alarmieren die NK-Zellen das erworbene Immunsystem, über dessen Immunreaktionen die kranken Zellen sodann eliminiert werden. Die NK-Zellen können allerdings auch selbst die Zellwand von z. B. virusinfizierten Zellen beschädigen und dadurch auflösen.

Mastzellen sind Zellen der körpereigenen Abwehr des angeborenen Immunsystems, die Botenstoffe (Histamin, Heparin) gespeichert haben. Histamin hat u. a. die Funktion, Gewebe durchlässiger zu machen, z. B. für Immunzellen. Mastzellen zählen nicht zu den Fresszellen, sondern spielen eine wichtige Rolle bei allergischen Reaktionen.

Aus der angeborenen Immunabwehr entwickelte sich im Laufe der Stammesgeschichte der Wirbeltiere die spezifische (erworbene) Immunabwehr. Deren Immunzellen (vor allem B- und T-Lymphozyten) können Antigene erkennen, gezielte Abwehrmechanismen einleiten und Antikörper bilden. Zudem sind sie „lernfähig“: Im Rahmen der Immunreaktion bilden sie Gedächtniszellen aus, die Informationen über das jeweilige Antigen speichern. Bei erneutem Kontakt mit dem (jetzt) spezifischen Erreger sorgen diese Gedächtniszellen dann für eine wesentlich schnellere und stärkere Immunreaktion.

Im Einzelnen:

T-Lymphozyten entstehen im Knochenmark und wandern dann in den Thymus, wo sie ausreifen. Sie können spezifisch Antigene unterscheiden, sich nach einem Schlüssel-Schloss-Prinzip mit diesen verbinden und sie eliminieren.
B-Lymphozyten werden durch T-Helferzellen aktiviert und können sich entweder zu Gedächtniszellen entwickeln oder aber zu Plasmazellen, die Antikörper produzieren.

Was schwächt das Immunsystem?


Chronische Erkrankungen, dauerhafter Stress, Mangelernährung, Bewegungsmangel und Giftbelastungen des Körpers (durch Ernährung, Umwelteinflüsse usw.) sind Faktoren, die das Immunsystem schwächen. Ebenso spielt das Alter eine große Rolle: Babys und Kleinkinder bzw. Welpen und Jungtiere, deren Abwehrkräfte noch nicht vollständig entwickelt sind, sind anfälliger für Infekte. Und im Alter werden weniger Immunzellen und Antikörper gebildet, wodurch das Immunsystem in seiner Funktionsfähigkeit natürlich nachlässt.

Sind diese „Umstände“ deshalb ein unumgängliches Schicksal für Mensch und Tier?
Nein. Nicht nur Muskeln kann man stärken, sondern ebenso gut das Immunsystem!

Wollen wir das Immunsystem unserer Pferde, Hund und Katzen stärken, so sollten wir u. a. auf eine artgerechte Ernährung achten sowie auf regelmäßige Bewegung der Tiere (bei Katzen als Freigänger natürlich überflüssig). Dauerstress ist zu vermeiden, was bei artgerechter Haltung der Tiere und einfühlsamem Umgang ja meist auch kein Thema ist.
Große Bedeutung für ein starkes Immunsystem hat ein gut funktionierender Darm. Intakte Darmschleimhäute und eine gesunde Darmflora hemmen unerwünschte Keime und Pilze. Hier spielen Gerbstoffe in adstringierenden Kräutern eine zentrale Rolle.
Auch starke Antioxidantien wie beispielsweise Curcuma helfen die Darmflora aufzubauen. Zusätzlich reduzieren sie entzündliche Prozesse und wirken antimikrobiell.
Regelmäßige Entschlackung bzw. Entgiftung des Körpers befreit das Tier von Gift- und Abfallstoffen und entlastet somit das Immunsystem.
Viel Aufenthalt im Freien fördert die Bildung von Vitamin D, das wiederum das Immunsystem unterstützt.
Heilpflanzen wie z. B. der Rote Sonnenhut (Echinacea purpurea) besitzen außergewöhnliche immunstimulierende Wirkungen. Die Echinacea sorgt dafür, dass mehr Leukozyten und damit auch mehr Fresszellen gebildet werden. Produkte mit Echinacea zählen heutzutage zu den wirksamsten Medikamenten zur Stärkung des Immunsystems.
Auch die Holunderbeere mit ihrem hohen Vitamin C-Gehalt eignet sich hervorragend zur Unterstützung des Immunsystems, ebenso die Taigawurzel, auch Sibirischer Ginseng genannt.

Man sieht: Es gibt viele Möglichkeiten, das Immunsystem seiner Tiere (und natürlich das eigene) zu stärken – und dadurch bereits im Vorfeld Schwächungen des Körpers bzw. Erkrankungen abzuwenden.

Dr. Frauke Garbers

06.09.2019

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