Was heißt eigentlich Barfen?

Muskelfleisch vom RindDer Begriff Barf (auch B.A.R.F.) ist eine Abkürzung. Ursprünglich stand das Akronym für Born Again Raw Feeders (Neugeborene Rohfütterer), Bones and Raw Food (Knochen und rohe Futtermittel) oder Biologically Appropriate Raw Food (Biologisch geeignete rohe Futtermittel). Im deutschen Sprachgebrauch setzte sich die Bezeichnung Biologisch Artgerechtes Rohes Futter durch. Eine Gemeinsamkeit verbindet diese verschiedenen Begriffe: Alle beschreiben ein Futter, welches aus frischen und rohen Zutaten vom Hunde- oder Katzenhalter selbst zubereitet wird mit dem Ziel, die natürliche Nahrung des Hundes oder der Katze so gut als möglich nachzubauen.

Barfen heißt aber nicht, ausschließlich rohes Fleisch zu füttern. Die natürliche Nahrung des Tieres „nachzubauen“ bedeutet, auf die grundlegenden Nahrungsbedürfnisse der jeweiligen Tierart unter Beachtung seiner individuellen Lebensumstände einzugehen. Da Hunde und Katzen ihrer Abstammung entsprechend Carnivoren sind, sollten sie hauptsächlich mit rohen Futtermitteln tierischer Herkunft (Fleisch, Innereien und  teilweise Knochen) ernährt werden. Dieser Hauptbestandteil ihrer Nahrung wird durch einen kleinen Anteil ebenfalls roher Futtermittel pflanzlicher Herkunft und gegebenenfalls einiger Supplemente (Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine) ergänzt.

Der Vorteil der Rohfütterung besteht in der natürlichen Herkunft und Beschaffenheit der verwendeten Futterkomponenten. Außerdem bestimmt der Tierhalter selbst, was in den Napf kommt und kann so viel besser auf die individuellen Bedürfnisse seines Vierbeiners eingehen. Gerade für Hunde und Katzen mit allergischen Problemen, Übergewicht und diversen Krankheiten ist diese Art der Fütterung besonders gut geeignet. Selbstverständlich ist sie auch für gesunde Tiere die natürlichste und gesündeste Fütterungsform.

Tiere, die roh ernährt werden, sind aufgrund der Befriedigung ihrer natürlichen Instinkte ausgeglichener und entwickeln so weniger Verhaltensauf­fäll­ig­keiten. Barfen fördert Gesundheit und Wohlbefinden allgemein, beugt Allergien und Erkrankungen vor und hilft, wenn sie aufgetreten sind, diese zu mildern.

Kurz: Eine gesunde, natürliche und tiergerechte Ernährung ist das A und O für die Gesunderhaltung ihres vierbeinigen Freundes und damit einer der Grund­pfeiler für ein langes und glückliches Leben. Der einzige kleine Nachteil, der aus meiner Sicht erwähnt werden sollte, ist der höhere Platzbedarf für das Futter (Tiefkühlschrank). Oft wird auch über höheren Zeitaufwand gesprochen. Das mag am Anfang so sein, mit der Zeit stellt sich jedoch eine gewisse Routine ein. Verglichen mit den Vorteilen, fällt das kaum ins Gewicht.

Beim Barfen nimmt der Tierhalter seine Verantwortung für die Futterzusammensetzung und damit für eine gesunde Ernährung und das Wohlergehen seines vierbeinigen Begleiters wieder in die eigene Hand, statt sie gedankenlos und im blinden Vertrauen an die Konzerne der Futtermittelindustrie abzugeben.

Will man das Futter selbst zubereiten, sollte man sich jedoch einige anatomische und physiologische Grundkenntnisse aneignen, um sein Tier optimal und ausgewogen zu füttern. So können spätere Mangelerscheinungen und er­nährungsbedingte Krankheiten ausgeschlossen werden. Ein Studium der Biologie oder Veterinärmedizin ist dafür aber keinesfalls erforderlich!

Barfen ist nicht so kompliziert, wie es oft dargestellt wird oder wie es manchem Tierhalter auf den ersten Blick vielleicht erscheint.Mit ein wenig Grundlagenwissen über die jeweilige Tierart und die Futterzusammensetzung, einer guten Beobachtungsgabe und dem Wissen um die individuellen Bedürfnisse des eigenen Tieres, ist jeder Tierhalter in der Lage, das Futter selbst zuzubereiten und damit die Verantwortung für seine Gesundheit und sein Wohlergehen selbst in die Hand zu nehmen. Ihre vierbeinigen Wegbegleiter werden es Ihnen danken!

Oft wird Barfen als neuer Trend, als „Modeerscheinung“, dargestellt. Schaut man sich die Sache etwas genauer an, wird deutlich, dass diese Art der Fütterung in der Geschichte der Hunde- und Katzenhaltung bisher am längsten praktiziert wurde.Erst Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts kamen erste industriell gefertigte Futtermittel auf den Markt. Bis dahin wurden Hunde und Katzen mit Schlachtabfällen und Speiseres­ten ernährt, die bei der menschlichen Ernährung übrig blieben – ich möchte erwähnen, dass Letzteres natürlich auch keine optimale Ernährung für Hund und Katze darstellt.

Während früher jedoch einfach von Fütterung die Rede war, verwendet man heute Begriffe wie Barfen, Natural Dog/Cat Food® und Prey Model® . Das kann den Tierhalter ganz schön verwirren. Letztendlich beinhalten aber all diese Bezeichnungen nichts anderes als eine naturnahe Fütterung von Hunden und Katzen.

Wie so oft führen auch hier viele Wege zum Ziel. Für welche Art der Rohfütterung Sie sich entscheiden, ist von den individuellen Bedürfnissen Ihres Tieres, seinen Vorlieben und Abneigungen, eventuellen Erkrankungen, dem Alter und dem Lebensumfeld abhängig. Und letztendlich spielen auch die Befindlichkeiten des Tierhalters eine Rolle. Beides sollte zusammenpassen.

Es bringt zum Beispiel nicht viel, wenn Sie Knochen füttern, weil das ja so gesund und natürlich ist, dabei aber selbst vor Unsicherheit in helle Aufregung geraten und diese dann auf Ihren Hund übertragen. Dann sollten Sie Knochen lieber weglassen und Calcium aus anderer Quelle zuführen. Aber genau das ist doch das Tolle am Barfen! Man bestimmt selbst, was in welcher Menge, Qualität und Zusammensetzung in den Napf kommt!

Peter Alm, Tierheilpraktiker

06.09.2017

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