Deutschland, deine Hundeschulen - Teil 3

Die Auswahl einer geeigneten Hundeschule – Leitfaden

Das Angebot an Hundeschulen ist unüberschaubar groß geworden, und da es keine staatliche Regelung des Berufsbildes Hundetrainer und Verhaltensberater nach einheitlich festgelegten Qualifikationsmerkmalen gibt, kann und darf sich jede Person Hundetrainer bzw. Verhaltensberater nennen, auch wenn sie über keinerlei Ausbildung verfügt.

Daher haben Sie als Hundehalter, der seinen Hund unter fachkundiger Anleitung ausbilden möchte, Beschäftigungsmöglichkeiten für sich und seinen Hund sucht oder Unterstützung bei der Lösung eines Problemverhaltens benötigt, nur schwer die Möglichkeit im Vorfeld eine gute von einer schlechten Hundeschule zu unterscheiden.

Zudem scheinen viele Hundeschulen und ihre Trainer „Alleskönner“ zu sein, sodass auch eine Auswahl nach Schwerpunkten oft nicht möglich ist. Somit sind schlechte Erfahrungen für Hund und Halter leider keine Seltenheit und viele Hundeprobleme sind „hundeschulgemacht“. Ein paar Anhaltspunkte zur Überprüfung der Qualifikation der Trainer und ihrer Arbeitsweise gibt es aber doch. Diese kleine Checkliste soll Ihnen dabei behilflich sein.

Lehnen Sie die Verwendung von Starkzwang- oder anderen aversiven Trainingshilfsmitteln ab!

Die Ausbildung über Würge- oder Stachelhalsbänder und Leinenruck sollte tabu sein. Ausbildungsmethoden, die vor allem auf Schmerz, Zwang und Einschüchterung basieren, schaden dem Hund nachhaltig! Ebenso wie der Einsatz aversiver Trainingshilfsmittel wie z.B. Disc-Scheiben, Rappeldosen, Wasserpistolen oder Sprühhalsbänder. Sie ver­mögen (bei „richtiger“ Anwendung) kurzfristig und schnell eine Besserung bei Problemen erzielen – die Liste der langfristigen negativen Konsequenzen auf das Verhalten des Hundes (wie z.B. Fehlverknüpfungen, Problemverlagerungen, Aufbau von Ängsten. Darüber mehr in einem späteren Artikel.) werden dabei leider in der Regel beim Einsatz nicht berücksichtigt und vor allem oftmals nicht erklärt! Daher fehlt dem Hunde­halter oft die Möglichkeit einer objektiven Einschätzung zur Entscheidung, ob er ein solches Training für seinen Hund überhaupt möchte oder nicht

Achtung: Nicht immer ist „positiv“ drin, wo „positiv“ drauf steht!

Kaum noch eine Hundeschule oder ein Hundetrainer, der nicht über „positive Verstärkung“ arbeitet. Der Einsatz von Clickern, Markern und Belohnungen sind fast schon Standard – erfreulicherweise! Allerdings ist nicht immer und überall nur positiv drin, wo positiv drauf steht. Solange sich der Hund angepasst und korrekt – also im Sinne unserer Vorstellung angepasst und korrekt – verhält, dann gibt es einen Click und ein Leckerchen oder ein ganz dickes Lob! Leider hört hier dann aber auch bei vielen Trainern die Arbeit über positive Verstärkung schon wieder auf.

Zeigt ein Hund „problematisches“ Verhalten, wird doch schnell zu anderen Maßnahmen gegriffen wie z.B. Rappeldosen (aversives Hilfsmittel s.o.), „Impulsen“ am Halsband (netteres Wort für „Leinenruck“) oder sogenannte „Cuts“ in die Bauchfalte, um nur einige zu nennen. Jede dieser Maßnahmen sollen den Hund natürlich nur leicht erschrecken und auf keinen Fall ängstigen oder einschüchtern. So werden sie zumindest erklärt. In der Praxis handelt es sich aber schlichtweg um aktive Strafen, welche natürlich wirksam sind und das „unerwünschte“ Verhalten hemmen, wenn die Regeln zum Einsatz von Strafe richtig angewendet werden. Und das beinhaltet u.a. auch, dass die Strafe den Hund deutlich beeindrucken muss. Aber das hat dann definitiv nichts mehr mit positiver Verstärkung zu tun! Also hinterfragen – hinterfragen – hinterfragen. Dann können Sie entscheiden! Beide Wege sind möglich…

Fragen Sie nach der Qualifikation!

Die Trainer der Hundeschule sollten über eine fundierte Ausbildung im Umgang mit Hunden und Menschen verfügen und in der Lage sein, diese auch nachzuweisen. Dabei geht es nicht um eine Anhäufung von großen Namen und Zertifikaten aus besuchten Vorträgen oder einzelnen Seminaren, sondern um eine umfassende, professionelle Qualifizierung für die Arbeit als Hundetrainer oder Verhaltensberater – in welcher zur Zeit möglichen Form auch immer…

Erfahrung und Ausbildung – diese Mischung macht’s!

Gut ist es, wenn Erfahrung im Umgang mit verschiedenen Hunden und Rassen vorliegen. Doch Erfahrung allein ist nicht alles! Manche Ausbilder arbeiten seit
20 Jahren nach denselben, inzwischen veralteten Methoden und entwickeln sich nicht weiter. Berufsanfänger mit solider Ausbildung können Ihnen im Bereich der Grundausbildung, Beschäftigung und „einfachen“ Problemberatung durchaus kompetent weiterhelfen!

Nicht jeder kann und muss alles können!

Die Trainer sollten aber auch ihre Grenzen kennen und in der Lage sein einzuräumen, wenn sie diese erreicht haben. Der „Überweisung“ an einen entsprechend qualifizierteren und/oder erfahreneren Kollegen sollte im Fall der Fälle keine Probleme bereiten.
Als Hundetrainer zu arbeiten ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, und es sollte nicht darum gehen, einen Hund auf Biegen und Brechen wieder „hinzu­bekommen“.

Aktuelle Wissensvermittlung ist gefragt!

Die Trainer sollten immer auskunftsfreudig sein und sich bemühen, Ihnen als Kunden so viel (aktuelles!) Fachwissen wie nur möglich zu vermitteln. Veraltete Theorien zur Dominanz oder Rangreduktionsregeln gehören in die Mottenkiste. Übungen müssen im Aufbau genau erklärt, Ihre Fragen als Hundehalter müssen kompetent, verständlich und logisch nachvollziehbar beantwortet werden. Das Ziel jeder Hundeschule sollte sein, dass ihre Absolventen ohne Hundeschule auskommen! Ausgenommen davon sind natürlich Aktivitäten wie Hundesport, die gerne in der Gruppe erarbeitet und trainiert werden.

Methodenvielfalt und individuelles Arbeiten!

Die Trainer sollten in der Lage sein, flexibel und kreativ an Probleme in Ausbildung und Verhalten des Hundes heranzugehen. Nicht jede Lösung und „Methode“ eignet sich für jeden Hund. Rassendisposition und Lernerfahrung des Hundes müssen berücksichtigt werden, um ein optimales Lernergebnis zu erreichen. Hintergründe und Ursachen bei Problemverhalten müssen individuell analysiert werden, um zu einer dauerhaften Lösung zu kommen. Die Trainer sollten aber auch gegebenenfalls darauf hinweisen, dass sich nicht alles „reparieren“ lässt. Besonders schmerzhafte oder angstvolle Erfahrungen in den frühen Sozialisierungsphasen lassen sich nicht völlig umpolen. Es ist jedoch oftmals möglich, akzeptable Lösungswege zu erarbeiten, die ein harmonisches Zu­sammenleben wieder ermöglichen.

Austausch und Weiterbildung gehören dazu!

Ständige Weiterbildung und die regelmäßige Überprüfung der eigenen Trainingsmethoden und deren (Aus-)Wirkungen sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Supervisionen und der Austausch unter Kollegen spielen eine große Rolle, wenn es um die Qualitätssicherung in der Trainerarbeit geht. Inzwischen gibt es einige Netzwerke und Verbände, die diesen Austausch Ihren Mitglieds-Hundeschulen ermöglichen.

Lassen Sie sich und Ihren Hund nicht überfordern!

Die Trainer müssen in der Lage sein zu erkennen, wann Hund und/oder Mensch eine Pause brauchen. Sehr häufig werden beide hoffnungslos überfordert und gehen anschließend verunsichert und frustriert nach Hause. Unter starkem Stress können weder Hund noch Mensch effizient lernen.

Lehnen Sie eine stationäre Ausbildung ab!

Eine stationäre Ausbildung ohne Hundebesitzer sollten Sie ablehnen. Die angeblich sorgfältige Einweisung von 1–5 Tagen nach dem Training kann dem Hundebesitzer niemals vermitteln, in welchen Einzelschritten der Hund die Trainingsziele erlernt hat, und Sie als Hundebesitzer haben keinerlei Kontrolle darüber, wie Ihr Hund erzogen wurde. Hinzu kommt als großer Nachteil für Sie: Ihr Hund lernt die Übungen mit seinem Trainer auszuführen statt mit Ihnen. Training und Erziehung beinhalten immer auch Beziehung! Das eine lässt sich nur sehr schwer – wenn überhaupt – vom anderen trennen…

Das Verhalten Ihres Hundes ist der beste Gradmesser!

Beobachten Sie Ihren Hund – er sollte nicht nur gern, sondern mit Freude in seine Schule gehen! Doch Achtung: Aufregung ist nicht immer gleich Freude! Eine Hundeschule, die der Hund auch nach einigen Trainingsstunden nur unsicher und/oder widerstrebend besucht und deutliche Anzeichen von Stress zeigt, sollten Sie verlassen. Die Hunde selbst sind oft der sicherste und auch verräterischste Indikator für die Qualifikation des Trainers und die Qualität der Schule.

Schnupperstunden nutzen!

Fragen Sie nach einer unverbindlichen Schnupperstunde (ohne Ihren Hund!), um sich ein genaues Bild über die Aus­bildungsweise der Hundeschule zu machen. Ein seriöser Hundetrainer wird Ihnen gern einen Einblick in das Training gewähren und all Ihre Fragen beantworten. Beobachten Sie die teilnehmenden Hunde in dieser Stunde sehr genau, und achten Sie auf Stress-Signale bei ihnen.

Und letztendlich: Hören Sie auf Ihren Bauch!

Widerstrebt Ihnen etwas im Training mit Ihrem Hund, dann führen Sie die Anweisungen des Trainers nicht aus! Lassen Sie sich nicht durch die Gruppendynamik unter Druck setzen oder weil es bei Ihnen vielleicht noch nicht so toll klappt wie bei den Anderen. Jedes Mensch-Hund-Team ist individuell und sollte dementsprechend gefördert werden. Sollten Sie anderer Meinung als der Trainer sein und das Gefühl haben, dass die geforderte Arbeitsweise nicht gut für Ihren Hund ist – auch wenn Sie nicht argumentieren können, warum –, so setzen Sie sich zum Wohle Ihres Hundes durch und setzen das Training so nicht fort. Hinterfragen Sie immer!

Denise Diehl & Kirsten Demski,
TT-Trainerin Hunde, Iserlohn

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05.09.2017

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