Bakteriengift Auslöser für Ekzeme?

Bakteriengift möglicherweise Auslöser für Ekzeme?

Quälender Juckreiz, Ekzeme, schuppende oder nässende Haut, Pfotenlecken und Schweif- oder Mähnescheuern – viele Tierhalter kennen diese Symptome bei ihren Tieren.

Ca. 50 % aller Erkrankungen beim Hund betreffen die Haut und das Fell, z. T. auch ausgelöst durch Funktionsstörungen innerer Organe (Leber, Nieren, Darm) oder hormonelle Störungen (Schilddrüse).

In Industrieländern lebende Menschen sind zu ca. 15-30 % (Kinder) bzw. 5 % (Erwachsene) betroffen. Ungefähr 63 % der erkrankten Jugendlichen übertragen die Neurodermitis bis ins junge Erwachsenenalter!

Die Ursachen primärer Hauterkrankungen (Leckekzeme, Haarausfall, Schuppenbildung) sind weder beim Menschen noch beim Tier vollständig geklärt: Genetische Faktoren, Stress, Ernährung/ Futtermittelallergien, Vergiftungen und Kontaktallergien (chemische Präparate in Pflege und Haltung) werden als Krankheitsursachen angesehen.

Staphylococcus aureus

Aktuelle Studien von Forschern um Gabriel Núñez (University of Michigan in Ann Arbor, USA) zeigten nun einen weiteren Faktor auf, der Neurodermitis auslöst: Ein Gift des weit verbreiteten Bakteriums Staphylococcus aureus, das sog. delta-Toxin. Dieses Gift tötet vermutlich konkurrierende Bakterien. Allerdings bewirkt das delta-Toxin auf der Haut von Versuchsmäusen eine Entzündungsreaktion: Bei Kontakt mit Allergenen löst es die Histaminausschüttung aus den sog. Mastzellen aus und leitet damit eine Immunreaktion ein.

StaphylokokkenDieses Bakterium kommt regelmäßig auf der Haut gesunder Menschen und auf der Haut von Tieren wie Hunden, Katzen, Pferden und auch Schweinen vor – meist ohne Symptome auszulösen. Infektionsauslösend wirkt es erst bei entsprechend „geeignetem Milieu“, d. h. bei rissiger Haut, Wunden oder kleinen Hautverletzungen. In oberflächlichen Hautbezirken führt Staphylococcus aureus zu Entzündungen, Hautdefekten und Juckreiz, in tieferen Hautschichten zu Eiteransammlungen (Abszesse, Furunkel).

Die Übertragbarkeit dieser Studienergebnisse auf Menschen bzw. auf Haustiere wie Hunde, Katzen und Pferde ist bislang wissenschaftlich nicht gesichert. Jedoch wird auch beim Menschen von einer allergischen Reaktion auf das delta-Toxin ausgegangen – allerdings nur bei genetisch bedingter Hautempfindlichkeit. Solche Hautsensibilisierungen können jedoch bekanntlich auch aufgrund organischer Funktionsstörungen, z. B. der Leber, des Darms oder der Nieren bestehen, u. a. aus Fehlernährung und falscher Fütterung resultieren. Umstände, wie sie heutzutage für zahlreiche Haustiere zutreffen …

Behandlungsalternative?

Eine erfolgreiche Therapie der Neurodermitis (und von ekzematösen Hauterkrankungen bei Haustieren?) könnte folglich die Hemmung dieses Bakteriengiftes darstellen. Dieser Therapieansatz ist insbesondere hinsichtlich herkömmlicher Antibiotika-Behandlungen interessant: MRSA-Stämme (gegen Methillicin resistente Staphylococcus aureus) weisen mittlerweile nicht nur eine Resistenz gegenüber modernen Penicillinen, sondern auch gegen Gentamicine und Chinolone (sog. Gyrasehemmer) auf. Diese Mehrfachresistenz macht die Bekämpfung von Staphylococcus aureus zunehmend schwierig bzw. unmöglich. In Anbetracht ihres verbreiteten Vorkommens in Krankenhäusern und mittlerweile  auch in Tierkliniken und Tierarztpraxen bzw. ihrer relativ leichten Übertragbarkeit auch zwischen Mensch und Tier besteht wohl Handlungsbedarf!

Dr. Frauke Garbers

Quelle:


Spektrum.de, Neurodermitis, 30.10.2013

01.09.2017

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