Kompost im Hühnerstall?

© airborne77 - Adobe StockViele Gärtner legen heute keinen Kompost mehr an und entsorgen ihre organischen Abfälle in der Biotonne. Für sie ist Kompost ein stinkender Haufen am Ende des Gartens, auf den sie gerne verzichten. Dieser Haufen ist aber kein Kompost, sondern eben nur ein stinkender Haufen.

Das Wort Kompost stammt von dem lateinischen compositum, es bedeutet das Zusammengestellte und hat denselben Wortstamm wie Komposition. Ein aus vielen verschiedenen Pflanzenteilen zusammengefügter Kompost beschäftigt unzählige Mikro- und Makroorganismen, Bakterien und Pilze, die dafür sorgen, dass das organische Material abgebaut wird. Vergleichen wir das mit unserem eigenen Stoffwechsel, so sorgt eine ausgewogene und vielseitige Ernährung auch für eine breit angelegte Darmflora. Eine einseitige Versorgung hingegen fördert die Gasbildner und Fäulnisbakterien im Darm und führt zu Verdauungsproblemen.

Wir haben in unseren heutigen Gärten das Problem, dass die organischen Abfälle sehr einseitig sein können, z. B. überwiegend Rasenschnitt. Trotzdem ist es möglich, auch daraus ohne großen Aufwand einen guten Kompost aufzubauen, in dem sich die Organismen und Bakterien wohlfühlen und innerhalb kurzer Zeit eine gute Humuserde erzeugen.

Kompost als Einstreu für die Hühner?

Auch genannt Deep Litter, zu Deutsch „Tiefstreu“. Hier wird im Gegensatz zur Wechseleinstreu eine dauerhafte Schicht im Stall eingestreut wie z. B. Laub, Torf, Strohhäcksel oder auch Kompost. Die Vorteile: Naturnahes Klima, muss selten erneuert werden, kann kompostiert werden, gute Dämmwirkung, pflegeleicht.

Ein gut verrotteter Kompost hat die Hitzeperioden hinter sich, die hohen Temperaturen, die bei dem Rotteprozess entstehen, sind abgeschlossen. Nun kommt die Zeit der Bodentiere und Regenwürmer, die sich dort einnisten, um ihre Arbeit zu verrichten. Ideales Futter und Material zum Scharren für die Hühner. Vorausgesetzt, Sie haben Ihren eigenen Kompost aufgesetzt; der industriell hergestellte Fertigkompost ist oft gedämpft und muss sich erst mit Mikroben und Bodentieren besiedeln.

Wenn Sie nun den Kompost als Einstreu verwenden, mischen Sie eine Schaufel voll Sämereien mit unter. Dies bietet den Hühnern ein hohen Beschäftigungswert mit riechen, rascheln, scharren und picken. Bei der Suche nach den Körnern nehmen Sie zudem Huminstoffe auf, die sich im Kompost befinden. Huminstoffe haben eine positive Wirkung auf den Hühnerdarm. Zudem wird der etwas feuchte Kot der Hühner durch den Kompost gebunden und Gerüche werden reduziert. Das funktioniert am besten, wenn Sie einen Frischkompost verwenden, denn dort befinden sich, im Gegensatz zum Fertigkompost, biologisch aktive Mikroorganismen. Ein weiterer Vorteil ist, dass der nährstoffarme Kompost durch den Hühnerkot wieder mit Nährstoffen angereichert wird. Ein optimaler Dünger für Gemüse oder auch als Kompoststarter einsetzbar.

Bitte verwenden Sie nicht den Kompost von Kompostierungsanlagen, die Bioabfälle kompostieren. Leider sind diese oft durch Fremdstoffe, wie Kunststoff oder Glas, verunreinigt.

Tipp: Geben Sie zusätzlich zum Kompost etwas Pflanzenkohle und Gesteinsmehl zum Einstreu. Diese Zugaben stabilisieren Darm- und Bodenmilieu.

Tobias Klein, Umweltschutz-Ingenieur und leidenschaftlicher Landwirt

31.08.2022

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