Hüftgelenksdysplasie

Vererbt oder gemacht?

Vor etwa 50 Jahren beobachtete man vereinzelt, vor allem bei großen Hunden und insbesondere bei Schäferhunden, die damals als Leistungshunde bevorzugt bei der Polizei und beim Zoll ihren Dienst taten, dass Schäden an den Hüftgelenken auftraten. Einige Jahre zuvor war es Watson und Crick gelungen, den Aufbau der Chromosomen zu entschlüsseln, wofür sie 1962 den Nobelpreis erhielten. Alle Welt sprach damals von Genen. Euphorisch verkündeten Wissenschaftler, nun den Schlüssel zum Leben gefunden zu haben und bald für alle Krankheiten und körperlichen Schäden eine genetische Ursache finden zu können. Ab da hörte man ständig "genetisch bedingt“.

Dieses Argument musste vor allem dann als Erklärung herhalten, wenn man diagnostisch und therapeutisch nicht mehr weiter wusste, was sich übrigens bis heute nicht geändert hat. „Genetisch bedingt“ wurde verstanden als unabwendbar, unausweichlich, Schicksal eben. So lag es nahe, die Schäden an den Gelenken als ererbt zu interpretieren und alle Hunde, die eine sog. Dysplasie aufwiesen, als genetisch geschädigt aus der Zucht zu entfernen. Für eine andere Erklärung gab es keinen Platz.

Das Röntgen der Gelenke wurde damals für alle Zuchthunde zur Pflicht erklärt, inzwischen gilt das bei allen Rassen. Anfangs ging es nur um die Hüftgelenke. Später traten immer häufiger auch Schäden an den Ellenbogengelenken auf, sodass auch die geröntgt werden müssen. Inzwischen treten Verformungen an allen möglichen anderen Gelenken im Körper auf, und Gelenke gibt es viele. Die Fälle häufen sich. Daraus hat sich ein blendendes Geschäft entwickelt, ähnlich wie mit Wurmkuren und Impfungen. Inzwischen werden jährlich hunderttausende Hunde auf Schäden an den Gelenken geröntgt.

Und die Beweise?

Nun galt es herauszufinden und nachzuweisen, welche Gene für die Schäden verantwortlich gemacht werden müssen. Das sollte ja nach den Versprechen der Genetiker eigentlich nicht schwerfallen. Recherchieren Sie mal im Internet! Solche Informationen werden Sie finden: „Genetische Marker für Hüftgelenksdysplasie bei Hunden entdeckt“, „Der Erbgang der HD ist polygenetisch“ oder auch einfach die Behauptung „Die HD ist eine erbliche Fehlbildung des Hüftgelenkes“. Ist das alles, nach fast 50 Jahren? Was soll man damit anfangen? Nur Wischiwaschi, wissenschaftlich verbrämte Unkenntnis, mit der Menschen vorgetäuscht wird, man habe die Ursachen gefunden und verstanden. Nichts hat man verstanden, nichts hat man gefunden.

Auf der falschen Fährte

Die miserablen Ergebnisse bei der Suche nach den verantwortlichen Genen sprechen dafür, dass man seit langem auf der falschen Fährte ist. Inzwischen sind fast 50 Jahre vergangen, also ca. 20 Hundegenerationen. Hätte man für den Deutschen Schäferhund, um ein Beispiel zu nennen, damals ein neues Zuchtziel geplant – lange Hängeohren, gelocktes Fell bis auf den Boden und einen Ringelschwanz –, dann dürfte man sicher sein, diese Ziele inzwischen erreicht zu haben. Aber trotz der konsequenten Selektion, also dem Ausschluss von angeblich erbkranken dysplasiebelasteten Hunden, ist es bis heute nicht gelungen, das dafür verantwortliche Erbgut zu eliminieren. Eigenartig auch, dass in keiner Fachzeitung darüber mal kritisch geschrieben wird. Das Thema wird gemieden. Still und ergeben finden sich die betroffenen Hundehalter in ihr Schicksal, lassen röntgen und bezahlen.

Man kann auch andere Schlüsse ziehen

HD und ED sind nicht erblich, sie sind epigenetisch bedingt. Es werden also durch bestimmte äußere Bedingungen wie z. B. die Ernährung, chemische Stoffe, vielleicht auch Medikamente Gene ein- oder ausgeschaltet. Das herauszufinden, wird Aufgabe kritischer Wissenschaftler sein, denen es zuvorderst um den Hund und seine Gesundheit geht. Die Ergebnisse könnten vielen Herstellern von Produkten böse auf die Füße fallen.

Die Epigenetik ist ein noch relativ neues Forschungsgebiet innerhalb der Genetik, das sich mit dem Ein- und Ausschalten von Genen beschäftigt. Sie finden spannende Informationen auf höchstem Niveau unter dieser Adresse: http://www.peter-spork.de/

Welche anderen Ursachen könnte es denn geben?

In den letzten 50 Jahren hat sich einiges für die Hunde verändert. Als ich mir 1965 meinen ersten Hund, einen Deutschen Schäferhund, zulegte, war der gegen Staupe geimpft. Das war’s. Ich habe niemals eine chemische Wurmkur bei allen meinen Hunden bis heute durchgeführt. Meine Hunde damals bekamen verschiedene Fleischteile, die ich vom Schlachthof bezog, dazu eine Hundeflocke aus Gemüse, die es heute noch gibt, und hin und wieder ein trockenes geflocktes Mischfutter mit Fleischanteilen einer bekannten Firma, die inzwischen nur noch Extruderfutter herstellt. Dieses trockene Futter wurde mit Wasser angerührt. So ernährten damals alle mir bekannten Hundehalter ihre Hunde.

  • Heute werden Welpen gegen sechs verschiedene Krankheiten geimpft und das mehrmals.
  • Erwachsene Hunde werden während ihres ganzen Lebens immer wieder geimpft. Die Anzahl der Krankheiten, gegen die es angeblich einen Impfschutz gibt, steigt.
  • Bei jeder Impfung gelangen chemische Stoffe, die als Impfverstärker bezeichnet werden, in den Körper des Hundes.
  • Welpen sollen bis zum Absetzen möglichst alle acht Tage mit chemischen Mitteln entwurmt werden. So die Empfehlung der Veterinäre, der sich die Zuchtverbände weitgehend angeschlossen haben.
  • Viele erwachsene Hunde werden viermal im Jahr entwurmt. Es wird empfohlen, dies in einem noch engeren Rhythmus zu tun.
  • Viele Hunde werden ständig mit chemischen Mitteln therapiert. Beim ersten Durchfall eines Welpen fängt das meistens an.
  • Gegen Insekten, Milben und Zecken werden Insektizide bzw. Akarizide über die Haut, als Tabletten über den Verdauungstrakt oder durch Injektionen verabreicht. Sie enthalten Stoffe, die man bei keinem Kind einsetzen würde.
  • Bis vor 50 Jahren gab es keine extrudierten Trockenfutter. Vor etwa 30 Jahren eroberten die extrudierten Trockenfutter den Futtermarkt. Heute werden damit die meisten Hunde ernährt.
  • In den meisten Futtern und Zusatzfuttern werden chemische Stoffe verarbeitet, so z. B. Aromastoffe, Farbstoffe und künstliche Antioxidanzien.
  • Nahezu alle Hundefutter enthalten mindestens 30 % Stärketräger, wie Getreide, Kartoffeln, Bananen, Süßkartoffeln etc. Der Hund – ein Stärkeverwerter?

Alle diese Verfahren oder Stoffe müssten daraufhin überprüft werden, ob sie epigenetische Prozesse auslösen können. Wer ist daran interessiert? Wann endlich finden sich Wissenschaftler, die unabhängig von Herstellerfirmen und deren finanziellen Zuwendungen forschen, also nur im Interesse der Tiere?

Hier noch Literaturhinweise:


Klaus-Dieter Kammerer hat sich ausführlich mit dem Thema der Gelenksveränderungen beschäftigt und darüber ein Buch geschrieben, „Der Jahrtausendirrtum der Veterinärmedizin“. Der Titel ist zwar arg reißerisch, aber es lohnt sich, das Buch zu lesen. Es ist im Buchhandel nicht mehr zu beziehen. Der Vertrieb wurde verboten. Interessant das. Sie können aber im Internet recherchieren und sich den Text ausdrucken.

Auch das Buch von Hans-Ulrich Grimm „Katzen würden Mäuse kaufen“ kann ich nur empfehlen. Es geht darin weniger um Katzen und Mäuse als um Futter – wie es gemacht wird und was darin alles verarbeitet wird.

Klaus-Rainer Töllner, Biologe, Waltrop

07.09.2017

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