Bowtech für Pferde

auch unter dem Begriff „EMRT“ (Equine Muscle Release Therapy) Muskelentspannungstherapie für Pferde bekannt

Geschichte

Bowtech für Menschen basiert auf der Technik vorsichtiger, nicht invasiver Griffe, die der Australier Tom Bowen Ende der siebziger Jahre für die Behandlung menschlicher Beschwerden entwickelt hat.
EMRT wurde von Alison Goward über Jahre hinweg entwickelt. Sie ist Instruktor und Practitioner für Menschen. Sie besitzt eine 45-jährige Erfahrung mit Pferden und ist zur Zeit Besitzerin eines Andalusier-Gestüts. Nach vielen Erfahrungen mit den Vierbeinern, welche auf Bowtech ansprachen, wurden 14 Griffe für Pferde entwickelt.

Wirkungsweise

Pferde unterliegen – genau wie wir Menschen – Stress und anderen Belastungen. Diese können zu Erkrankungen führen, die sich in bestimmten physischen und psychischen Symptomen äußern. EMRT korrigiert diese Beschwerden des Pferdes und stellt das natürliche Gleichgewicht in allen Systemen wieder her.
Bei einer solchen Behandlung werden eine Reihe sanfter rollender Griffe an sogenannten „Schlüsselstellen“ des Pferdekörpers gesetzt. Diese Schlüsselstellen liegen teilweise auf dem Muskelbauch oder aber am Übergang vom Muskel in die Sehne, welche dann am Knochen „festgemacht ist“ oder auch direkt über der Sehne. Diese Punkte hat der Begründer Thomas Bowen durch jahrelanges Praktizieren und Beobachten der Patientenreaktion herausgefunden.

Mediziner versuchen eine wissenschaftliche Erklärung für die Wirkungsweise zu finden. Eine Theorie ist folgende:
Die tatsächliche Wirkungsweise von BOWTECH® ist bislang nicht eindeutig geklärt. Ein Erklärungsansatz vermutet, dass BOWTECH® den Körper veranlasst, sich über sein Zellgedächtnis zu reorganisieren, um seinen natürlichen, gesunden Grundzustand wieder herzustellen.

Propriozeptoren sind Rezeptoren, welche die Positionen und Bewegungen des Körpers an das Gehirn melden. Sie befinden sich, ebenso wie die Nozizeptoren (verantwortlich für die Weiterleitung von Schmerzempfinden), im Bindegewebe, in Muskeln, Sehnen, Bändern und Faszien, einer bindegewebsartigen Hülle, die Knochen, Muskeln und Organe einerseits verbindet, unterstützt und einhüllt, andererseits auch voneinander trennt. Faszien bilden Spalträume, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, damit die eingehüllten Organe, Muskeln usw. gegeneinander gleitend verschiebbar sind.

Von besonderer Bedeutung für die Wirkung von BOWTECH® sind die Nozizeptoren. Sie melden Reize, die den Körper schädigen könnten. Wenn der Körper einen Unfall erleidet, senden Nozizeptoren einen Reflex mit 70 – 120 Metern pro Sekunde über aufsteigende Fasern zum Thalamus, einem Schaltzentrum im Gehirn.
Ist der Reiz stark, wird er vom Thalamus an das Großhirn weitergeleitet und der Körper empfindet an dieser Stelle z. B. Schmerz. Dieser Prozess läuft über absteigende Fasern zurück zur verletzten Stelle am Körper und lässt die umliegenden Muskeln verkrampfen. Durch diese Muskelverkrampfung /Schwellung wird die verletzte Stelle geschützt und der Regenerationsprozess beginnt. Besteht diese Schmerzsituation über einen längeren Zeitraum, verkleben zusätzlich die umliegenden Faszien – eine weitere Schutzfunktion. Dadurch entsteht ein Bewegungsverlust in den umliegenden Geweben und die Durchblutung wird gestört. Diese Restriktion kann auch dann noch bestehen, wenn der Ursprungsdefekt nicht mehr vorhanden ist, weil Faszien über ihr Erinnerungsvermögen die alte Verletzungsposition beibehalten.

Mit jedem BOWTECH®-Griff werden die Faszien mit geringer Kraft irritiert. Wird nun diesem Reiz genügend Zeit gelassen, diese Information auf dem bereits beschriebenen Weg an den Thalamus weiter zu leiten und dort zu verarbeiten, erfolgt die Rückmeldung „kein Schmerz“. Der Körper reagiert mit Entspannung, das Bindegewebe wird weicher und die Faszienverklebungen lösen sich. Dadurch erlangen die muskulo-skeletalen Strukturen wieder eine bessere Beweglichkeit. Die Durchblutung wird verbessert, die Nerven regenerieren sich, die Lymphe kann wieder ungehindert fließen. Auf Grund dieser reflektorischen Entspannung nähern sich sämtliche Körperfunktionen wieder ihrem Optimalzustand.

Wichtig ist, dass sich das Pferd während der Behandlung wohlfühlt, sich entspannt und keine Ablenkung stattfindet, z. B. laute Geräusche, unruhige Umgebung, etc.. 4 Tage vor und nach der Anwendung sollten keine anderen Behandlungen stattfinden, wie Hufschmied, Impfungen, Osteopathie, o. ä. Ebenfalls sollte erst nach diesen 4 Tagen wieder mit der Arbeit begonnen werden, da so eine Anwendung im Nachhinein für das Pferd sehr anstrengend ist. Bis dahin braucht das Pferd unbedingt täglichen Weidegang. Die Griffe wirken noch bis zu 1 – 2 Wochen nach, so dass frühestens nach 7 Tagen eine Folgebehandlung stattfinden könnte.

Indikationen

Zügellahmheit – Taktfehler – Rückenschmerzen – angelaufene Beine – Widersetztlichkeiten – Leistungsabfall – ungleiche Hufabnutzung – Stoffwechselstörungen – Allergien – Lymphstau – Ungleichheit im Milchsäurehaushalt – u. v. m.

Zusammenfassung

Durch EMRT werden die verschiedenen Körpersysteme ausbalanciert und neu ausgerichtet, z. B. nach Krankheit, Unfällen oder längeren Ruhephasen /Pausen, z. B. aufgrund von Sehnenschäden und damit einhergehende eingeschränkte / einseitige Muskelaktivität. EMRT ist auch sinnvoll als Prophylaxe zum Erhalt der Beweglichkeit oder auch als Nachsorge nach größeren Anstrengungen. Bewährt hat sich eine Kombination von EMRT und Physiotherapie – und hier speziell die Bewegungsübungen. Auch interessant für Leistungssportler. EMRT ist lt. FEI die einzige Therapie, die noch am Tag des Wettbewerbs angewendet werden darf. So wurden z. B. die Goldmedaillen-Gewinner im Distanzreiten bei den Weltspielen in Frankreich von einem EMRT-Practitioner betreut.

Iris Lewalski, Tierphysiotherapeutin, Bielefeld

30.05.2017

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