Die Katze als Beutetierfänger - Teil 1

Ernährungsphysiologische Grundlagen der gesunden Katzenernährung

Schwarze Katze mit MausUm unsere Katzen gesund zu ernähren, ist es wichtig, mindestens ein Minimum an Kenntnissen über die ernährungsphysiologischen Grundlagen der Katzenernährung zu haben. Denn nur so ist es uns wirklich möglich, auf die arteigenen Besonderheiten der Katze als Beutetierfänger einzugehen. 

Abstammung & Ernährungsweise

Unsere heutigen Hauskatzen stammen, egal welcher Rasse sie angehören, von den afrikanischen Vertretern der Wildkatze ab. Eine spätere Einkreuzung der Europäischen Wildkatze wird nicht ausgeschlossen. Archäologische Funde ließen bisher vermuten, dass sich die Katze etwa 3500 bis 6000 v. Chr. dem Menschen anschloss. Neuere Erkenntnisse könnten jedoch darauf hindeuten, dass bereits vor 9500 Jahren in Zypern enge Beziehungen zwischen Menschen und Katzen bestanden.

Im Gegensatz zum Hund handelt es sich bei der Haustierwerdung der Katze aller Wahrscheinlichkeit nach mehr oder weniger um eine Selbstdomestikation der Katze. Diese schloss sich dem (zivilisierten bzw. sesshaften) Menschen aus freien Stücken an, fand sie doch in seiner Nähe ausreichend Nahrung. Aufgrund der Lagerhaltung von Getreide und anderen Lebensmitteln tummelten sich hier Mäuse und andere Kleintiere in ausreichender Zahl. So kam es, dass sich die Katze dem Menschen immer mehr anschloss und die Maus mit der Zeit zu ihrem Hauptnahrungsmittel wurde. Auch die wilden Vorfahren unserer Hauskatzen ernähren sich hauptsächlich von kleinen Nagetieren, wie Mäusen. Außerdem fressen sie andere kleine Säugetiere, Insekten, Spinnen und Skorpione. In Anpassung an die Ernährung von Beutetieren haben sich bei der Katze einige physiologische Besonderheiten entwickelt, die es auch bei der Fütterung unserer heutigen Hauskatzen zu beachten gilt.

Katzen

  • benötigen maximal 2 % Kohlenhydrate in der Ration;
  • haben einen erhöhten Proteinbedarf;
  • brauchen essentiell eine Zufuhr von Arginin, Taurin, Arachidonsäure, Linolsäure, Vitamin A und Niacin über die Nahrung, da ihr Organismus diese Stoffe nicht oder nur in unzureichendem Maße selbst synthetisiert;
  • nehmen den Großteil ihres Wasserbedarfes über die Nahrung auf, zu wenig Flüssigkeit in der Nahrung wird nicht oder nur unzureichend durch zusätzliche Wasseraufnahme kompensiert;
  • tolerieren, ja bevorzugen, einen hohen Fettanteil in der Ration, wobei tierische Fette den pflanzlichen Fetten vorgezogen werden.

Zusammenfassend kann man feststellen:
Die Katze ist ein Fett liebender Karnivore, der den Hauptanteil seines Wasserbedarfes über die Nahrung deckt. 

Anatomie und Physiologie des Verdauungstraktes

Mit nur etwa 500 Geschmacksknospen im Maul ist die Katze nur sehr eingeschränkt in der Lage, den Geschmack des Futters zu beurteilen. Vielmehr erfolgt dies mittels ihrer Riechzellen, von denen die Katze etwa 65 Millionen auf 20 cm² besitzt. Zum Vergleich: Hunde besitzen circa 1.700 Geschmacksknospen und 75 bis 200 Millionen Riechzellen / 60 bis 200 cm². Menschen verfügen über circa 9.000 Geschmacksknospen und 5 bis 20 Millionen Riechzellen / 2 bis 3 cm².

Das Gebiss einer adulten Katze besteht aus 30 Zähnen: je Kiefer sechs Schneidezähne (I = Incisivi), zwei kräftig ausgebildete Eckzähne (Canius = C) – auch als Fang- oder Hakenzähne bezeichnet, im Oberkiefer sechs und im Unterkiefer vier vordere Backenzähne (Prämolaren = P) sowie zwei hintere Backenzähne (Molare = M). Sämtliche Zähne sind scharf und die Kiefer der Katze ineinander verschoben, was es ihr optimal ermöglicht, schluckbare Stücke von ihrer Beute abzuscheren bzw. abzureißen. Zum Kauen und Mahlen eignen sie sich aufgrund ihrer Anatomie hingegen weniger.

Die Zunge der Katze ist mit verhornten, nach hinten ausgerichteten Papillen besetzt. Mit diesen ist die Katze sehr gut in der Lage, Fleischreste von Knochen abzuraspeln. Hat sie eine Maus oder ein anderes Beutetier gefangen, so kann sie es dank ihrer kräftigen Kiefermuskeln und scharfen Zähne mit einem einzigen Biss töten. Drucksensoren an der Basis der Eckzähne ermöglichen es ihr, die Kraft des Tötungsbisses genauestens zu dosieren. Nach dem Töten des Beutetieres ergreift die Katze dieses mit ihren Eckzähnen, hält es fest und zerkleinert die Beute mit ihren Reißzähnen in abschluckbare Teile. Diese werden ohne sie zu zermahlen abgeschluckt. Da die Katze, im Gegensatz zum Hund, meist allein frisst, lässt sie sich hierbei mehr Zeit und schlingt das Futter nicht hinunter. Der Speichel der Katze enthält keine Verdauungsenzyme. Er wird von den in der Mundhöhle endenden Speicheldrüsen produziert und dient in erster Linie dem gleitfähig Machen der Nahrungsbrocken und damit einem erleichterten Abschlucken. Die Zunge transportiert die Nahrung in Richtung Rachen. Der dadurch ausgelöste Schluckreflex befördert sie in die Speiseröhre, welche sich fast ausschließlich im Brustraum befindet. Von der Speiseröhre gelangt das Futter schließlich in den Magen. 

Der Magen der Katze befindet sich in der linken Seite der Brusthöhle hinter der Leber und sieht aus wie ein U-förmiger Sack. An den Enden befinden sich Magenein- bzw. -ausgang, welche jeweils durch einen ringförmigen Muskel verschlossen werden. Das  Fassungsvermögen des Katzenmagens liegt bei etwa 0,3 Litern. Der Magen ist mit mehreren Drüsenschichten ausgekleidet. Diese produzieren nun:

  • Salzsäure zur Reduktion von in der Nahrung enthaltenen Bakterien und zur Aufspaltung der Nahrung (hier vor allem der Proteine);
  • Verdauungsenzyme wie Pepsin, Katepepsin zur Proteinspaltung und Magenlipase zur Fettspaltung und
  • Schleimstoffe zum Schutz der Magenschleimhaut vor der Salzsäure und den Verdauungsenzymen und somit vor Selbstverdauung.

Die Menge des produzierten Magensaftes ist direkt abhängig von Art und Menge der aufgenommenen Nahrung. Der pH-Wert des Magensaftes der Katze liegt etwa bei eins. Durch die Magenperistaltik werden Magensaft und aufgenommene Nahrung vermischt und die Eiweißverdauung eingeleitet. Anschließend gelangt das Gemisch aus Nahrung und Magensäften in den Dünndarm.

Das Darmsystem der Katze ist im Vergleich zu dem eines Pflanzen- oder Allesfressers relativ kurz. Es setzt sich zusammen aus dem circa ein bis 1,5 Meter langen Dünndarm und dem etwa 0,3 Meter langen Dickdarm. Im Vergleich dazu besitzt der Dünndarm des Menschen eine Länge von sechs bis 6,5 Metern, sein Dickdarm eine Länge von 1,5 Metern. Der um das Drei- bis Vierfache kürzere Dünndarm der Katze ist somit nur unzureichend für die Verdauung von Kohlenhydraten geeignet. Die gesamte Verdauungszeit liegt bei circa 12 bis 24 Stunden.

Vom Magen aus gelangt der Nahrungsbrei in den kürzesten Teil des Dünndarms, den Zwölffingerdarm. Dort wird ihm der in der Leber produzierte Gallensaft zugesetzt. Er besteht aus Gallensäuren, die der Senkung der Oberflächenspannung und damit einer besseren Eiweiß- und Fettverdauung dienen und Gallenfarbstoff, welcher dem Kot seine dunkelbraune Färbung verleiht.

In der Bauchspeicheldrüse erfolgt die Produktion der Enzyme Trypsin, Chymotrypsin, Elastase und Carboxypeptidase zur Eiweißspaltung, Lipase zur Fettspaltung und Amylase zur Kohlenhydratspaltung. Diese werden nun dem Nahrungsbrei zugeführt. Die Bauchspeicheldrüse selbst liegt entlang des Zwölffingerdarms. Neben den genannten Verdauungsenzymen produziert sie außerdem Natriumkarbonat zur Neutralisation der Magensäure und die Hormone Insulin und Glukagon. Letztere sind für die Regulierung des Blutzuckerspiegels verantwortlich.

Der zweite und größte Teil des Dünndarms ist der Leerdarm. Hier werden die meisten Nährstoffe über die Schleimhäute resorbiert und über die Portalvene zur Leber transportiert, wo sie gefiltert und weiter verarbeitet werden. Nicht resorbiertes Material gelangt über den Hüftdarm in den Dickdarm.

Der Dickdarm ist der letzte Abschnitt des Verdauungskanals. Er ist unterteilt in den Blinddarm, den Grimmdarm und den Enddarm. Der Blinddarm der Katze besitzt keinen Wurmfortsatz und ist praktisch funktionslos für die Verdauung. Im Grimmdarm wird dem Nahrungsbrei das Wasser entzogen und über die Darmschleimhaut resorbiert. Die Nahrungsreste werden geformt, anschließend im Enddarm gesammelt und dann als Kot ausgeschieden.

Isabelle Czok-Alm, Ernährungsberaterin

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23.05.2017

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