Fohlenhufe

Ab dem Tag der Geburt eines Fohlens ist der Besitzer nicht nur für den korrekten Umgang, seine Ernährung und Haltung zuständig, sondern auch für dessen Hufe. Von Anfang an muss ein Fohlen auf Huf- und Gliedmaßenstellung vom Hufexperten kontrolliert werden.

Dies geschieht am unkompliziertesten bei der Hufpflege der Mutterstute. Hier kann man das Fohlen genau in seiner Bewegung beurteilen. Sollten Fehlstellungen jeglicher Art auftreten, muss sofort korrigierend eingegriffen werden. Je später etwas unternommen wird, um so langwieriger ist die Korrektur. Besonders bei größeren Fehlstellungen wie z.B. Sehnenstelzfuß, Bockhuf oder Varus-/ Valgusstellungen ist das Hinzuziehen eines erfahrenen Tierarztes oder einer Klinik anzuraten. Spätestens mit 15 Monaten sind die Epiphysenfugen distal der Karpal- und Tarsalgelenke geschlossen. Eine Korrektur ist dann so gut wie nicht mehr möglich.

Varus-/ Valgusstellung

Valgusstellung – starke x-Beinigkeit
Varusstellung – starke o-Beinigkeit

Um bei der Geburt den Geburtskanal der Stute nicht zu verletzen, sind die Hufe mit einem weichen, bindegewebsartigen Horn überzogen. Sobald das Fohlen steht und die ersten Schritte läuft, zerfranst dieses Horn und fällt innerhalb kürzester Zeit ab.

Auf den Bildern 1–3 ist unser Fohlen gerade einmal 24 Stunden alt. Man sieht deutlich die lange, weiche Fesselung. Das Fohlen ist auf der Vorhand etwas rückbiegig und auf der Hinterhand leicht durchtrittig. Bei einem Fohlen in diesem Alter ist das vollkommen normal. Die Bänder und Sehnen müssen sich erst straffen. Nach ein paar Tagen sollte sich die Stellung normalisiert haben.

Entscheidend wichtig dafür ist, das Fohlen nicht nur auf weichen Böden, sondern auch auf harten Böden laufen zu lassen. Nicht nur im Fohlenalter ist harter Boden wichtig, auch später in der Aufzucht ist er unerlässlich. Hufe, Sehnen, Bänder und Gelenke haben dadurch die Möglichkeit sich optimal zu entwickeln.

Bild 4 zeigt ein drei Monate altes Fohlen mit einer Winkeldeformation der Vordergliedmaße – Valgusstellung. Diese Deformation ist zu groß, als dass „normale“ Hufpflege noch hilft. Hier musste operativ eingegriffen werden. Bild 5 zeigt das Fohlen einige Tage nach der Operation. Es wurde die Knochenhaut an der lateralen Wachstumsfuge angehoben. Zusätzlich wurden Extensionsschuhe angeklebt, um die Gliedmaßen noch zusätzlich zu unterstützen.

Stelzfuß

Der Stelzfuß oder Sehnenstelzfuß ist meist bedingt durch eine Verkürzung der Beugesehnen. Ein Fohlen kann mit einem Stelzfuß geboren werden. Man bezeichnet ihn als angeborener Stelzfuß. Er tritt am häufigsten auf. Ein Stelzfuß kann aber auch durch eine Verletzung oder bei zu schnellem Wachstum der Knochen entstehen. Die Beugesehnen sind dann zu kurz. Dies bezeichnet man als einen erworbenen Stelzfuß. Als Gegenmaßnahme können Klebeschuhe mit verlängerter Zehe oder Streckverbände angebracht werden. Bei sehr hochgradigen Fällen wird operativ eingegriffen. Es werden die Unterstützungsbänder der tiefen Beugesehne durchtrennt.

Durchtrittigkeit

Durchtrittigkeit bei Fohlen ist in den ersten Tagen normal. Bedingt ist dieses Durchtreten durch unzureichende Spannkraft in den Muskeln und Sehnen. Bei schwierigeren Fällen können Klebeschuhe mit einer Verlängerung im Trachtenbereich oder Stützverbände angebracht werden.

Bockhufe

Fohlen werden selten mit Bockhufen geboren. Sie treten meist in den ersten Lebensmonaten auf. Ursache hierfür kann eine Sehnen- und Bänderschwäche sein. Bockhufe werden leider auch gerne vererbt. Ein Huf ist dann ein Bockhuf, wenn die Zehenwand fast senkrecht zum Boden führt. Also einen Hufwinkel um die 85 bis 90 Grad aufweist. Als Gegenmaßnahme ist ein einkürzen der Trachten in kurzen Hufpflegeintervallen notwendig. Bei schweren Fällen können Klebeschuhe mit erhöhter Zehe angebracht werden.

Rosi Schnitzenbaumer

04.09.2017

Bildergalerie

Zurück zur Übersicht