Kräuter für Geflügel

Wenn ich mit etwas Salat, Vogelmiere oder Taubnessel aus dem Garten zum Hühnerstall komme, laufen mir die Hühner immer erwartungsvoll entgegen. Kein Wunder, denn in der Natur sind die Hühner den ganzen Tag mit der Nahrungssuche, also mit picken und scharren beschäftigt. Dabei sammeln sie aus einer umfangreichen pflanzlichen Vielfalt Gräserspitzen, Knospen, Blätter, Blüten und Samen und dazu immer auch einen Anteil tierischer Kost wie Schnecken, Würmer, Käfer, etc.

Freilebende Hühner brauchen bis zu 15.000 Pickschläge, um sich ihrem Nahrungsspektrum entsprechend zu ernähren. Picken sie nur am Trog, sind sie nach 5.000 Pickschlägen satt. Artgerechte Ernährung ist mehr als Sättigung, sie soll das Geflügel umfassend mit allen möglichen Stoffen versorgen, sie soll sie auch beschäftigen und zum Picken, Scharren und Suchen animieren.

Hühner lieben klein geschnittene Kräuter und Gemüse unter dem Futter. Kräuter können frisch aus dem Garten oder in der Natur gesammelt sein, sie können aber auch getrocknet gegeben werden. Die Kräuter werden unter das Körner- oder Weichfutter gemischt. Die Kräutermenge für die Zubereitung ist individuell je nach Kräutermischung. Als Faustregel gilt: Es werden eine Handvoll frische oder ca. 2 Esslöffel getrocknete Kräuter unter 1 Kilogramm des Grundfutters gemischt. Wenn Ihre Hühner die getrockneten Kräuter aussortieren, empfiehlt es sich, die Körner etwas anzufeuchten: mit Wasser, Kräutertee oder Buttermilch.

Genauso wie für mich selbst kann ich auch für meine Hühner Kräutertee kochen. Ich rechne, je nach Art oder Kräutermischung, etwa eine Handvoll frischer Kräuter oder 2 gehäufte Esslöffel getrockneter Kräuter je Liter. Sie werden mit heißem Wasser übergossen und anschließend 10 Minuten abgedeckt ziehen gelassen. Wenn Sie größere Mengen Tee kochen möchten, können Sie auch ein Konzentrat zubereiten. Hierfür werden z. B. 6 Esslöffel auf 1 Liter Wasser geben. Dieses Kräutertee-Konzentrat wird mit 2 Liter kaltem Wasser verdünnt – so ergeben sich 3 Liter trinkfertiger Tee. Gerade im Winter und in der Übergangszeit wird die warme Tränke gerne angenommen. Der Tee-Kräutersatz sollte nicht weggeworfen werden, denn etwa 30 % der Wirkstoffe sind darin noch enthalten und für das Geflügel verwertbar.

Meine Hühner fressen die durchweichten Kräuter noch gerne mit, sie erhalten damit eine zusätzliche Portion Faserstoffe, die die erwünschte Darmflora ernähren. Durch enzymatische Prozesse im Darm werden die Pflanzeninhaltsstoffe für den Organismus verfügbar gemacht.

Manfred Heßel, Diplom-Ökologe und Phytotherapeut