Bärentraube

(Botanischer Name: Arctostaphylos uva-ursi)

Hilfe für Nieren und Blase

Echte Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi), Laubblätter und Steinfrüchte

Die Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi) aus der Familie der Heidekrautgewächse wächst als kleiner, kriechender, immergrüner Halbstrauch; sie bildet weitkriechende Äste mit hochgebogenen Seitenzweigen. In den Kiefernwäldern Norddeutschlands und in der Heide kann sie dadurch große Flächen bedecken. Die Bärentraube ist in Nord- und Mitteleuropa, in Nordamerika, in Sibirien und am Himalaja zu Hause. In Südeuropa fehlt sie völlig.

Ihre dicken, ledrigen Blätter glänzen an der Oberseite dunkelgrün; die kleinen weißen Blüten wachsen in traubenartigen Blütenständen. Die runden mehligen Beeren sind scharlachrot, sie enthalten fünf Samen.

Als Droge werden die jungen Blätter frisch oder getrocknet verwendet.

Die stärkereichen Beeren mischte man früher dem Brotteig unter. In den skandinavischen Ländern ist daher der Name Mehlbeere verbreitet; sie wurden auch zu Sirup verkocht oder mit anderen Beeren vergoren.

Im Gegensatz zur Heidelbeere, die feuchten Untergrund liebt, verträgt die Bärentraube keine feuchten Böden. Sie wächst gerne auf durchlässigen, trockenen Böden der Heiden oder Kiefernwälder. In Deutschland ist die Pflanze geschützt; sie darf nicht gesammelt werden.

Bärentraubenblätter im Handel stammen aus Russland, dem Balkan und den Pyrenäen, wo sie gesammelt werden dürfen, ohne dass die Bestände gefährdet sind.

Volksheilkunde

Blüten der Echten BärentraubeIn der Volksmedizin ist die Bärentraube als wertvolle Heilpflanze bei Entzündungen der Nieren und der ableitenden Harnwege geschätzt. Sie hilft auch dann, wenn Antibiotika versagen. Pfarrer Künzel, der Schweizer Kräuterpfarrer, bemerkt verschmitzt: „Selbst sonst so kräuterscheue Ärzte kennen und nutzen die Bärentraube.” Künzle bevorzugt sie in Tee­mischungen mit anderen ausleitenden Nierenkräutern.

In der antiken Literatur wird Bärentraube gar nicht erwähnt. Sie war den Autoren wohl unbekannt, weil sie im Mittelmeerraum nicht wächst. Ein englisches Kräuterbuch aus dem 13. Jahrhundert ist der erste Beleg für die Nutzung der Bärentraube, aber erst im 18. Jahrhundert setzten sich Ärzte und Forscher mit der Wirkung der Pflanze auf die Nieren, bei Blasenentzündung und bei Nierensteinen auseinander.

So robust der kleine Halbstrauch ist, so divenhaft verhält er sich als Heilpflanze. Der Umgang mit der Bärentraube verlangt Takt und Feingefühl, Gespür für den richtigen Zeitpunkt der Ernte und ihren Einsatz als Heil­mittel.

Inhaltsstoffe

Bärentraubenblätter enthalten die Substanz Arbutin. Das Arbutin, beziehungsweise das daraus freigesetzte Hydrochinon, hat eine stark antibiotische Wirkung. Hydrochinon wird im Harn wieder ausgeschieden und wirkt mit dem Harn in Blase und Harnröhre antibakteriell. Am besten ist es, wenn der Harn einen alkalischen pH-Wert hat, also über 7 liegt. Mit einer reichlichen Aufnahme pflanzlicher Nahrung oder der Einnahme von Natriumbikarbonat (Natron) kann der pH-Wert des Urins erhöht werden.

Bei Pferden möchte man annehmen, dass der pH-Wert meistens über 7 liegt, weil sie ausreichend pflanzliche Nahrung zu sich nehmen. Aber das stimmt nicht mehr, denn der hohe Anteil an Zucker und Stärke, neuerdings auch thermisch aufgeschlossener Stärke, dann die Ver­fütterung von Silagen und Heulagen verändern den pH-Wert des Urins häufig ins saure Milieu. Das sollte man mit Indikationsstäbchen über­prüfen.

Außer Arbutin enthalten Bärentraubenblätter reichlich Gerbstoffe, die ebenfalls antibakteriell wirken und zusätzlich das Arbutin stabilisieren. Je älter die Blätter, umso höher der Gerbstoffgehalt. Man hat früher sogar Leder mit Bärentraubenblättern gegerbt. Bei dem Aufguss mit heißem Wasser werden aber zuviele Gerbstoffe frei, was zu Magenreizungen führt, vor allem wenn die älteren Blätter verwendet werden. Früher hat man überwiegend starken Tee daraus gekocht, in dem Glauben, eine gute Medizin müsse sehr bitter sein.

Neben der harndesinfizierenden Wirkung haben Bärentraubenblätter auch eine harntreibende Wirkung.

Anwendung

Die Anwendung erfolgt hauptsächlich bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, sie sollte aber nicht länger als eine Woche dauern und man sollte diese Kuren nicht häufiger als fünfmal pro Jahr durchführen. Bei tragenden Tieren sollte man auf Bärentraube ver­zichten.

Pferden gibt man 20 – 45 g als Pulver, oder die ganzen Blätter in Kräutermischungen mit anderen nierenanregenden Kräutern. Bewährt hat sich die Mischung mit Birkenblättern, Schachtelhalm oder Petersilienstängeln und um den Geschmack zu verbessern, kann man Fenchelsamen oder Süßholz dazugeben. Gelegentlich ein paar Wacholderbeeren sorgen für eine gute Durchspülung der Nieren.

Hunde bekommen 2 – 4 g Pulver oder die Blätter als Kaltauszug, als Kräutertablette oder in einer Kapsel. Dazu am besten eine Brühe aus Fleischknochen anbieten, in der Sellerie und Petersilie, evtl. auch Brennnessel mitgekocht wurde. Hunde trinken davon gerne und viel. Diesen Trank sollte man morgens geben, damit der Hund hinterher raus kann zum Wasserlassen.

Wenn Sie selbst Probleme mit Nierengrieß oder Blasenentzündungen haben, gehen Sie folgendermaßen vor.

Teezubereitung


Ein Teelöffel (2,5 g) der fein zerschnittenen oder gepulverten Blätter werden mit einer Tasse kaltem Wasser übergossen.

8 Stunden lässt man das ziehen und rührt gelegentlich um. Davon trinken Sie täglich eine Tasse voll, am besten leicht angewärmt, auf drei bis vier Schluck verteilt. In Kombination mit anderen Kräutern ist auch ein normaler Tee-Aufguss mit heißem Wasser möglich. Den Tee dann 10 Minuten ziehen lassen.

Hierbei aber beachten, dass die Gerbstoffe durch die Wärmeeinwirkung in den Tee übergehen und den Magen reizen können. Mit etwas Honig kann man den Geschmack korrigieren.

Empfehlen kann ich auch die Kräutertabletten aus Bärentraubenblättern, die man mit reichlich Flüssigkeit, Wasser oder einem Nierentee einnimmt.

Anwendungsdauer


Auch für Menschen gilt: Nicht länger als 10 Tage und nicht öfter als fünfmal pro Jahr.

Bärentraubenblätter sind eine sehr wirksame Arznei, die in akuten Fällen rasch helfen kann und auch dann noch, wenn anderen Mittel versagt haben.

Manfred Heßel, Diplom-Ökologe

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