Aromatherapie für Tiere

Unter dem Begriff Aromatherapie verstehen wir den systematischen therapeutischen Einsatz rein pflanzlicher ätherischer Öle und Hydrolate zur innerlichen und äußerlichen Nutzung und in der olfaktorischen Anwendung. In der Aromatherapie nutzen wir die Wirkung der ätherischen Öle oder Hydrolate auf Tiere und Menschen, sei es als einzelner reiner Pflanzenextrakt oder als Mischung.

Hydrolate, Pflanzenwässer, entstehen bei der Wasserdampfdestillation als Kondensat bei der Abkühlung des Destillationsdampfes. Hydrolate enthalten die wasserlöslichen Pflanzenstoffe und in Spuren auch ätherische Öle. Sie haben ähnliche Wirkungen wie die entsprechenden ätherischen Öle, wirken deutlich milder und werden unverdünnt angewandt.

Hydrolate sind, je nach pH-Wert und Herstellungsverfahren, nur wenige Monate bis maximal ein bis zwei Jahre haltbar, sie sollten dunkel und kühl bei +10 °C gelagert werden.

Qualitäten der Hydrolate

Hydrolate werden, wie hochwertige ätherische Öle, mit großer Sorgfalt hergestellt. Sie duften weniger intensiv; der Wasserdampf nimmt nur so viel ätherisches Öl auf, wie das Wasser transportieren kann. Dafür enthalten die Hydrolate zusätzlich auch wasserlösliche Inhaltsstoffe der Pflanzen, die der Wasserdampf mit herausgelöst hat, und die Stoffe, die sich durch den Erhitzungsprozess transformiert haben. Das macht die Hydrolate zu einem sanften und doch wirksamen Therapeutikum.
Achten Sie auf den Herstellungshinweis durch Destillation und darauf, dass kein Alkohol als Konservierungsmittel hinzugefügt wurde. Ausflockungen können vorkommen, sie sind kein Qualitätsmangel und können durch Schütteln aufgelöst werden.

Sortenvielfalt, Geschichte und Wirkungsweise

Atlaszeder Hydrolat

Die Zeder ist ein prächtiger Baum, sie bildet als Solitärbaum in Parks imposante Exemplare mit verzweigtem Habitus. Zedernholz ist leicht zu bearbeiten, trotzdem ausdauernd, zäh und belastbar. Deswegen wurden bereits in der Antike die großen Vorkommen im Atlasgebirge abgeholzt, die Zedern wurden für Gebäude und im Schiffbau verarbeitet. AtlaszederDie auf die Kahlschläge resultierende Bodenerosion verhindert bis heute die Anpflanzung der Zeder in ihrer ursprünglichen Heimat. Aus dem Holz von Cedrus atlantica wird das Atlaszeder Hydrolat destilliert. Die Zeder wirkt schmerzlindernd, beruhigend und in hektischen Situationen ausgleichend. Atlaszeder liefert Schwere und wirkt stark erdend. Sie hilft Tieren mit stressinduzierten Atemwegsproblemen und eignet sich bei traumatisierten Tieren, und bei Tieren, deren Vorgeschichten und sich nicht aufklären lassen. Atlaszeder inspiriert und unterstützt bei der spirituellen Arbeit. Sie wurde darum auch zum Tempelbau verwendet.

Immortellen Hydrolat

Unsterbliches Kraut, italienische Strohblume Immortella italica. Die italienische Strohblume kommt im gesamten Mittelmeerraum vor, von der iberischen Halbinsel bis Zypern und im Küstenbereich Nordafrikas. Die Pflanze verströmt einen curryartigen Geruch, Blüten und Kraut werden als Gewürz verwendet. Destilliert werden die Blüten. Als gelbes Blümchen konserviert die Immortelle die Sonne. Die kleinteiligen Blüten des Korbblütlers stehen in Trugdolden. Sie durchdringen den Organismus mit Licht. Bei Prellungen, Verstauchungen und Hämatomen wirkt Immortelle schmerzlindernd, entzündungshemmend und wundheilend. Die Leichtigkeit und die Lichtenergie der Immortelle helfen bei Depression und bei Verlusten. Sie begleitet während der Trauerarbeit und wird gerne angenommen von Tieren, die sich im Tierschutz befinden.

Lavendel Hydrolat

Der Lavendel stammt aus dem Mittelmeerraum, seine natürlichen Vorkommen wachsen bis in höhere Bergregionen. Mönche brachten ihn in unsere Breiten. Da er in seiner Heimat an Gebirgsregionen angepasst ist, kommt er auch bei uns ohne besonderen Winterschutz aus. Das Hydrolat wird destilliert aus den Blüten von Lavenduala angustifolia, echter Lavendel. Lavendel wirkt beruhigend, entspannend, stressmindernd. Lavendel desinfiziert, regeneriert die Haut, besonders bei Verbrennungen und Entzündungen; die desinfizierende Wirkung hilft auch bei Haut- und Nagelpilzen (bei Pilzbefall von Hufen, Klauen, Krallen). Lavendel Hydrolat hat eine sedierende Wirkung und wird auch im Akutfall zur Beruhigung genutzt. Lavendel Hydrolat kann Blockaden öffnen, die therapeutische Arbeit erleichtern und unterstützen.

Melissen Hydrolat

Die Zitronenmelisse stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum, sie wird heute weltweit in gemäßigten Zonen kultiviert. Sie ist eine wichtige Heil- und Gewürzpflanze und eine ausgezeichnete Bienenweide. Destilliert wird aus dem Kraut der Zitronenmelisse, Melissa officinalis, das vor der Blüte geerntet wird. Melissen Hydrolat wirkt nervenberuhigend und ausgleichend, vermittelt innere Sicherheit und Selbstvertrauen. Melisse eignet sich besonders bei Stress und innerer Unruhe, bei Lippenherpes, zur Heuschnupfen-Prophylaxe und es beruhigt die Schleimhäute bei Stauballergie, aber auch bei Juckreiz der Ohren.

Neroli Hydrolat

Destillat aus den Blüten der Bitterorange, Citrus aurantium. Die Bitterorange wächst als immergrüner, bis zehn Meter hoher Baum und stammt aus dem Süden Chinas. Die Zweige sind in den Blattachseln mit Dornen besetzt. Die Blätter enthalten Öldrüsen; das aus den Blättern destillierte Öl heißt Petitgrain Die weißen Blüten duften ebenfalls stark, sie sind die Basis für Neroli-Öl und Hydrolat. Neroli Hydrolat wird eingesetzt bei Hautirritationen, es wirkt zellstärkend und beruhigend. Neroli hat etwas Verbindendes, es hilft bei der Kommunikationsarbeit. Wegen des frischen Dufts ist das Neroli Hydrolat beliebt bei Tier und Mensch.

Oregano Hydrolat

Der Wilde Majoran oder Dost stammt aus dem Mittelmeerraum. Der Dost wurde als Heil- und Gewürzpflanze von Mönchen nach Mitteleuropa gebracht. Seine Wuchsfreude, sein kräftiges Wachstum durch Ausläufer und durch Samen sorgten dafür, dass er verwilderte und heute von Spanien über Skandinavien bis nach China vorkommt. In gemäßigtem Klima wird er weltweit kultiviert. Destilliert wird das Hydrolat aus dem blühenden Kraut von Origanum vulgare. Origanum wirkt beruhigend und krampflösend, besonders bei Bronchial- und Darmkatarrhen. Origanum Hydrolat löst Verspannung und hilft loszulassen.

Pfefferminz Hydrolat

In Europa gibt es zahlreiche Minzarten, sie sind sehr variabel und bastardieren häufig miteinander. 1696 wurde in England eine besonders heilkräftige Minze entdeckt. Die echte Pfefferminze Mentha x piperita ist steril und kann nur vegetativ durch Ausläufer und Stecklinge vermehrt werden. Um 1750 wurde diese Minze in Mitcham bei London angebaut. Die Bezeichnung Mitcham-Minze hat sich bis heute gehalten. Destilliert wird das Hydrolat aus dem Kraut der Pfefferminze, Mentha piperita; das vor der Blüte geerntet wird. Pfefferminz Hydrolat wirkt kühlend, erfrischend und reinigend. Innerlich beruhigt es den Magen und hat sich bei Reflux bewährt. Zur Kühlung bei angelaufenen Beinen, Sportverletzungen und Schwellungen kann man das Hydrolat aufsprühen oder in Umschläge geben. Aus dem Hydrolat gefrorene Eiswürfel eignen sich zur Kühlung besonders. Pfefferminze wird von Katzen meist gemieden. Menschen, Hunde und Pferde mögen den  Mentholduft und die kühlenden Effekte.

Rosenblüten Hydrolat

Die Damaszener Rose ist eine Zuchtform der Rose, die schon seit der Antike kultiviert wird. Sie stammt ursprünglich aus Kleinasien. Kreuzritter brachten sie im 13. Jahrhundert nach Europa. Das Destillat wird aus den frischen Blütenblättern der Rosa damascena gewonnen. Das Rosenblüten Hydrolat ist sehr umfassend einsetzbar. Es reinigt und beruhigt Haut, Augen, Schleimhäute. Dazu bitte nur alkoholfrei Hydrolate verwenden! Die Rose wirkt stärkend und belebend und kann wegen ihrer harmonischen und angenehmen Wirkung auch ausgleichend eingesetzt werden. Sehr gut eignet sich Rosen Hydrolat zur Ohrreinigung und kann dazu auch zusammen mit Weihrauch eingesetzt werden. Sehr bewährt hat sich Rosen Hydrolat in der Trauerarbeit, Rose wirkt verbindlicher und sanfter als Weihrauch.

Rosmarin Hydrolat

Der Rosmarin ist ein weiteres Beispiel der mediterranen Pflanzen, die Mönche über die Alpen zu uns brachten. Rosmarin ist ein Halbstrauch, er ist empfindlicher als Lavendel oder Salbei und benötigt in den meisten Regionen einen Winterschutz. Zur Gewinnung des Hydrolates wird das blühende Kraut von Rosmarinus officinalis destilliert. Rosmarin Hydrolat wirkt erfrischend und entzündungshemmend. Es hat eine kreislaufanregende Wirkung und verhilft müden und trägen Tieren aktiver zu werden. Auf die Haut gesprüht sorgt Rosmarin Hydrolat für eine bessere Durchblutung, seine keimhemmende Wirkung ist auch bei Hefen und Hautpilzen eine gute Hilfe. Tiere nehmen Rosmarin gerne an.

Salbei Hydrolat

Destilliert aus den Blättern des Salvia officinialis. Die grau befilzten Blätter des Salbei zeigen deutlich, dass er ein Kind der Sonne ist und dass er sich in seiner Heimat vor starker UV-Einstrahlung schützen muss. Auch der Salbei stammt aus dem Mittelmeergebiet. Seine Inhaltsstoffe sprechen den gesamten Organismus an, er belebt Körper und Geist, reinigt, desinfiziert. Salbei Hydrolat wirkt ausgleichend, schafft Harmonien. Es wirkt kühlend, daher hilft Salbei auch gut bei Hot Spots. Das Hydrolat reguliert den weiblichen Zyklus und eröffnet neue Lebensenergien.

Teebaum Hydrolat

Down under, also auf der anderen Seite der Erde, wächst in Australien der Teebaum. Englische Seefahrer, die ihn auf ihren Entdeckungsreisen kennenlernten, kochten aus den Zweigen erst einmal einen Tee… Das soll zur Namensgebung geführt haben. Für das Hydrolat werden Blätter und junge Triebe von Melaleuca alternifolia verwendet. Der Australische Teebaum wächst in Kultur als kleiner Strauch oder Baum mit zwei bis drei Meter Höhe. Alte Bäume, die nicht beschnitten wurden, können bis 14 m hoch wachsen. Das Teebaum Hydrolat wirkt desinfizierend, zusammenziehend und wundheilend, es kann zur Wundversorgung und bei Insektenstichen eingesetzt werden.

Weihrauch Hydrolat

Weihrauchbäume wachsen in den Trockengebieten Afrikas im Bereich von Äthiopien, Eritrea, Sudan, in Arabien und Indien. Der Lebensraum dieser Gehölze reicht von karger Landschaften der Ebenen bis in 1.200 m Höhe. Das Harz der Bäume wird durch regelmäßiges Anritzen gewonnen. Das Hydrolat wird aus den Harzen des Weihrauchbaumes Boswellia serrata destilliert. Es wirkt erwärmend, wundheilend und ist gut geeignet für die äußere Anwendung bei Hautirritationen und Verletzungen. Bei schmerzenden Gelenken sollten das Öl oder der Extrakt innerlich angewandt werden. Das Weihrauch Hydrolat hilft in allen Ablöseprozessen, aber auch zur Beruhigung der Bronchien und der Darmschleimhäute. Es ist ideal zur Reinigung der Ohren, bei Malassezien und Hautpilzen.

Wenn Sie mit Hydrolaten arbeiten, werden Sie feststellen, wieviel Freude die Arbeit mit Düften macht und wie aktiv die Halter sich an der Therapie beteiligen. Unsere tierischen Patienten zeigen sich sehr dankbar in diesen Behandlungen und sie lehren uns jeden Tag neu, was die Pflanzen alles leisten können.

Manfred Heßel, Dipl.-Ökologe und Phytotherapeut

01.12.2019

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