Frederiksborger

Adel verpflichtet

Dänemarks Nationalsymbol

Dänemark war bereits im frühen Mittelalter aktiv in Zucht, Haltung und Export von Pferden. Eine Aufzeichnung aus der Zeit um 1200 belegt den Verkauf von 8000 Pferden alleine in der Hafenstadt Ribe, die dann von hier aus exportiert wurden. Der Chronist Arnold von Lübeck war der Meinung, dass Dänemarks wahre Reichtumsquelle die Pferdezucht sei. Zu dieser Zeit waren die Pferde für den Transport, als Arbeitsgerät und für den Krieg nützliches Gebrauchsgut. Der Bedarf und der Verschleiß der Pferde war enorm hoch. Die Zeit der Renaissance stellte neue Herausforderungen an das Dänische Pferd.

Es stand nun nicht mehr nur als Arbeitstier im Mittelpunkt, sondern wurde vielmehr als Machtsymbol zu repräsentativen Zwecken eingesetzt. Bereits in der Regierungszeit von Frederik II. war das „Dänische Pferd“ überall in Europa bekannt und geschätzt. Die Pferde waren robust, vielseitig, aber auch von auffallender Schönheit. Sie wurden sowohl als Reit- und Fahrpferd eingesetzt. 1583 wurden zur Zuchtveredlung 60 Stuten nach Spanien und ebenso 60 Stuten an den französischen Königshof geschickt.

In der Zeit von Christian IV. (1577–1648) wurden bereits Umbau­maßnahmen im Lustschloss „Sparepenge“ vorgenommen, die den Stellenwert des Pferdes am Hofe verdeutlichen. Ein neuer Stall, der weiteren 300 Pferden Platz bot, entstand in dieser Zeit. Einige Dörfer wurden umgesiedelt, man brauchte zusammenhängende Weideflächen für die Zucht. Außerdem wurde das Brennen der Pferde eingeführt. Der Frederiksborger trägt die dänische Krone auf der linken Hinterhand.

Das „Dänische Ross“ wurde 1610 als eines der sechs edelsten europäischen Pferderassen beschrieben. Es war ein barocker Typ mit ausdrucksstarken Augen, wahrscheinlich mit einem Stockmaß von ca. 1,50 m, wie wir ihn von den Gemälden aus dieser Zeit kennen.

Diese Königspferde wurden zu passenden Anlässen gezeigt, wie Hochzeiten oder Begräbnissen. Am Königshof wurden in der Reithalle des Schlosses Christiansborg für die Gäste Reitvorführungen organisiert. Es gab natürlich auch Freiluftbahnen im Schlosshof und auch andere Areale in Kopenhagen, wo man die Frederiksborger Pferde präsentierte. König Christian IV. trat bei Hoffesten gerne gegen andere Reiter zum Turnier im Ringreiten oder in fingierten Gefechten an. Augenzeugen von der Hochzeit Ulrikke Eleonoras im Jahr 1680 berichteten ausführlich über Ringreiten und dem Pferdeballett, bis zu Kämpfen mit Bären, Hunden und Stieren.

Christian V. war ein vortrefflicher Reiter, der, wie gesagt wurde, sechs Pferde an einem Vormittag müde reiten konnte. Das Training der Pferde wurde nach den Prinzipien der „Hohen Schule“ (Dressur) ausgeführt. Aus Gemälden aus den 1690er Jahren geht hervor, welche Lektionen, Volten und Schulsprünge, die eigentlich aus der Kriegskunst stammen, trainiert wurden. Diese Gemälde sind im Schloss Rosenborg zu bestaunen. Auf den Bildern ist das Aussehen des Frederiksborger Pferdes deutlich zu erkennen: Ramsnase, ein mächtiger, hoch angesetzter Hals, ein tragfähiger Rücken und eine muskulöse Kruppe. Auch ist erkennbar, dass diese Pferde dichtes gewelltes Mähnen- und Schweifhaar besaßen.

Reinzucht nach Farbe

1690 wurde eine neue Gestütsverordnung erlassen, diese beschrieb die sogenannte Reinzucht nach Farben. Die Pferde wurden nach ihrer Farbe in Gruppen organisiert. Die Reinzucht nach Farbe barg zwar das Risiko der Inzucht, doch der König sollte über passende Gespanne für die Staatskarossen verfügen können.

Höhepunkt der Zucht

Der erste Teil des 18. Jahrhunderts wird als Höhepunkt des Gestüts angesehen, zu dieser Zeit wurden ca. 11.300 Hektar für die Pferdezucht genutzt. 100 Arbeiter kümmerten sich um Landwirtschaft und um rund 1600 Pferde! Die Frederiksborger waren zu Prestigeobjekten geworden. Diese außergewöhnlich prachtvollen Pferde mit den ungewöhnlichen Farben waren inzwischen an allen Königshäusern begehrt und geschätzt.

Die große Wende

In den folgenden Jahren geriet das Gestüt in eine Krise, einmal wegen der Inzucht, aber auch um die Kosten zu senken. Deshalb wurden viele Frederiksborger auf einer Auktion auf Schloss Christiansborg versteigert. Der weiße Hengst „Pluto“ wurde einer der Stammväter der Lipizzaner, eine Frederiksborger Stute wurde
zur Stammmutter der russischen Orlow-Traber. Die verbliebenen Frederiksborger kreuzte man untereinander recht erfolgreich. Doch ein erfolgreicher Neubeginn scheiterte, weil die Pflicht der Bauern, dem Gestüt Futter zu stellen und für den Betrieb zu arbeiten, erlosch und die Ländereien für die Ansiedlung der Bauern in kleine Parzellen aufgeteilt wurden. 1840 endet der Gestütsbetrieb endgültig.

Der Frederiksborger heute: außen stark, innen sensibel

Das Gebäude des Frederiksborgers ist stabil, muskulös und als harmonisch zu beschreiben. Ein hoch angesetzter Hals mit genügend Ganaschenfreiheit und guter Muskulatur ist gewünscht. Der Kopf weist in der Regel noch die Ramsnase auf, die Augen sind ausdrucksstark und klar. Die Gelenke sind kräftig, die Hinterhand tragfähig. Mähnen und Schweifhaar sind oft gewellt und sehr dicht gewachsen. Die Frederiksborger sind heute in der Regel Füchse mit wenig Abzeichen.

Das Wesen der Frederiksborger ist sehr stark menschenbezogen, sie lieben die Menschen, sind offen, arbeitswillig und ehrgeizig. Zudem sind sie mutig. Ich habe nie erlebt, dass meine Frederiksborger mich loswerden (buckeln) wollten. Wenn sie etwas nicht verstehen, dann bleiben sie eher verwundert stehen. Doch sollte man sich nicht vornehmen, ein solches Pferd „dominieren“ zu wollen, sie akzeptieren den Menschen als ranghöher, aber „knechten“ lassen sie sich nicht. Zu häufige Wiederholungen scheinen sie zu langweilen, viele Variationen im Training sind notwendig, will man seinen Frederiksborger auf Dauer für die gemeinsame Arbeit begeistern!

Haltung

Diese Pferde sind an das raue Klima des Nordens gewöhnt. Regen und Wind fürchten sie nicht, sie brauchen unbedingt täglich Weidegang sowie frische Luft. Auch im Winter kommen sie ohne Decke aus. Sie sind sehr leichtfuttrig, fast schon als genügsam zu bezeichnen.

Einsatz

Drei hervorragende Grundgangarten, eine natürliche Eleganz und viel Ausstrahlung machen diese Pferde zum Dressurtalent. Die Frederiksborger Pferde zeigen raumgreifende Gänge im starken Vorwärtsreiten, sowie Knieaktion bei versammelnden Lektionen. Durch die enorme Stärke der Hinterhand, mit einer angeborenen Fähigkeit der überdurchschnittlichen Hankenbeugung, sind sie auch zum Springen geeignet. Ihre Intelligenz und Offenheit lassen sie aber in allen Bereichen zum Einsatz kommen. Wichtig ist zu beachten, die Frederiks­borger nie vor dem 4. Lebensjahr anzureiten, da sie erst dann körperlich weit genug entwickelt sind. Auch der Wechsel der Zähne passiert später als bei anderen Rassen.

Nur wenige reinrassige Frederiksborger sind heute noch zu finden, sie stehen deshalb auf der roten Liste der gefähr­deten Pferderassen. Sie verdienen es, beachtet zu werden. Wertvolles genetisches Material schlummert in diesen besonderen Pferden. Sie sind ein wertvolles Erbe der europäischen Pferdegeschichte. Um ihre Erhaltung kümmert sich heute der Frederiksborger Zuchtverband FHF.

Wenn ich Sie begeistern/interessieren konnte mit meinem Artikel, dann würde
ich mich über einen Kontakt zu Ihnen freuen, vielleicht ist Ihr nächstes Pferd ja
ein Frederiksborger Pferd.

Sonja Wiese, THP, Köhn

Kontakt
sonjawiese_thp@yahoo.de (Sonja Wiese)
Oder schauen Sie mal unter:
www.frederiksborger.de (Inka Bennemann)

01.09.2017

Bildergalerie

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