Weideprobleme: Klee

Teil 1 der Serie "Weideprobleme"

Abb. 1: Massenaufwuchs von Weißklee auf einer Pferdeweide. Der erkennbare Graswuchs auf einer Urinierstelle gibt bereits einen deutlichen Hinweis darauf, wie dieser Klee zu verdrängen ist. Das Fallbeispiel am Ende des Artikels erklärt genau, wie es geht. Foto: R. Vanselow.  

Klee - wertvolle Ergänzung oder gefährlicher Konkurrent?

Schmetterlingsblütler wie der Weißklee sind im Wirtschaftsgrasland erwünscht, denn sie sind Stickstoff-Sammler. Nicht nur im Ökolandbau werden Schmetterlingsblütler daher als düngende Zwischenfrucht im Ackerbau eingesetzt. Im Grasland sind sie eine Ergänzung der Gräser. Sie düngen die Gräser und ermöglichen ihnen eine bessere Wüchsigkeit. Zudem sind Schmetterlingsblütler als Futter vergleichsweise eiweiß- und mineralstoffreich. Man denke nur an Soja und Luzerne. Gleichzeitig herrscht ein Konkurrenzkampf zwischen den Gräsern und den Kräutern. Je nach Nutzung und Pflege der Fläche fällt das Gleichgewicht mehr zu der einen oder anderen Seite.

Schmetterlingsblütler können aber auch unerwünschte Effekte haben. Sie blühen intensiv und verbreiten einen angenehmen Duft, der nicht nur Schmetterlinge und (Wild-) Bienen in hoher Anzahl anlockt. Massenaufwüchse von Klee sind eine attraktive Insektenweide. Fressen Weidetiere mitten zwischen Bienen und Hummeln, dann sind Stiche im Maulbereich vorprogrammiert. Auch beim Wälzen wehrt sich manche Biene durch einen verzweifelten Stich gegen das Zerdrücktwerden. Schließlich können massenhafte Aufwüchse von Klee (Trifolium) zur sogenannten Trifoliose, also Kleevergiftung, führen.

Vorteile dank Helfern

Wenn Schmetterlingsblütler mit ihren Symbionten, den Wurzelknöllchenbakterien, infiziert sind, dann versorgen diese ihre Wirtspflanze mit gebundenem Luftstickstoff. Wenn also genug Nährstoffe im Boden vorhanden sind und nur der Stickstoff fehlt, dann befinden sich Schmetterlingsblütler im konkurrenzlosen Schlaraffenland: Konkurrenten ohne spezielle Strategien zur Beschaffung von Stickstoff kümmern und bleiben konkurrenzschwach.

Andererseits können Schmetterlingsblütler Böden deutlich aufdüngen. Das wussten unsere Vorfahren und haben auf ärmsten Sandböden Besenginster angebaut – nicht nur zur Besenproduktion, sondern auch als Tierfutter. Allerdings handelte es sich bei den Nutztieren der armen Heidebauern eher um die Kuh des armen Mannes, sprich um Ziegen und Schafe, und wer sich nicht einmal die leisten konnte – Kaninchen. Diese Tiere können deutlich besser entgiften als Rinder oder gar Pferde.

Sämtliche Schmetterlingsblütler (Leguminosen, Hülsenfrüchtler) enthalten Fraßabwehrstoffe, die mehr oder weniger wirksam sind, zumeist aber durch langes Kochen zerstört werden können. Während also der Besenginster traditionell angebaut wurde, stellt die aus Nordamerika stammende Robinie als Neophyt in Deutschland bzw. Europa zunehmend ein Problem dar: Zwar ist sie als Holzlieferant, Bienenweide und Ziergehölz beliebt. Sie ist aber nicht nur durch ihre Gifte gefährlich, insbesondere für das Weidevieh. Sie dringt auch in Naturschutzgebiete auf ärmsten Böden vor, düngt diese Böden mit Stickstoff auf und beschattet die seltenen Kräuter am Boden.

Dieser Ausflug in die Welt der Schmetterlingsblütler hilft uns, die Strategien der Kleearten im Grasland zu verstehen. Nehmen wir einmal an, ein Pferdehalter übernimmt eine Fläche Grasland aus konventioneller, also intensiver Rinderhaltung. Der Boden wurde über einen Zeitraum ordnungsgemäß anhand der genommenen Bodenanalysen gedüngt. Diese Düngerempfehlungen orientieren sich am Bedarf unserer wichtigsten Wirtschaftsgräser, also insbesondere des Lolium perenne (Deutsches Weidelgras). Hauptnährstoffe der Dünger sind N, P und K, also Stickstoff, Phosphor und Kalium. Pferdehalter reduzieren die Düngung oft aus Angst vor Wohlstandserkrankungen ihrer Pferde. Dem Boden geht zuerst der Stickstoff durch Auswaschung oder in die Atmosphäre verloren. Kalium bleibt länger erhalten, je nach Bodenart. Im Oberboden vorhanden bleibt der Phosphor. Damit wird klar: Je intensiver der Boden aufgedüngt war und je krasser der Verlust des Stickstoffs im Boden, desto günstiger für den Klee im Konkurrenzkampf mit den Gräsern. Gelegentliche Kaliumgaben erhalten bei Stickstoffmangel die Dominanz der Leguminosen über die Gräser.

Klee ist nicht gleich Klee

Abb. 2: Hornklee auf einer wüchsigen Feuchtwiese. Dieser gelb blühende Klee wurde früher viel angesät und wird weltweit wirtschaftlich genutzt. Auf Pferdeweiden ist er selten geworden. Hier konkurriert er mit Fuchsschwanz, Wiesenschwingel und Seggen um Platz, Licht und Nährstoffe. Foto: R. Vanselow. 

Auf Pferdeweiden und in Heuwiesen können allerhand verschiedene Kleearten wachsen. Jede Art hat ihre ganz eigene Strategie zu überleben. Diese Strategie gilt es zu begreifen, will man den Klee fördern oder verdrängen. Das gilt übrigens für den Umgang mit jedem Bewohner des Systems Grasland.

Es gibt hochwüchsige Kleearten, die mit den Obergräsern um Licht konkurrieren und ihre Blüten den bestäubenden Insekten entgegen strecken. Zu ihnen gehört der Wiesenklee (Rotklee). Will man ihn zurückdrängen, muss man ihn am Blühen hindern und die Gräserkonkurrenz durch genug Mistdüngung stärken.

Es gibt ein- oder maximal zweijährige Kleearten wie Hasenklee und Hopfenklee, die vom freien Boden lückiger Bestände profitieren, um in möglichst kurzer Zeit Samen zu produzieren, die dafür sorgen, dass auch in Zukunft diese Art am Standort vorhanden ist. Der Same überdauert ungünstige Witterung wie Frost oder Dürre unbeschadet. In geschlossenen Pflanzendecken kommen ihre Samen nicht mehr zur Keimung.

Manche Kleearten werden von Pferden quasi nicht gefressen, z. B. der Mittlere Klee. Dadurch kann es stellenweise zu Massenaufwüchsen kommen. Bei allen Gewächsen, die sich durch Inhaltsstoffe dem Fraß entziehen, sucht man idealerweise nach geeigneten Fraßfeinden (Mischbeweidung, Insekten o. ä.) oder übernimmt selber die Rolle des „Fraßfeindes“. Da der Mittlere Klee lückige Bestände nährstoffarmer Böden anzeigt, verhindert man seine Ansiedlung durch die Vermeidung von Trittsiegeln oder aufgerissene Böden durch (Ernte-) Maschinen.

Der Weißklee ist eine ausdauernde Pflanze. Er lebt also viele Jahre lang. Sein lateinischer Name Trifolium repens weist uns auf seine Strategie hin: Er kriecht dicht über dem Boden entlang. Je intensiver Fraß oder Schnitt, desto dichter schmiegt sich der Stängel mit seinen Blättern an den Boden an. War heute der Rasenmäher aktiv, so stehen morgen bereits wieder neue Blütenköpfe für Insekten bereit. Notfalls gestaltet er sich zum Briefmarkenwuchs: unerreichbar für Zähne und Schneidwerke. Dabei kann er erdrückend dichte Teppiche bilden, die den Boden perfekt beschatten und Keimlingen das Leben schwer machen. Wie man ihn zurück drängt, sehen wir weiter unten an einem Beispiel.

Wo kommt der Klee her?

Keimfähige Kleesamen sind meistens im Boden enthalten. Sie können über Jahre oder sogar Jahrzehnte im Boden ruhen und auf ihre Chance warten. Die meisten Kleearten werden zudem durch Tiere verbreitet – Feldmäuse legen Vorräte an, Fell schleppt Samen mit, Vögel fressen Samen und setzen woanders Kot ab, Hufen schleppen Erde und Samen mit. Profilsohlen und Reifen darf man als eine moderne Form der „Verbreitung durch Tiere“ (Zoochorie) auffassen. Krähen fressen angeblich gerne Kleesamen und sorgen für seine Verbreitung.

In Saatgutmischungen für Viehweiden wurden vor 100 Jahren je nach Autor Anteile von maximal 20 bis hin zu 40% Klee empfohlen. Diese Mischungen waren oft für ärmste Sandböden gedacht, auf denen auch keine Pferde, sondern Schafe weiden sollten. Der hohe Leguminosenanteil sollte die Düngung der Böden sicher stellen. Allgemein werden heute Anteile bis 30% im Weideland toleriert. Bei mehr als 30% muss mit Kleevergiftung (Trifoliose) gerechnet werden.

Was tun, wenn …? Ein Beispiel

Die Weide eines Pensionsstalls war vor Jahren auf einem ehemaligen Acker angelegt worden. Zuerst wuchs das Gras gut. Die Pferdehalter hatten jedoch Angst vor Wohlstandserkrankungen und wollten keinen Dünger ausbringen. Pferdeäpfel wurden meistens abgesammelt, Mist wurde nicht ausgebracht. Im Sommer wurde überweidet. Auch im Winter durften die Pferde auf der Fläche laufen und fraßen nicht nur das Gras extrem kurz, sondern hinterließen auch jede Menge Trittsiegel.

Abb. 3: Etwa 90% Weißklee-Anteil auf einer Pferdeweide Ende Juni. So sollte eine Futtergrundlage für Pferde nicht aussehen, obwohl diese Fläche eine wunderbare Insektenweide ist. Foto: R. Vanselow.  

Der Graswuchs ließ nach. Stattdessen nahm der nicht angesäte Weißklee zu. Als der Klee an vielen Bereichen der Weide bis zu 90% des Pflanzenbestandes bildete, wollten die Pferdehalter den Klee loswerden. Zwar waren der Honigduft und die Vielfalt an Insekten beeindruckend. Viele Pferde hatten aber massive Probleme mit Bienenstichen im Maul. Zudem gab die Weide nur noch wenig Aufwuchs her. Doch wie vorgehen?

Wir haben die Fläche im Februar des Folgejahres aus der Nutzung genommen. Im regenreichen, milden schleswig-holsteinischen Spätwinter wurde eine erste Mistdüngung mit reifem Stallmist ausgefahren. Es bildete sich eine sehr dichte etwa eine Handbreit hohe Grasschicht. Für die Keimung von Kräutern war hier kein Platz mehr. Im Frühjahr blieb diese Fläche für die Pferde gesperrt, bis das Gras in Blüte ging. Das Gras sollte zum Absamen gelangen, um die Samenbank im Boden mit eigenem Gras-Saatgut aufzufüllen.

Abb. 4: Die gleiche Fläche genau ein Jahr später nach Mistdüngung im Frühjahr und Ruhe bis zur Gräserblüte. Foto: R. Vanselow.

Die auf anderen Weideflächen angegrasten Pferde durften ab Ende Mai stundenweise in das blühende Gras, ab der Samenbildung etwa Mitte Juni 24 Stunden am Tag. Vom Klee war nur noch im Unterwuchs etwas zu sehen.

Abb. 5: Die Untergräser mit dem blühenden Weißklee aus Abb. 3 in der Vergrößerung. Der Klee ist im Unterwuchs noch da und wartet auf seine Chance. Foto: R. Vanselow. 

Neben Deutschem Weidelgras war vor allem Wiesenrispengras übrig geblieben, sowie trotz der jahrelangen Überweidung auch Knäuelgras und Wiesenlieschgras. Als Wildgräser von alleine angesiedelt hatten sich Honiggras und Quecke.

Abb. 6: Die ehemalige Kleeweide einen Monat später im Juli bei Dürre. Die Gräser samen als „Heu am Halm“ ab und füllen so die Samenbank des Bodens auf. Die Pferde finden zwischen den vertrockneten Grashalmen am Boden noch genug Futter. Foto: R. Vanselow.

Bis zur Heuernte im Juni war die Witterung feucht genug für das Graswachstum. Doch dann folgte ein extrem trockener Sommer. Alle Höfe rundherum hatten kein Gras mehr auf denWeiden und mussten zufüttern. Nur dieser Hof mit seiner ehemaligen Kleeweide hatte reichlichst Gras. Zwischen dem samenden „Heu am Halm“ fanden die Pferde bodennah jede Menge zartes frisches Grün. Trotz der Dürre konnte das Gras dieser Fläche noch gut nachwachsen, da der hohe Pflanzenbestand den Boden vor Austrocknung und Sonneneinstrahlung schützte und den nächtlichen Tau im Wurzelraum festhalten konnte.

Abb. 7: Trotz der Dürre kann sich im Schutze des samenden, vertrockneten Grasbestandes in Bodennähe Feuchtigkeit halten und ermöglicht den Gräsern und dem Klee genug Wachstum, um die Pferde zu ernähren. Auf den abgenagten Weiden der Nachbarhöfe kommt es zum Wachstumsstop der Futterpflanzen. Die Höfe müssen mitten im Sommer zufüttern. Foto: R. Vanselow.

Rechtzeitig vor Beginn des maritimen, wegen der Lage zwischen den Meeren an Süd-England erinnernden grünen Winter wurde die Weide erneut gesperrt und nochmals mit reifem Mist gedüngt. Das Gras konnte nochmals dicht hochwachsen und eine gute Handbreit hoch in den Winter gehen. 

Abb. 8: Die Fläche Mitte Oktober vor der zweiten Mistdüngung. Noch ist es warm zwischen den Meeren und das Gras wächst noch gut. Foto: R. Vanselow.  

Abb. 9: Die ehemalige Kleeweide nach der zweiten Mistdüngung im Januar. Foto: R. Vanselow.

Abb. 10: Die ehemalige Weißkleeweide Ende Januar nach der zweiten Mistgabe. Falls hier eine Kleepflanze mit dem Gras noch konkurrieren will, dann hat sie es sehr schwer, zumal das Gras über den Winter einen Vorsprung gewonnen hat. Alle Lücken sind geschlossen und das Gras steht bereits dicht und eine gute Handbreit hoch. Foto: R. Vanselow.

Der Weißklee wurde auf diese Weise ohne Chemie und fremdes Saatgut innerhalb von 10 Monaten weitgehend verdrängt und stellt seit dem kein Problem mehr dar.

Abb. 11: Der Weißklee konnte ohne Chemie und ohne fremdes Saatgut innerhalb von weniger als einem Jahr zurück gedrängt werden. Foto: R. Vanselow.  

Die ehemalige Kleeweide wird nun bei Bedarf mit reifem Mist gedüngt, im Sommer nicht mehr überweidet, darf regelmäßig Saatgut für die Samenbank im Boden produzieren und hat über die nassen Wintermonate Ruhe.

Dr. Renate Vanselow, Dipl.-Biologin

Lesen Sie auch

Teil 2: Hahnenfuß

Teil 3: Stumpfblättriger Ampfer

01.08.2017

Bildergalerie

Zurück zur Übersicht