Eicosanoide

HanfsamenProstaglandine, Thromboxane und Leukotriene werden als Eicosanoide zusammengefasst. Diese Stoffe sind sogenannte Gewebshormone, d. h. Signalstoffe, die beispielsweise bei Entzündungs- und Immunreaktionen entstehen. Sie werden in jeder Körperzelle produziert und wirken eng begrenzt auf den Ort ihrer Entstehung und auf benachbarte Zellen.

Je nach Ausgangsverbindung, aus der die Synthese der Eicosanoide erfolgt, unterscheidet man solche mit „guten“ Eigenschaften (entzündungshemmend, gerinnungshemmend, gefäßerweiternd) von solchen mit „schlechten“ Wirkungen auf den Körper (entzündungs- und gerinnungsfördend, gefäßverengend, d. h. Blutdruck erhöhend).

Aus der Arachidonsäure (Omega-6-Fettsäure) entstehen Eicosanoide der sogenannten 2-er und 4-er Reihe mit ungünstigen Wirkungen auf den Organismus. Diese Gewebshormone heißen Prostaglandin (PGl2), Thromboxan A2 (TXA2) und Leukotrien B4 (LTB4).

Die EPA als Omega-3-Fettsäure ist hingegen Grundbaustein für die Synthese der Eicosanoide der 3-er und 5-er Reihe, die positive Effekte auf den Körper haben. Hierzu zählen Prostaglandin (PGI3), Thromboxan A3 (TXA3) und Leukotrien B5 (LTB5).

Aufnahme und Verwertung

Genau in diesem Zusammenhang ist das viel diskutierte „optimale“ Verhältnis zwischen Omega-6 und Omega-3-Fettsäuren in der Nahrung so bedeutsam: Bei Hund, Pferd und Katze wird – ebenso wie beim Menschen – von einer physiologisch günstigen Relation von ca. 5:1 ausgegangen. Entscheidend ist nun, dass beide Omega-Fettsäure-Familien um dasselbe Enzymsytem konkurrieren. Dies bedeutet im Klartext: Nimmt das Tier „zuviel“ Linolsäure (Omega-6-Fettsäure) über die Nahrung auf, so mündet der Umwandlungsprozess der Linolsäure in die Entstehung von Arachidonsäure und dadurch in die Bildung von „negativen“ Eicosanoiden. Umgekehrt bewirkt ein Überschuss an alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäure) im Futter die forcierte Synthese von EPA und daraus entstehenden „positiven“ Eicosanoiden.

Jedoch können auch aus dem Vorläufer von Arachidonsäure, der Dihomogammalinolensäure (DGLA, Omega-6-Fettsäure), sozusagen unter Umgehung der Arachidonsäure „positive“ Eicosanoide der Serie 1 gebildet werden. Entscheidend ist hier die Wirkung des Insulins: Insulin aktiviert die δ-5-Desaturase, d. h. dasjenige Enzym, das DGLA zur proentzündlichen Arachidonsäure umwandelt. Liegen hohe Blut-Insulinspiegel vor, beispielsweise aufgrund von Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels durch unangemessene Fütterung oder sogar Insulinresistenzen (Diabetes, EMS, Cushing), dann wird dieses Enzym stärker aktiviert. Hieraus resultiert ein vermehrtes Entzündungsgeschehen im Körper, das alle Körperregionen betreffen kann – nicht nur die Haut. Bei niedrigen Insulinkonzentrationen im Blut wird die DGLA nicht in Arachidonsäure, sondern direkt in die antientzündlichen, gefäßerweiternden Prostaglandine der Serie 1 umgewandelt.

Dieser Aspekt sollte bei der Diagnose von Hunden und Pferden mit Haut- oder Gelenkserkrankungen berücksichtigt werden. Nicht artgerechte Fütterung erweist sich immer wieder als Ursache „unerklärlicher“ Krankheitssymptome.

Wirkung

Die Wirkungen der Eicosanoide, die aus Arachidonsäure gebildet werden, sind folgende:

  • Prostaglandine PGI2 verstärken die Blutgerinnung und bewirken Gefäßerweiterung
  • Thromboxane TXA2 sind natürliche Gegenspieler zu PGI2, hemmen die Blutgerinnung und führen zur Gefäßverengung (Blutdruckerhöhung)
  • Leukotriene LTB4 verstärken Entzündungen und lösen eine Kontraktion der glatten Muskeln von Bronchien und Darm aus – stärker als Histamin!
  • Immunsuppression und Allergien
  • Husten und Darmkrämpfe/Koliken müssten demzufolge im Kontext mit einem ungünstigen Omega-6:Omega-3-Fettsäureverhältnis gesehen werden, d. h. einem unphysiologischen Überhang an Omega-6-Fettsäuren.

Die Wirkungen der aus EPA entstehenden Eicosanoide:

  • Prostaglandine PGI3 führen zu Gefäßerweiterung und Gerinnungshemmung (wichtig bei blutenden Wunden)
  • aufgrund des nahezu inaktiven Thromboxans TXA3 entfällt dessen gefäßverengende und gerinnungsfördernde Wirkung auf den Organismus
  • Leukotriene LTB5 wirken 10mal schwächer als Leukotriene aus Arachidonsäure, d. h. Entzündungsprozesse werden im Körper kaum gefördert

Häufigkeit und Stärke von z. B. entzündlichen Hautveränderungen bei den Tieren können über eine Erhöhung des Omega-3-Fettsäuregehalts in der Nahrung von Hund, Katze und Pferd günstig beeinflusst werden. Hier bietet sich das EPA-haltige Krillöl an, das sehr gut bioverfügbar ist und Leber entlastend verstoffwechselt wird (gut geeignet für Pferde). Dadurch wird, wie oben geschildert, die Synthese der entzündungsfördernden Leukotriene der 4-er Reihe reduziert zugunsten von Leukotrienen der 5-er Reihe.

Der Körper benötigt beide Arten essentieller Fettsäuren, sowohl Omega-6 als auch Omega-3-Fettsäuren. Allerdings ist ein stoffwechselphysiologisch günstiges Mengenverhältnis zwischen Linolsäure, Arachidonsäure, alpha-Linolensäure und Eicosapentaensäure entscheidend für die Gesundheit der Tiere. Das Angebot von Ölsaaten (insbesondere für Pferde geeignet) und daraus kaltgepressten hochwertigen Pflanzenölen im Wechsel sowie ein achtsames Augenmerk auf die Supplementierung mit Fischöl/Krillöl sollten in dieser Hinsicht wertvolle Dienste leisten.

Dr. Frauke Garbers, Biologin

Bildergalerie

Vorheriger Artikel Nächster Artikel "Eisen"

Zurück zur Übersicht