Hagebutte

(Botanischer Name: Rosa canina)

Hagebutten - die Früchte der Heckenrose Rosa canina

Blüte der Hunds- oder HeckenroseDie Rose ist eine uralte europäische Pflanze, die sich während der vergangenen 850.000 Jahre – solange etwa leben Pferde in Asien und Europa – vor allem in den Zwischeneiszeiten, also den Warmzeiten, üppig ausgebreitet hat, wie sie es heute ja auch tut. Ihr Verbreitungs­gebiet reicht bis weit nach Skandinavien, nur ganz im Norden, in Finnland und Island fehlt sie, in den Alpen wächst sie bis etwa 1600 m. Die Wolga ist ihre östliche Verbreitungsgrenze.

Hagebutten sind Winterfutter für WildtiereIhre auffallenden Früchte, die Hagebutten, standen den Pferden Jahr für Jahr im Herbst und Winter als wertvolle Nahrung zur Verfügung. Sie lieferten viele Vitalstoffe und stellten einen wichtigen Anteil des Futters dar, mit dem das Überleben gesichert wurde. Auch die Wölfe werden sich an den reifen Früchten im Spätherbst gütlich getan haben.


Volksheilkunde

Die Selbstverständlichkeit, mit der sich die Früchte heute immer noch überall anbieten, ließ sie wohl als unbedeutend, ja wertlos erscheinen. Wer hat sich schon in den vergangenen Jahren die Mühe gemacht und Hagebutten für sein Pferd gesammelt? Ja, viele haben sogar angenommen, wohl wegen der knallroten Farbe, dass diese Früchte giftig seien, und ihr Pferd weggezerrt. Vorsicht ist besser, wenn man sich nicht auskennt. Was die Natur Kostbares zu bieten hat, wird seit Jahrzehnten diskreditiert und als wertlos oder gar giftig hingestellt. Fehlende Informationen in einem miserablen Biologieunterricht haben einen wesentlichen Teil dazu beigetragen.

Was ändert ein wissenschaftlicher Beweis? Nichts. Aber wenn irgendwer irgendwann entdeckt, dass diese Hagebutten u. a. einen speziellen Stoff, ein Galaktolipid (GOPO) enthält, das bei Gelenkschmerzen und Arthrose die Schmerzempfindlichkeit reduziert und die Geschmeidigkeit der Bewegung verbessert, ist das Erstaunen groß, und alle Welt stimmt in den Chor der nun Wissenden und Begeisterten ein.

Heimische Heilpflanze

Hagebutten am StrauchJa, sollten wir denn annehmen, dass die Tiere und unsere Vorfahren in den vergangenen tausenden Jahren so dämlich waren, das nicht zu wissen? Ihre Erfahrungen am eigenen Körper haben ihnen doch genau das gezeigt, auch ohne wissenschaftliche Beweise. Es muss kein Ingwer sein, keine Teufelskralle. Jede Region auf unserer Erde hat ihre eigenen Heilpflanzen, in diesem Falle die richtige für geschädigte Gelenke. Die Natur weiß eben den Weg, und sie hat für oder gegen alles auch das passende Mittel. Wir müssen es nur bewahren oder wiederfinden.

Die Entdecker des GOPO, Dr. Kaj Winther und andere, waren sich der Wirkung ja wohl schon vor ihren Forschungen bewusst, sonst hätten sie gar nicht erst damit angefangen. Schön ist aber, dass altes Wissen der traditionellen Heilkunde nun auch noch wissenschaftlich bewiesen wurde. Das brauchen wir noch oft, um gegen die Chemie bestehen zu können. Das alles zeigt aber wieder einmal überdeutlich, dass die Jahrtausende alte Erfahrungsheilkunde vieles sicher weiß, auch wenn noch kein Wissenschaftler es bewiesen hat. Es gibt also keinen Grund, dieses Erfahrungswissen zu diskreditieren.

Aufbau und Schutz für kranke Gelenke

Galactolipide sind komplexe Verbindungen, eine Mischung aus Fettsäuren und Zucker; ein Fettsäureanteil ist dabei durch eine Zuckerkomponente ersetzt. GOPO hemmt das Einwandern der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) in den entzündeten Bereich. So werden die Entzündungsprozesse reduziert und der gesunde Gelenkknorpel geschützt. Schmerzen werden deutlich gelindert, und die Beweglichkeit wird verbessert. Hagebutten sind eine wirksame Hilfe für viele Tiere mit arthritischen Problemen und ebenso auch für ihre Halter.

Wehrhaft wie alle RosenViele Tierhalter sind inzwischen „wach“ geworden. Die Bewegung der Rohfütterung bei Hunden, das Barfen, aber auch das „Zurück zur natürlichen Fütterung“ vieler Pferdefreundinnen hat dazu geführt, dass die Hagebutte bei vielen wieder zum täglichen Futter gehört. Der Glaube an die Chemie ist tief erschüttert. Zu häufig haben sie damit schlechte und teure Erfahrungen gemacht. Hagebutten sind „billig“ oder sogar kostenlos, wenn man sie selbst sammelt. Sie lassen sich auch nicht patentieren – wie ärgerlich.

Mehr Vitamin C als Zitronen

Die Hagebutte enthält noch viel mehr, z. B. zehnmal soviel Vitamin C wie die vergleichbare Menge Zitronen: In 100 g frischen Hagebutten sind 400 – 500 mg Vitamin C. Auch in den getrockneten ist es nicht viel weniger, denn das natürliche Vitamin C der Hagebutte ist sehr stabil, und es wird vom Organismus sehr gut aufgenommen.

Wer synthetisches Vitamin C, also reine Ascorbinsäure, verfüttert, erlebt oft, dass die Tiere Durchfall bekommen, weil die Darmschleimhaut gereizt wird. Die natürlichen Pektine in der Hagebuttenschale verhindern diese Reizungen. Vitamin C ist u. a. an der Synthese von Kollagen beteiligt. Vor allem Sehnen, Bänder und Knochen bestehen daraus, was ebenfalls auf die Bedeutung der Hagebutte bei Gelenks-, Sehnen- und Bänderproblemen hinweist. Auch die Blutgefäße und die Kapillaren werden daraus aufgebaut.

Vitalstoff-Cocktail

So wichtig das Vitamin C ist, die Hagebutten enthalten noch viel mehr: eine ganze Vitaminsammlung. Vitamin E, (Alfa-, Beta- und Gamma-Tocopherol), Vitamine des B-Komplexes, dann Vitamin A, auch Carotinoide (Lycopin und Beta-Carotin), und das so wichtige Vitamin K1. Einige davon sind starke Antioxidanzien.

Außerdem sind Hagebutten reich an Fruchtsäuren, und die Kerne enthalten die ungesättigten Fettsäuren Linol- und Linolensäure. Damit die Fettsäuren verwertet werden können, müssen die Kerne gekaut oder zuvor gemahlen werden.
Diese Fettsäuren sorgen für glatte, schuppenfreie Haut und mehr Glanz im Fell. Pferde, die mit Hagebutten regelmäßig gefüttert werden, zeigen ein deutlich besseres Hufwachstum. Das liegt u. a. an der besseren Durchblutung der Huflederhaut und dem dadurch verbesserten Zellstoffwechsel, denn die enthaltenen Antioxidanzien schützen die Membrane der Roten Blutkörperchen und der Mitochondrien vor Versteifung.

Würmer mögen keine Haare

Die Frucht ist gefüllt mit Samen und HaarenEin weiterer wichtiger Aspekt der Hagebutte sind die Haare der Kerne. Sie sind ein hochwirksames Mittel gegen Darmwürmer. Würmer mögen keine Haare.
Pferde und Wölfe haben das ganz sicher „gewusst“.

Anwendung

Von den Hagebutten sollte nach Möglichkeit immer alles verfüttert werden, Schale mit Kernen und Haaren. In Kräutermischungen zur Entwurmung dürfen Hagebuttenkerne nicht fehlen. Hagebutten werden im Handel angeboten als ganze Früchte, gemahlen oder geschrotet; man erhält auch die Schalen oder die Kerne gesondert. Hagebuttenöl ist ein hochwertiges Öl, das in der Hautpflege eingesetzt wird. Aus den Blüten wird Wild Rose als Bachblütenessenz gewonnen.

Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn die Heckenrose ist außerordentlich vielseitig.

Manfred Heßel, Dipl.-Ökologe

Bildergalerie

Vorheriger Artikel Nächster Artikel "Johanniskraut"

Zurück zur Übersicht