Igel

Lebensgewohnheiten, Pflege und Überwinterung

Igel sind auf ihre Art sehr liebenswerte Tiere. Trotz ihres charakteristischen Stachelkleides haben sie ein doch putziges und irgendwie einnehmendes Wesen. Spürt man als menschlicher Betrachter ihre uralte Abstammung? Denn Igel zählen zu den erdgeschichtlich ältesten Säugetierformen. Sie sind seit dem Tertiär (Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren bis Beginn des Quartär vor 2,6 Millionen Jahren) nachgewiesen. Vielleicht eine unbewusste Ehrfurcht vor diesem archaischen Wesen?

Aber Igel sind nicht nur liebenswerte Geschöpfe, sie zählen auch zu den besonders geschützten Tierarten. Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, Igel zu fangen, in Besitz zu nehmen, sie zu verletzen oder zu töten. Verletzte, kranke oder hilflose Igel darf man dagegen aufnehmen, um sie gesund zu pflegen. Sie müssen allerdings so schnell wie möglich wieder in die Freiheit entlassen werden, sobald sie sich dort selbstständig erhalten (ernähren) können.

Diese Vorgaben mögen dem Bestreben vieler tierlieber Menschen entgegenstehen, Igeln zu helfen, sie zu füttern und zu überwintern. Aber Igel sind Wildtiere, keine Haustiere. Beim Igelschutz sollten der Lebensraum der Igel und ihre Lebensbedingungen im Vordergrund stehen.

Hilfsbedürftige Igel gibt es – leider – viele. Man denke an die verschiedenartigen Gefahren, denen Igel in Gärten, Parkanlagen, im Umfeld des Hauses und natürlich durch den Straßenverkehr ausgesetzt sind. Allein hier werden jährlich über eine halbe Million Igel jährlich getötet!

Aber auch Wurfnester können zerstört werden, z. B. durch Gartenarbeiten. Bei Störungen verlassen Igelmütter ihre Nester und kehren unter Umständen nicht mehr zurück. Die zurückgelassenen Igelsäuglinge verwaisen, sind hilflos sich selbst überlassen. Freilaufende, jagdlustige Hunde können Igel schwer verletzen oder töten. Häufig geschieht dies, wenn Hunde Igel aus ihren Winterschlafnestern ausgraben.

Igel, die zum Herbst nicht ausreichend an Gewicht zugelegt haben und den nahenden Winter nicht überleben würden oder kranke, schwächelnde Jungigel bedürfen der Hilfe und Pflege durch den Menschen.

Biologie der Igel

Igel sind einzigartig und unverwechselbar: Kein anderes heimisches Tier besitzt einen Stachelpelz. Der Igel zählt zu den Insektenfressern, genauso wie Spitzmäuse und Maulwürfe. Circa 8.000 Stacheln – es handelt sich dabei um umgebildete Haare aus Keratin – bedecken seinen Rücken und seine Flanken. Bei Gefahr und fehlender Fluchtmöglichkeit rollt er sich, das Gesicht, die Beine und den Bauch schützend, zur Kugel zusammen und stellt mithilfe kleiner Muskeln alle Stacheln auf. Seine natürlichen Feinde wie Uhu, Fuchs und Dachs, aber auch Hunde überlegen sich vermutlich drei Mal, ob sie diesen Kugelhaufen angreifen. Jungigel können auch von Katzen getötet werden.

Nördlicher WeißbrustigelIn Deutschland gibt es zwei Arten, wobei der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) am weitesten verbreitet ist. Der seltene Nördliche Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus) kommt nur in wenigen Randgebieten Ostdeutschlands vor.

Ursprünglich lebte der Igel in strukturierten Landschaften mit Waldrändern, Gehölzen, Hecken und Knicks mit dichtem Unterwuchs. Sein englischer Name hedgehog (Heckenschwein) ist bezeichnend für seinen Lebensraum.

Als Kulturfolger leben Igel heutzutage häufig in der Nähe des Menschen, in Parks, Gärten und Grünanlagen. Obwohl der größte „Feind“ der Igel nach wie vor der Mensch ist, durch seine vielfältigen Eingriffe in die Natur!

Der hoch entwickelte Geruchs- und Gehörsinn der Igel verhilft ihnen zur schnellen Beutefindung – lange, bevor sie ihre Beute mit den Augen erkennen. Ihr Sehvermögen ist schlecht entwickelt. Für ein dämmerungs- bzw. nachtaktives Tierchen wie dem Igel ist das ja auch nicht unbedingt so wichtig?

Als Insektenfresser ernähren sich Igel hauptsächlich von Käfern, Käferlarven, Schmetterlingslarven, Regenwürmern und Ohrwürmern. Sie vertilgen auch mal kleinere Gehäuseschnecken; von Nacktschnecken entfernen sie vor dem Verzehr den Schleim mit ihren Vorderbeinchen. Über Regenwürmer und Schnecken nehmen Igel allerdings auch Endoparasiten wie Lungen- und Darmwürmer auf. Dieser häufig vorkommende Parasitenbefall bei Igeln schwächt vor allem die Jungigel zum Herbst hin.

Aber auch Aas, z. B. tote Vögel oder Mäuse, verschmähen Igel nicht. Lebend würden sie diese ja niemals fangen können…
Igel sind typische Winterschläfer und Einzelgänger. Sie können sieben bis acht Jahre alt werden, ihre Lebenserwartung wird jedoch nur auf zwei bis vier Jahre geschätzt – die Jugendsterblichkeit liegt bei 60 bis 80%!

Igel brauchen viel Raum zum Leben. In städtischen Parkanlagen ist ihr Lebensraum – zwangsläufig – kleiner als in ländlichen Gegenden. Hier breitet sich das Igelmännchen auf bis zu 100 Hektar aus, das Igelweibchen auf 20 bis 30 Hektar!

Zäune und Mauern, die die Wanderungswege von Igeln versperren, sind für die Tiere absolut hinderlich. Anstelle moderner Metallzäune, die keinerlei Durchschlupf für den Igel ermöglichen, sind die guten alte Jägerzäune sehr igelfreundlich. Man könnte natürlich eine ca. 10 cm x 10 cm große Öffnung in besagte Zäune schneiden, die Igel würden es sehr danken!

Nur zur Paarungszeit (Ende Mai bis August) finden Igel zusammen. Eine „treue Ehe“ gibt es nicht, denn das Igelmännchen verschwindet sofort wieder, sobald das Igelweibchen trächtig ist. Die Igelin ist sozusagen alleinerziehend. Die dahinterstehende Vermutung: Für Igelmutter und Igeljunge soll genügend Nahrung im Umkreis des Nestes bleiben. 

Das Wurfnest, in dem die Igelmutter ihre – im Durchschnitt fünf – Jungen aufzieht, ist bedeutend sorgfältiger gebaut als das Sommernest, in dem Igel tagsüber schlafen. Im Sommer ruhen sie häufig nur in hohem Gras. Wurfnester hingegen und Nester für den Winterschlaf werden geschützt unter Hecken, im Gebüsch, unter Astwerk, Laub und Komposthaufen angelegt.

Gefahren

Durch diese Lebensweise sind Igel vielen Gefahren ausgesetzt: Lärmende, elektrische Gartengeräte werden in Parkanlagen, mit zunehmender Beliebtheit aber auch im eigenen Garten eingesetzt. Hohes Gras unter Hecken und Sträuchern muss der „Ordentlichkeit“ halber mit Rasenmäher oder Kantenschneider bearbeitet werden. Möglicherweise lebensgefährlich für den tagschlafenden Igel oder die Aufwuchsigel im Wurfnest! Sie können verstümmelt oder tödlich verletzt werden. Sehr problematisch sind Mähroboter, die sich – leider – steigender Verkaufszahlen in Deutschland erfreuen. Vollständig zusammengerollter IgelDenn bei Gefahr (z. B. durch einen Mähroboter) rollen Igel sich ein und werden vom Mähroboter nicht erkannt, da die Stoßsensoren nicht sensibel genug sind. Vor allem kleinere Igel bzw. alle Kleinsäugetiere werden überfahren, schwer verletzt oder getötet. Zudem lassen viele Gartenbesitzer die Mähroboter nachts laufen – eben besonders gefährlich für den nachtaktiven Igel. Aber selbst bei Tage ist der Einsatz dieser Maschine hochproblematisch, denn viele Igel suchen vor dem Herbst auch tagsüber nach Nahrung. Und was ist mit der Empfehlung, einen Mähroboter „nicht unbeaufsichtigt laufen zu lassen“?

Der Gartenbesitzer will ja gerade Zeit sparen (und Anstrengung vermeiden) und nicht neben der Maschine im Garten herlaufen müssen, um nach Igeln Ausschau zu halten. Für verantwortungsvolle Gartenbesitzer zum jetzigen Stand der Technik eine absolut abzulehnende „Gartenhilfe“!

Auch das Umsetzen von Komposthaufen oder Laubbergen sollte mit der Mistgabel sehr vorsichtig erfolgen. Häufig haben sich hier Igel zurückgezogen. Laubsauger sind in diesem Zusammenhang eher Fluch als Segen. Sie saugen nicht nur Laub, sondern auch Igelnahrung und kleine Igel! Vermutlich machen sich hierüber viele Gartenbesitzer keine Gedanken.

Steilwandige Gartenteiche oder Schwimmbecken können für Igel Todesfallen sein. Sie sind zwar gute, wenn auch keine ausdauernden Schwimmer. Jedoch brauchen sie flache Ufer, um aus dem Wasser klettern zu können. Bretter (mit Querleisten) an den Rand gelegt sind rettende Ausstiegshilfen für den Igel. Gartenfeuer, z. B. das traditionelle Osterfeuer in ländlichen Gegenden, ist ein Todesurteil für darin versteckte Igel! Und nicht nur für diese Tierchen!

Überdies sind häufig verwendete Gifte wie Schneckenkorn, Insektizide und Unkrautvernichter sowie Kunstdünger lebensgefährlich für kleine Säugetiere und Vögel. Dies gilt ebenso für Mäuse- und Rattenfallen, Drahtrollen am Boden (in denen Igel sich verhaken und nicht wieder befreien können), Schnüre von Heu- und Strohballen und Folienreste dieser Ballen, mit denen Igel teilweise sogar „entsorgt“ werden. Auch unachtsam weggeworfene Dosen von Tierfutter, Joghurtbecher usw. sind für Igel eine Falle: Sie suchen nach Futterresten, können sich einklemmen und nicht mehr befreien. Sie gehen elendig zugrunde. Die Liste der Gefahrenquelle ist dramatisch lang und für die meisten Menschen überhaupt nicht nachvollziehbar.

Aufzucht

Igel bekommen normalerweise einmal im Jahr Junge (im August bzw. September). Die Jungen sind Nesthocker und werden ca. 42 Tage gesäugt. Im Alter von ca. 25 Tagen verlassen sie erstmals das Nest, um zusätzlich zur Muttermilch nach fester Nahrung zu suchen. Ab dann sind sie keine Igelsäuglinge mehr, sondern Igeljunge. Igeljunge wiegen mehr als 100 g, sind älter als 25 Tage und nur noch teilweise von der Muttermilch abhängig. Im Alter von sechs Wochen sind die Igeljungen von der Mutter entwöhnt und wiegen ca. 250 bis 350 g. Sie gehen nun ihrer Wege und jedes Tier sucht sich seinen eigenen Lebensraum.

Anfang November, wenn die Igel unter normalen Witterungsbedingungen in den Winterschlaf gehen, sollten sie sich Speckpolster angefressen haben und ein Körpergewicht von mindestens 500 g, besser 600 g erreichen. Dann ist die Chance groß für sie, den Winter lebend zu überstehen.

Ab Oktober wird die Nahrung deutlich knapper, der November bietet dann kaum noch Essbares für die Jungigel. Daher sind Igel, vor allem Jungigel, im beginnenden Herbst auch tagsüber aktiv, um sich die nötigen Fettreserven anzufressen. Findet man um diese Zeit einen mageren, untergewichtigen oder auch kranken Igel im eigenen Garten oder an einem anderen Ort, braucht er Unterstützung durch den Menschen.

Welche Igel sind hilfsbedürftig?

Verletzte oder kranke Igel brauchen natürlich Hilfe. Kranke Igel sind oft tagaktiv, mager, apathisch und rollen sich nicht ein. Scheucht man dagegen einen gesunden Igel z. B. bei Gartenarbeiten auf, so sucht er sich auch tagsüber ein neues Ruheplätzchen und läuft herum. Dieser Igel ist nicht hilfsbedürftig.

Dringender Hilfe bedürfen verwaiste, mutterlose Igelsäuglinge, die man tagsüber außerhalb des Nestes findet – mit noch geschlossenen Augen und Ohren. Ebenso hilfsbedürftig sind Jungigel, die Anfang November unter 500 bis 600 g wiegen und oftmals auch krank sind.

Fremde Igel, die nach Wintereinbruch im eigenen Garten aktiv sind und bei Schnee oder Frost (länger als 14 Tage anhaltend) herumlaufen, brauchen unbedingt Hilfe. Sie sollten an einem kalten Ort (Garage, Gartenhaus usw.) in einem ca. 1 m² großen Karton mit darin angelegtem Nest „gesichert“ werden. Alle weitere Informationen sollte man bei Igelnetzwerken, Igelstationen u. a. einholen (z. B. beim Verein Pro Igel e. V.).

Sieht man dagegen einen bekannten Igel bei sich im Garten, d. h. einen Igel, den man in der Vorwinterschlafzeit bereits gefüttert hatte, so braucht man sich keine Sorgen zu machen. Er kann kurzzeitig aus dem Winterschlaf aufgewacht sein. Wenn er wieder verschwindet und weiterschläft, ist alles gut.

Wie pflegt man Igel, die in Not sind?

Ist man selber unsicher, einen hilfsbedürftigen Igel sachgerecht versorgen zu können, so sollte man zunächst bei den oben genannten Beratungsstellen und Igelstationen entsprechende Informationen einholen. Für die artgerechte Pflege des Igels ist nämlich eine Fülle an Fakten wichtig, die bei diesen Anlaufstellen durch die Berater erfragt werden. 

Es erübrigt sich oft, kranke, geschwächte Igel den Winter über in Obhut nehmen zu müssen, wenn man Igel in den nahrungsarmen Jahreszeiten (Herbst) rechtzeitig zufüttert. 

Hierfür richtet man eine feste Futterstelle ein, am besten in einem mindestens 2 m² großen Gehege, in dem der Igel sich gut bewegen kann. Die Futterstelle sollte geschützt vor Vögeln, Katzen und Regen sein. Ideal ist ein kleines Kistchen z. B. mit einem 10 x 10 cm Einschlupfloch oder ein Igelhaus (selbst gebaut oder aus dem Zoofachhandel bzw. Gartencentern, siehe das Merkblatt von pro-igel.de) mit verwinkeltem Eingang. Das Futter stellt man dann abends in sein Häuschen.

Neben hochwertigem Futter ist Bewegung für Jungigel enorm wichtig. Bis zum ersten Winterschlaf bleibt ihnen nur eine kurze Zeitspanne zum Aufwachsen. Und während dieser Wachstumsphase müssen die Muskeln trainiert werden.

Das Futter sollte artgerecht und ausgewogen (abwechslungsreich) sein, d. h. eiweiß- und fettreich, aber kohlenhydratarm. Eine Mischung zu gleichen Teilen aus hochwertigem vitamin- und mineralienhaltigen Katzenfeuchtfutter (mindestens 60 % Fleischanteil, mindestens 10 % Rohprotein) mit durchgegartem Rinderhack oder gekochtem Hühnerbein ohne Haut und zusätzlichem ungewürztem Rührei deckt den Nährstoffbedarf des Igels ausgezeichnet. Vor allem Jungigel lieben dieses Rührei! Bei gekochten Eiern hingegen ist die Versuchung des Igels groß, das leckere Eigelb vom Eiweiß zu trennen. Igel haben einen weitaus höheren Eiweißbedarf als Katzen. Die Empfehlungen für Igelnahrung sind sogar 30 bis 50 % Proteinanteil im Futter. Um die Katzenfutter/Fleischmischung auf diesen Eiweißgehalt zu erhöhen, eignet sich eben Ei hervorragend. Katzenfutter ist Hunde(feucht)futter vorzuziehen, da Katzenfutter Taurinzusätze enthält. Igel benötigen diese Aminosäure genauso wie Katzen. Zusätzliche Vitamin– oder Mineralstoffgaben sind bei einer abwechslungsreichen (mit Ei ergänzten) Ernährung nicht nötig.

Ungeeignete Nahrungsmittel sind z. B. Milchprodukte, alle salzigen oder süßen Nahrungsmittel (Räucherfisch, Kekse, Rosinen), Nüsse, Sonnenblumenkerne. Auch Obst gehört nicht zu den Nahrungsmitteln des Igels – obwohl im Märchen „Der Hase und der Igel“ der Gebrüder Grimm der Igel mit einem Apfel abgebildet ist! Er würde sich nur über einen Apfel hermachen, um Maden oder kleine Insekten abzuschlecken oder herauszuziehen. Überreifes und damit recht süßes Obst mögen Igel allerdings auch gerne – so wie Menschen die Schokolade. Trockenfutter ist generell zu vermeiden, der Igel trinkt zu wenig, ebenso wie Katzen.

Rührt ein Igel das angebotene Futter nicht an, können ihm unter Umständen Endoparasiten zu schaffen machen, sein Immunsystem geschwächt sein, Infektionskrankheiten oder Zahnprobleme vorliegen. Hier ist der Gang zu einem igelkundigen Tierarzt angeraten.

Kann man Igel unbegrenzt lange füttern?

Geht es zum Herbst, so naht der Winterschlaf. Auslöser für den Rückzug des Igels in die absolute Ruhe sind sinkende Temperaturen, abnehmende Tageslichtlänge, hormonelle Umstellungen und Nahrungsmangel. Auch das Alter spielt eine Rolle – ältere Igel gehen früher in den Winterschlaf als junge Igel. Der Grund: Ältere Igel haben zur Herbstzeit bereits größere Speckpolster. Denn der relative Anteil des Körperfetts – als Energiespeicher während des Winterschlafs – nimmt mit dem Alter und dem Gewicht zu.

Für Jungigel, die in Winterschlaf gelegt werden sollen, wird ein Gewicht von 600 bis 700 g empfohlen. Erwachsene Igel sollten nicht unter 1.000 g wiegen (1.000 bis 1.500 g).

Der vom Menschen im Garten aufgepäppelte, gesunde Igel wird sein bereitgestelltes Futter zur kälteren Jahreszeit nicht mehr anrühren, sondern sich zum Winterschlaf zurückziehen. Frisst der Igel dennoch weiter, sollte man ihn durch – sukkzessiven – Nahrungsentzug in den Winterschlaf bringen.

Man bietet Futter nur noch jeden zweiten Tag an, dann jeden dritten Tag. Nach einigen Tagen ohne Nahrung wird der Igel dann „zuverlässig“ schlafen.

Igel schlafen nicht durchgehend im Winter. Ca. 20 % der Zeit sind sie wach, bleiben aber meistens im Nest oder kommen nur kurz heraus, um zu trinken. Während des Winterschlafs verlieren die Tiere 20 bis 40 % ihres Körpergewichts. Der Hunger im Frühjahr nach dem Aufwachen ist dementsprechend groß. Füttert man seine Katzen z. B. draußen, so kann es sein, dass Igel kräftig mithelfen, die Futterschüsseln zu leeren. Das Nahrungsangebot im April ist für den Igel noch nicht sonderlich üppig. Man kann also ruhig in diesem Monat noch etwas zufüttern.

IgelhäuserIgel, die man nicht mehr vor dem Wintereinbruch hat auswildern können, müssen quasi in Gefangenschaft die Chance zum Winterschlaf bekommen. Ein gut isoliertes geschütztes Nest oder Fertigigelhaus in sicherer Einzäunung (Gehege) auf der Terrasse, im Gartenhaus, in der unbenutzten Garage oder im Garten ist ein geeigneter Rückzugsort für den Igel. Keller sind eher zu warm. Je wärmer es im Außen ist, desto mehr Gewicht verliert der Igel während des Winterschlafs und schwächt ihn zum Frühjahr. Denn die erhöhte Körpertemperatur regt Stoffwechsel und Energieverbrauch an. Die Körpertemperatur eines Igels während des Winterschlafs kann immerhin von ca. 35˚C auf ein Minimum von 5˚C absinken! Das kleine Igelherz schlägt im Winterschlaf statt 200 bis 280 Mal nur noch 2 bis 12 Mal pro Minute. Gut gemeinte Wärme schadet dem Igel also immens.

Etwa Ende März bis Mitte April erwachen Igel aus ihrem Winterschlaf. Zeit für einen in Obhut gehaltenen Igel, ausgewildert zu werden. Männchen wachen ungefähr drei Wochen vor den Weibchen und Jungigeln auf. Ihre Hoden benötigen diese „Vorlaufzeit“, um aktiv zu werden.

Da das Nahrungsangebot zu dieser kühlen Jahreszeit noch recht spärlich ist, sollte man den Igel erst auf das Gewicht (zu) füttern, das er vor dem Winterschlaf hatte (mindestens 700 g für Jungigel, nicht unter 1.000 g für erwachsene Igel). Dies dauert meist nicht länger als eine bis anderthalb Wochen.

Igel sollten wieder an demjenigen Fundort ausgewildert werden, an dem man sie aufgelesen hatte. Sie haben ein hervorragendes Ortsgedächtnis und werden sich ihren – ihnen ja bekannten – Lebensraum mit frischen Kräften erobern.

Dr. Frauke Garbers, Biologin

31.08.2019

Zurück zur Übersicht