Nutz- und Permakultur in Gödenroth

Die Gödenrother Gärten im Hunsrück sollen ein Treffpunkt für Gespräche über altes und neues Gärtnerwissen werden. Ob Laie oder Profi, ob alt oder jung, jeder ist willkommen!

Was versteht man unter Permakultur?


Einfach übersetzt bedeutet das Wort Permakultur "dauerhafte Landwirtschaft" oder "dauerhafte Kultur". Es ist ein nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft und Gartenbau.
Permakultur ist eine Form der naturnahen Bewirtschaftung, die sich an natürliche Ökosysteme und natürliche Kreisläufe anlehnt und diese nachahmt.
Einige grundlegenden Prinzipien sind zum Beispiel, natürliche Ressourcen zu verwenden und die Nutzfläche auf kleinstem Raum optimal auszunutzen. Ein Hügelbeet erfüllt diese Eigenschaften und ist ein zentrales Element in der Permakultur.

Das Anlegen von Hügelbeeten gehört zum alten Wissen


In Südchina nutzt man diese Art der Gartenwirtschaft schon seit Jahrhunderten. Auch wir von PerNaturam werden Hügelbeete anlegen. Wir werden zeigen, wie es geht.
Warum gerade in Asien solche Beete angelegt werden, ist schnell erklärt. Wo so viele Menschen zusammenleben, muss jeder Quadratmeter Boden optimal ausgenutzt werden, ohne dabei den Boden auszulaugen. Die Intention: Es soll ein möglichst hoher Ertrag mit möglichst wenig Aufwand auf kleinstem Raum erwirtschaftet werden. Die Idee: das Hügelbeet. Ein sanft gerundetes und erhöhtes Beet vergrößert die Anbau- fläche auf das Doppelte bis Dreifache. Die Erde ist durch die Kompostierung des eingearbeiteten Pflanzenmaterials mit organischem Dünger bestens versorgt und leicht zu bearbeiten. Auch die Dränage funktioniert hervorragend. Es kann über Jahre viel geerntet werden, ohne dass die Fruchtbarkeit nachlässt. Diese Gartenpraxis ist von der Natur abgeschaut. Die Natur weiß den Weg; sie vergeudet nichts; alles kehrt in den Kreislauf zurück. Aus Totem entsteht neues Leben.

Aufbau eines Hügelbeets8. Schlussschicht aus Kompost und Gartenderde 15 cm
7. Grobkompost 15 cm
6. Mistkompost optional 5 cm
5. Humusschicht 5 cm
4. Laub-Erde-Mischung 25 cm
3. Mutterboden 10 cm
2. Rasenplatten oder Stroh und Gartenabfälle 15 cm
1. Strauchschnitt 50 cm

Der Bau eines Hügelbeets


Ein chinesisches Hügelbeet ist einfach aufgebaut: Die Grundfläche wird umgegraben und von Steinen und Wildkräutern gesäubert. Danach wird die Fläche mit Kompost und organischem Dünger angereichert und zum Schluss mit einer Schicht guter Muttererde abgedeckt. Schon ist das Beet fertig zum Bepflanzen, am besten mit einer Mischkultur.
Unsere Hochbeete sind etwas größer, der Aufwand auch. Dafür behalten diese Beete viel länger ihre Fruchtbarkeit. Die Breite beträgt ca. 1,80 m, die Länge wählt man nach Bedarf und Möglichkeit. Das Beet wird 60 bis 70 cm hoch.
Hat man sich für einen Standort entschieden, werden 25 cm vom Oberboden bzw. der Grassoden abgetragen und beiseitegelegt. Um für ausreichend Belüftung zu sorgen, wird die unterste Schicht etwa 50 cm hoch aus zerkleinerten Ästen, harten Stängelstücken von Stauden und anderen groben Materialien gebildet.

Die zweite Lage besteht aus Rasenplatten, die mit der grünen Seite nach unten (!) über den Reisigkern gelegt werden. Alternativ zu Grassoden können Grasschnitt, Stroh oder gemischte grobe Gartenabfälle verwendet werden. Die Schichtstärke beträgt ca. 15 cm. Darüber werden dann 10 cm gute Muttererde verteilt und das Ganze leicht festgeklopft. Nun kommt eine 25 cm dicke Laubschicht aus gemischten Blättern, diese sollte unbedingt feucht sein, am besten mit etwas Erde vermengt, diese wird mit weiteren 5 cm Humus abgedeckt. Falls vorhanden, kann man zusätzlich 5 cm Mistkompost mit möglichst vielen Regenwürmern aufschichten. Hinzu kommt eine etwa 15 cm dicke Schicht Grobkompost, die über dem Laub aufgehäuft wird. Die oberste Deckschicht des Hügels besteht aus einem 15 cm dicken Erdmantel; einer Mischung aus reinem Kompost und Gartenboden.

Die Hangausrichtung sollte möglichst in Nord-Süd-Richtung erfolgen, um einen heißen Süd- und einen schattigen Nordhang zu vermeiden (Ost-West-Lage). Die organischen Materialien des Hügelbeetes werden nun von Jahr zu Jahr abgebaut und mineralisiert, es entsteht Humus. Das Hügelbeet kann nun mehrere Jahre bepflanzt werden, ohne dass die Nährstoffversorgung der Pflanzen nachlässt.

Wurde das Hügelbeet richtig aufgebaut, ist eine gute Drainage gesichert. Es kann keine Staunässe entstehen und wegen des lockeren, humusreichen Aufbaus entwickelt sich ein sehr gutes Wurzelwachstum.
Bepflanzen können Sie das Hochbeet nach allen Regeln der Mischkultur. Aufgrund der hohen Nährstoffversorgung, die das Beet liefert, sollten aber in den ersten zwei Jahren nur Starkzehrer wie zum Beispiel Tomaten, Kohl, Sellerie, Lauch und Gurken angebaut werden. Dieses Gemüse gedeiht dort prächtig und gesund.
In kleinen Gärten kann ein Hügelbeet die Selbstversorgung mit frischem Gemüse gewährleisten.
Bei einem frisch aufgesetzten Hügelbeet ist die Wärmeentwicklung am größten. Gerade im Hunsrück, wo ein raues Klima herrscht, kann dadurch im Frühling früher ausgesät und gepflanzt werden.

Ein paar Probleme, die auftreten können:

  • Wichtig ist der richtige Aufbau, wie beschrieben, damit es nicht zu Fäulnisbildung kommen kann, was eine Gefahr für die Wurzeln wäre.
  • Durch den schrägen Hang kann es an sehr heißen Sommertagen zur Austrocknung kommen. In den ersten Jahren muss daher häufiger gegossen werden. Das kann man aber mit großblättrigen Gemüsen, wie zum Beispiel Kürbis reduzieren.
  • Mäuse und Wühlmäuse benutzen die Hügelbeete gern als Unterschlupf.

Ob Sie nun ein Hügelbeet angelegen oder nicht ist eine Frage der gärtnerischen Leidenschaft. Um Erfahrungen zu sammeln, probieren Sie doch zuerst mal den nur sanft gerundeten chinesischen Hügel aus. Damit bleiben Sie näher am Boden, und diese Hügel haben sich schon seit Jahrhunderten bewährt.

Tobias Klein

Tobias Klein

ist Umweltschutz-Ingenieur und leidenschaftlicher Landwirt.

Bei PerNaturam leitet er den Garten und betreut die Hortulust-Produkte. Dabei ist Ihm der gesunde Boden ein besonderes Anliegen. Er hat sich der Herausforderung gestellt, den schweren lehmigen Hunsrückboden, mit natürlichen, nachhaltigen Mitteln, wie Kompost und Pflanzenfermenten wiederzubeleben und die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern. In den Gödenrother Gärten liegt ihm der Permakultur-Garten sehr am Herzen.Tobias Klein

24.06.2020

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