Freilebende Koniks Teil 5

Wie gestalten die freilebenden Koniks ihre Umgebung?

Galloway als Landschaftspfleger. Die Beweidung des Seeufers entfernt Schilf und Gehölzstrukturen. Sie waren Folge der Düngereinträge aus der Landwirtschaft in den Bültsee. Extrem seltene Pflanzen wie Pillenfarn, Brachsenkraut, Strandling oder Wasserlobelie bekommen damit im Naturschutzgebiet Bültsee wieder eine Chance. Foto: R. Vanselow.

Wie gestalten die freilaufenden Koniks und andere Tiere der europäischen Savanne ihre Umgebung?

Warum muss uns Pferdehalter interessieren, wie freilebende Pferde leben?

Weil unsere Haltung, so wie sie jetzt läuft, oft zu gesundheitlichen Problemen unserer Pferde führt, die nicht sein müssten: Pferdehalter machen seit Jahren die Erfahrung, dass Pferde mit der Weide Probleme bekommen können. So wie früher das Pferd mal eben für´n Appel und´n Ei beim Bauern nebenan auf die Weide stellen, 24 Stunden am Tag mindestens den ganzen Sommer, das geht oftmals nicht mehr. Die Pferde „vertragen“ das nicht mehr und die Bauern runzeln die Stirn und meinen, die Pferdehalter würden irgendetwas verkehrt machen, denn früher standen die Pferde doch immer auf den Weiden, zusammen mit den Rindern, und waren gesund. Die Pferdehalter tütteln ihrer Meinung nach offensichtlich zu viel mit ihren Pferden rum.

Die Pferdehalter dagegen sagen, das überdüngte Rindergras sei Schuld. Was denn nun? Vielleicht haben beide Seiten ein wenig Recht. Und wenn man Gifte in Gräsern betrachtet (siehe Artikel Wehrhafte Gräser, Vergiftungen von Pferden durch Gräsergifte, Eine nüchterne Rechnung und Hirsutismus), dann stellt man fest: ja, die Gräser, die in Verdacht stehen, wurden in erster Linie für Rinder (und Schafe) gezüchtet. Diese Wiederkäuer kommen damit meistens sehr gut zurecht und ja, einige Giftgehalte können durch Stickstoffdüngung deutlich gesteigert werden.

Verständlich, dass seit einigen Jahren Bewegungslaufställe gefragt sind, denn wenn die Pferde nicht mehr auf die Weide können, müssen sie ja irgendwo mit ihren Kumpels zusammen sein und sich als Lauftiere bewegen können. Neuerdings werden nun die wenigen noch vorhandenen Weideflächen in befestigte Wegesysteme umgestaltet, eine viel Fläche verbrauchende Form von Paddock-Haltungssystemen. Natürlich ist es einfacher, ein befestigtes Wege- und Zaunsystem zu warten, als ein Ökosystem zu führen, wie es das artenreiche Grünland nun einmal ist. Gerade weil Pferdehalter mit dem Ökosystem Pferdeweide zumeist völlig überfordert sind, werden Pferde von vielen Naturschutzbehörden als schädlich betrachtet und aus den artenreichen Flächen vertrieben.

Ein Ökosystem ist wie ein lebendiger Organismus. Der Umgang mit ihm erfordert mindestens ebenso viele Kenntnisse, Respekt, Weitsicht und Verantwortung wie die Haltung eines Pferdes in Eigenregie. Vor dem Hintergrund des Grünland-Reports des Bundesamtes für Naturschutz (BfN, www.bfn.de) ist die Anlage von Haltungssystemen auf Kosten von Grasland besonders bedenklich, denn Grünland ist in Deutschland inzwischen durch Besiedlung, Umbruch zu Maisanbau und andere Maßnahmen massiv bedroht. Wer sich informieren möchte findet weitere Fakten kostenfrei online (siehe unter "Links").

Abgesehen von der Vernichtung weiteren Graslandes sind alle diese modernen Haltungssysteme für Pferde gut gemeint. Aber wie möchten Pferde denn wirklich leben, wenn sie selber Zahn und Huf anlegen dürfen? Mündige Tiere würden keinen Einbaulaufstall mit vorgegebenen Automaten kaufen: Sie gestalten selbstbewusst und keineswegs immer zur Freude der Menschen selber. Schauen wir uns das einmal näher an.

Vögel pflanzen Gehölze – große Pflanzenfresser reduzieren Gehölze

Wir alle kennen das Phänomen, dass speziell unter Zäunen vermehrt Gebüsch Fuß fasst. Das liegt einmal daran, dass hier etwas mehr Schutz vor scharfen Zähnen oder nachmähenden Maschinen ist. Es liegt aber auch daran, dass auf dem Zaun gerne Vögel sitzen, die für die Verbreitung der Samen der Gehölze sorgen. Rot ist eine Farbe, die von Vögeln und Säugetieren besonders gut gesehen wird. Rote Beeren sind meistens für Vögel gedacht, seltener für Säugetiere. Denken wir einmal an die roten Früchte der Eibe: Das süße Fleisch des Samenmantels, des sogenannten Arillus, ist das Einzige an dieser Pflanze, was nicht giftig ist, denn die Frucht soll von den Vögel gefressen und woanders mit dem Kot wieder ausgeschieden werden. Der Same darin ist giftig. Die Vögel haben aber keine Zähne, sie zerbeißen den Samen nicht. Kommt ein Säugetier wie der Mensch auf die Idee, die süße Frucht essen zu wollen, dann darf er nicht Kauen, sondern nur das rote Fleisch lutschen und genießen. Der harte Samen muss ausgespuckt oder unbeschädigt heruntergeschluckt werden. 

Übrigens erzählte ein Kollege von einem Besuch im New Forest in England, wie er seltsame „abgebrochene Nadelbäume“ dort entdeckte, die sich aus der Nähe als uralte Eiben entpuppten mit so dicken Stämmen, dass vier Mann gemeinsam den Stamm nicht umfassen konnten. Diese uralten Eiben waren bis in Reichweite der Mäuler abgefressen. Die New Forest-Ponys kommen dafür nicht in Frage, da Eibe für Pferde ausgesprochen giftig ist, aber keine Todesfälle durch Eiben bei den Ponys berichtet werden. Die Vergiftung mit Eibe wird besonders häufig und leicht nachgewiesen, denn die schwer verdaulichen Nadeln finden sich bei den verendeten Tieren im Verdauungstrakt. Verschiedene Fachleute, die ich fragte, vermuteten, dass Rotwild möglicherweise geringe Mengen dieses äußerst giftigen Nadelbaumes vertragen könnten. Unter Eiben wächst fast nichts, denn der den Todesgöttern geweihte heilige Baum der Germanen ist auch sehr giftig für Lebewesen, die gern die Nadelstreu abbauen würden, also Bakterien, Einzeller, Pilze, Insekten & Co. Mit ihrer Nadelstreu hält die Eibe sich auch Konkurrenz fern, die unter ihr keimen und sie überwuchern könnte.

Nicht nur die roten Samenmäntel der Eibe, auch die roten Früchte des Weißdorn sind für Vögel gedacht.

Blühender Weißdorn im Naturschutzgebiet Schäferhaus. Foto: R. Vanselow.

Ohne den Verdauungstrakt eines Vogels passiert zu haben, sind sie gar nicht keimfähig. Wer gewerbsmäßig Weißdorn aus Samen zieht, hat daher eine Amselvoliere, wo die Amseln dieses wichtige Geschäft für den Gärtner erledigen. Die Heckenrosen keimen auch ohne den Verdauungstrakt passiert zu haben, sie profitieren aber sehr von der Verbreitung durch Vögel, und die Hagebutten sind nicht zufällig rot.

Ein Landschaftspfleger zwischen Dorngebüsch, hier Heckenrosen. Foto: R. Vanselow.

Vögel, die solche Früchte fressen, sitzen bevorzugt in Heckenstrukturen oder auf Ästen von Bäumen. In deren Umgebung häufen sich daher die keimenden Gehölze. Wo große Pflanzenfresser weiden, finden sich eben diese von den Vögeln als Sichtschutz oder Ausblick genutzten Strukturen.

 

Durch häufiges Befressen stark verdichteter Wuchs eines Weißdorn im Reservat Popielno. Foto: R. Vanselow.

Weidengestrüpp in einem Graben im Reservat Popielno. So weit die Mäuler reichen gestutzt und mit verdichtetem Wuchs, erst oberhalb der Reichweite der Mäuler kann die Weide wachsen. Foto: R. Vanselow.

Waldränder sind von Natur aus durch Gebüsche gesäumt. Gerade die hungrigen Mäuler schaffen hier ideale Lebensräume für viele Tiere wie Singvögel, Spinnen und Insekten, die gerne den Schutz dichter Hecken nutzen. Die Übergänge der Strukturen sind in einer beweideten Landschaft weich und fließend. Waldrand mit weichen Übergängen und heckenartigen Strukturen im Naturschutzgebiet Schäferhaus. Foto: R. Vanselow.

Und hier kommt ein weiterer wichtiger Faktor der europäischen Fraßsavanne ins Spiel: der Eichelhäher. Dieser Vogel hat im Ökosystem unserer heimischen Savanne eine ganz wichtige Funktion. Er ist ihr Förster. Am Fuße der Dorngebüsche legt er Futtervorräte für den Winter an. Dabei macht er seinem Namen Ehre: Er versteckt Eicheln. Keineswegs ist er zu blöd, alle Vorräte wiederzufinden. Darum geht es gar nicht. Die Evolution denkt in größeren Zeiträumen. Es müssen Eicheln übrig bleiben. Denn in einer Savanne voller hungriger Mäuler hat die wohlschmeckende Eiche keine Chance, ein Baum zu werden, wird sie nicht vom Dorngebüsch darüber geschützt, bis sie über die Mäuler hinweg gewachsen ist.

Strauchförmige Eichen durch massiven Verbiss der Galloway und Koniks im Naturschutzgebiet Schäferhaus. Auf absehbare Zeit wird aus ihnen kein Baum werden. Foto: R. Vanselow.

Diese Eiche hatte das Glück, vor der Besiedlung mit großen Pflanzenfressern schon über die Mäuler erhaben zu sein, während die kleinen Eichen neben ihr mit ihrem schmackhaften Laub als Ergänzung zum Grundfutter abgeweidet werden. Foto: R. Vanselow.

So ein kleiner Eichelhäher pflanzt also geschützt von Dorngebüsch einen lichten Hutewald aus Eichen, von dem sich die nächsten 500 Jahre lang (mittleres Alter der Eichen) seine Nachkommen gut ernähren können. Dort, wo dann eine Eiche in etwa 500 Jahren stirbt, wird vielleicht wieder Grasland wachsen, während dort, wo jetzt Grasland ist, dann vielleicht eine Eiche stehen wird. Die Savanne ist also ein lebendiges, sich ständig wandelndes Mosaik, wie die Wellen auf einem Meer, nur dass die Wellenberge, die Schirmbäume, eine mittlere Dauer von einem halben Jahrtausend haben. Wir leben nur einfach zu kurz, um die lebendigen Wellenbewegungen dieser Landschaft wahrnehmen und genießen zu können.

Das Dorngebüsch der europäischen Savanne hat neben den gefräßigen Herden noch eine Vielzahl anderer Feinde, die der Verbuschung entgegen wirken: Gespinstmotten und andere Insekten, aber auch parasitäre Pilze wie der Brandpilz fallen über die Gehölze her, schädigen sie stark oder bringen sie zum Absterben.

Verbuschte Flächen im Naturschutzgebiet Schäferhaus mit einem Tierpfad der wandernden Herden. Foto: R. Vanselow.

Das Gleichgewicht ist in permanentem Wandel, die Landschaft ist ein dynamischer Prozess mit fast unendlich vielen Teilnehmern und Faktoren.
Ursprünglich gehörten in diese durch Fraß gestaltete Landschaft auch Gewässer und angrenzende Wälder.

Hutewald-ähnliche Strukturen eines Weidengehölzes mit Kleingewässer und Tierpfaden im Naturschutzgebiet Schäferhaus. Foto: R. Vanselow.

Beweideter Waldrand im Naturschutzgebiet Eidertal bei Flintbek. Foto: R. Vanselow.

In einige Bereiche im Naturschutzgebiet Schäferhaus, in denen seltene Pflanzen absamen sollen, dürfen allerdings nur die Galloway hinein. Die Koniks neigen dazu, ähnlich wie Ziegen, bevorzugt die Blüten auch seltener Kräuter zu naschen – was die Zielsetzung der Schutzmaßnahmen in einzelnen Bereichen dann doch stören könnte.

Da hat jemand was ausgefressen – wie Weidetiere selber Weideunterstände gestalten

Pferde und Rinder schaffen sich durch ihr Verhalten eigene Weideunterstände. In der Sommerhitze bevorzugen sie schattige, aber sehr luftige Unterstände, denn Bremsen fliegen nicht in ins Dunkle und ein leichter Wind kühlt. Es werden also hochstämmige Gebüsche und Schirmbäume gesucht, in deren Schatten es sich bei optimalem Rundblick gut dösen lässt.

Durch Fraß hochstämmiger Weißdorn mit Koniks im Naturschutzgebiet Schäferhaus. Foto: R. Vanselow.

Dieser Weideunterstand aus jungen Eichenbäumen wurde speziell als Schutz für die im Naturschutzgebiet Bültsee ganzjährig lebenden Galloway angepflanzt. Foto: R. Vanselow.

Da hohe Luftfeuchtigkeit sowohl die (Regen-) Bremsen als auch die Mücken motiviert, auf Nahrungssuche zu gehen, werden feuchte Gebiete bei Insektenflug gemieden. Stattdessen verbergen sich die Koniks gegen die blutsaugenden Plagegeister gerne in dichten Fichtenforsten mit dicker Nadelstreu auf dem Boden, sowohl in Popielno als auch in Schäferhaus. Der Fichtenforst (Schäferhaus 15.03.07 I 20A, Text: „Der kleine Fichtenforst im Naturschutzgebiet Schäferhaus von innen mit Blick auf einen Tierpfad nach außen betrachtet. Er wird als Weideunterstand bei Sommerhitze, Mückenplagen und bei heftigen Regengüssen mit Sturm genutzt. Foto: R. Vanselow“), ursprünglich auf dem Truppenübungsplatz Schäferhaus als Versteck für Panzer gepflanzt, bietet Schatten und trockene Luft, denn die dicke Nadelstreu verhindert Unterwuchs, also Wasser verdunstende Schattenpflanzen, und trocknet im Sommer an der Oberfläche stark aus.

Der kleine Fichtenforst im Naturschutzgebiet Schäferhaus von innen mit Blick auf einen Tierpfad nach außen betrachtet. Er wird als Weideunterstand bei Sommerhitze, Mückenplagen und bei heftigen Regengüssen mit Sturm genutzt. Foto: R. Vanselow.

Hier kann man gut den Tag verbringen, um in den kühlen Nachtstunden grasen zu gehen. Von außen sieht der Fichtenforst wie eine Hecke aus, da er von Gebüsch umsäumt ist.

Der Gebüschsaum um den Fichtenforst im Naturschutzgebiet Schäferhaus im belaubten Zustand. Foto: R. Vanselow.

Der Gebüschsaum um den Fichtenforst im Naturschutzgebiet Schäferhaus im unbelaubten Zustand mit dem Tierpfad hinein in den Wald, den das Bild oben bereits in umgekehrter Richtung von innen aus dem Fichtenforst hinaus schauend gezeigt hat. Foto: R. Vanselow.

Betreten erwünscht: Weidetiere fördern die Erneuerung der Landschaft

Bevor der ehemalige Truppenübungsplatz Schäferhaus mit Rindern und Pferden beweidet wurde, drohte die extrem artenreiche Vegetation nach dem Abzug der Panzer verloren zu gehen: Moose und Gräser bildeten einen dichten Filz, der die seltenen Kräuter erstickte. Im Naturschutz redet man in solch einem Falle von Vermoosung und Vergrasung.

Vermoosung und Vergrasung im Naturschutzgebiet Schäferhaus bei fehlendem Tritt und Fraß durch pflegende Weidetiere oder Panzer. Hier droht die wertvolle Vegetation verloren zu gehen. Foto: R. Vanselow.

Um schnelle Abhilfe zu schaffen, wurden zuerst Galloway in normal hoher Besatzdichte zur Winterbeweidung eingesetzt. Galloway fressen große Mengen alter Gräser, verbeißen auch Gehölze und drücken mit ihrem Tritt altes Pflanzenmaterial dicht an den Boden. Dabei wird das Material gequetscht und gerieben. Das ist wichtig, um Mikroorganismen den Eintritt in das alte Pflanzenmaterial zu ermöglichen. Je kleiner die Strukturen, je mehr offene Oberflächen, desto schneller kann die Zersetzung (Kompostierung zu Humus) ablaufen.
Durch das Gewicht der Tiere wird das Material fest an den feuchten Boden gedrückt, erhält also Bodenanschluss. Das ist wichtig, um den Rohhumus feucht zu halten und den im Boden lebenden Organismen zugänglich zu machen. Innerhalb weniger Monate kann so aus einem durch Moose und Altgras verfilzten Bewuchs ein gut mit Humus versorgter, lichter Standort werden, in dem die noch vorhandenen Samen seltener Kräuter keimen können. Bereits im Jahr nach der Pflegemaßnahme blüht es bunt, was für den Laien kaum vorstellbar war. Die Anzahl der Weidetiere wird langsam reduziert auf das Maß, das für den jeweiligen Standort zur Erhaltung seiner Artenvielfalt ideal ist.

Tierpfade schützen Weideflächen vor Verdichtung

Weidelandschaften sind durchzogen von Tierpfaden, also Wildwechseln, die bei den Wanderungen durch die Flächen von den Weidetieren (Pferde, Rinder – großes Fernwanderwild in Mangelzeiten) angelegt werden. Diese Pfade halten möglichst Abstand von schwer zu überblickenden Bereichen, denn es könnte ja ein Raubtier auf der Lauer liegen. Auf alten Viehweiden mit Wallhecken (in Norddeutschland sagt man „Knicks“ dazu, da sie regelmäßig geknickt und auf den Stock gesetzt, sprich: gefällt werden) befinden sich die Tierpfade der Weidetiere immer in optimalem Abstand zu den Gehölzen, nie am Rand entlang. Höhlenbewohner wie Mäuse, Kaninchen und Menschen würden in Deckung wandern, Weidetiere dagegen suchen auf Wanderungen die offene Fläche und den weiten Blick als Schutzmaßnahme vor großen Rautieren.

Wildwechsel der großen Weidetiere im Naturschutzgebiet Schäferhaus durch eine besonders stark verbuschte Fläche. Keineswegs wandern die Koniks und Galloway mitten durch die Büsche, sondern sie legen ihren Weg so, dass sie möglichst viel Abstand zu beiden Seiten haben, um potenzielle Raubtiere rechtzeitig zu erkennen. Foto: R. Vanselow.

In Paddock-Haltungssystemen für Pferde werden Pfade durch Zäune vorgegeben, gern dicht an Gehölzen vorbei außen um die verbliebenen, offenen Weideflächen herum – die gut gemeinte Idee eines Höhlenbewohners: immer an der Wand lang ...
Oft treffen im weiten Gelände auch mehrere Pfade aufeinander oder laufen parallel, so dass von oben gesehen ein Netz aus Pfaden die Landschaft durchzieht.

Mehrere Pfade laufen hier aus verschiedenen Weidegebieten kommend und weiterführend zusammen und wieder auseinander und queren an dieser Verengung durch Zäune den Wanderweg der Besucher des Naherholungsgebietes und Naturschutzgebietes Schäferhaus. Dazwischen ein Sandbadeplatz, den die Tiere zur Körperpflege nutzen. Foto: R. Vanselow.

Tierpfade durch weichen Untergrund werden nicht beschritten, bis sie tiefgründig und matschig sind, sondern wie die Wildwechsel der etwas wasserscheuen Rehe und Hirsche einfach verlegt. Die Pfade werden deutlich durch den Tritt der Hufen verdichtet, während sich in den Weideflächen die Tiere und somit ihre Wirkung auf den Boden sehr stark verteilen. Die typischen Zeigerpflanzen für Boderverdichtung und damit verbundene Staunässebildung (weil der verdichtete Boden das Wasser nicht mehr in tiefere Schichten durchlässt), wie wir sie auf Winterausläufen in Pferdehaltungen oft sehen, fehlen in den Naturschutzgebieten weitgehend.

Verdichtete Tierpfade können den Wasserhaushalt einer riesigen Landschaft beeinflussen

Verdichteter Boden hat weniger Bodenporen. Das ist wie ein Schaumstoff, der so oft zusammen gepresst wurde, dass er so zusammen gepresst bleibt. Je weniger Bodenporen, desto weniger Wasser kann durch den Boden durchsickern, und desto weniger Wasser kann der Boden halten. Das Wasser läuft oberflächlich ab und sorgt für Überschwemmungen und Erosion, statt zu versickern. Vor diesem Hintergrund wird vielleicht anschaulich, was für ein dreidimensionales Mosaik die Hufen und das Gewicht der Weidetiere zusammen mit all den Wühlern im Erdboden erschaffen. Das Mosaik, das wir oberirdisch in dieser Landschaft erblicken, setzt sich unterirdisch fort. Verdichtete Tierpfade können in einer Landschaft wie Be- und Entwässerungsgräben wirken, in denen das Regenwasser gebündelt in die Landschaft geführt wird oder heraus, um irgendwo in den saugfähigen Weideflächen zu versickern.

Das gilt speziell in unebenem Gelände, denn die Tierpfade laufen meistens parallel zum Hang. Die Bevorzugung von parallel zum Hang immer auf gleicher Höhe laufenden Wanderwegen anstatt steil senkrecht zum Hang spart den Tieren möglichst viel Energie. Dabei können durch viele Generationen von wandernden und grasenden Weidetieren Stufen in Hanglagen entstehen. In einem Gelände mit nur sehr geringen Erhebungen fällt das nicht so auf, kann aber auch wirksam sein. In den tiefer eingetretenen und verdichteten Pfaden versickert das Wasser nicht, sondern fließt entlang des Pfades oberflächlich ab, wie in einem kleinen Graben.

Ein Kollege erzählte mir von einem Besuch im New Forest, wie er einem Tierpfad durch die Landschaft folgte, bis ihm plötzlich auffiel, dass das Weideland, durch das er ging, aus Millionen kleiner Orchideen bestand, ich meine, es war die unscheinbare Einknolle (HerminieKleine Einknolle). Die Vielzahl der Tierpfade durch diese berühmte englische Weidelandschaft im Wechsel mit nicht verdichteten aber beweideten Flächen schuf offensichtlich die idealen Voraussetzungen für die Orchideen: Ihre Konkurrenten, die schmackhaften Gräser und Kräuter, wurden durch Fraß in Schach gehalten, die Boden- und Wasserverhältnisse der Weideflächen durch die Konzentration der schweren Weidetiere vorwiegend auf die Tierpfade garantiert. Das Netz aus Tierpfaden schien für eine ausgeglichene Wasserversorgung der weiten Weidelandschaft zu sorgen, so dass die Orchideen überall beste Vorrausetzungen fanden.

Goldene (Mist-) Kugeln für Pillendreher – die bedrohte Gemeinschaft des Wertstoffrecyclings

Pferde setzen anders als Rinder Dunghaufen teilweise sehr gezielt ab, zur optischen und geruchlichen Markierung von Reviergrenzen.

Reviergrenze im Reservat Popielno auf einem Wirtschaftsweg. Hier grenzen die Territorien der Hengste Osoviec und Trzmiel aneinander. Die Grenze wird durch über einen halben Meter hohe Haufen der Hengste sichtbar gemacht. Foto: R. Vanselow.

Auch Hauspferdehengste legen an ihren Weidezäunen oft Haufen von gut einem Meter Höhe an, um ihr Revier deutlich zu markieren. Das Entfernen solch wichtiger Grenzmarkierungen ist ihrem Urheber oft gar nicht recht.

In unserer ausgeräumten Landschaft findet weitgehend unbemerkt ein großes Artensterben statt: Die vielfältige Gruppe der sogenannten Zersetzer (Destruenten) ist ernsthaft bedroht. Was versteht man darunter? Zersetzer sind Lebewesen, die nicht mehr lebendes organisches Material in den Kreislauf zurückführen und wieder lebendig machen. Anschaulich gesagt sind z. B. Zersetzer am Werk, wenn der Dachstuhl aus Holz unheimlich lebendig wird, wenn der alte Pelz im Schrank zum Lebensraum wird oder das Mehl in der Dose das Krabbeln lernt.

Zu den Zersetzern gehören aber weit mehr Lebewesen, wie seltene Pilze und Käfer auf und in uralten Baumstämmen, der Geier am Himmel, der Totengräber (ein Käfer) an der Mäuseleiche oder der Mistkäfer auf dem Dunghaufen. Ohne die Zersetzer wäre die afrikanische Savanne längst begraben unter Bergen von Tierleichen, alten Pflanzenteilen und Dunghaufen.

Wie verheerend ihr Fehlen sein kann, lernten die Menschen, als sie Haustiere aus Europa in fernen Ländern wie Australien, Kalifornien oder Süd-Amerika ansiedelten. Dort fehlten Insekten, die die Dunghaufen dieser Tiere abbauen konnten. Wie im Falle von mit Entwurmungsmitteln vergifteten Dunghaufen blieben diese Dungballen in der Landschaft liegen, führten zu Fliegenplagen mit dem Risiko von Krankheitsübertragungen oder trockneten und pflasterten das Weideland dicht. Es wurde Abhilfe geschaffen durch die gezielte Auswilderung von geeigneten, nicht heimischen Zersetzern. In Australien wurden südafrikanische Dungkäfer zu Rettern in der Not („Australian Dung Beetle Project“, „CSIRO Dung Beetle Program“).

Unsere Pferde leisten ihren Beitrag für die gefährdeten Zersetzer durch das Hinterlassen von Dunghaufen. Ist die Artenvielfalt vorhanden und der Dung als Futter geeignet, also frei von Wurmpaste, kann man innerhalb kürzester Zeit im Sommer unter den Haufen das große Krabbeln entdecken und jede Menge Bohrgänge ins Erdreich. Kleine und große Mistkäfer wie Kotfresser oder Mondhornkäfer versuchen so schnell wie möglich Teile des Dungs ins Erdreich zu schaffen und ihre Eier auf dem Substrat im Bohrgang abzulegen. Man kann förmlich zusehen, wie der Dung im Erdboden verschwindet, wie der Boden unter dem Haufen gelockert und gedüngt wird – obwohl ein Großteil dieses Dungs in Form von neuen Käfern in die Luft gehen wird, statt den Boden zu düngen. Punktuelle Überdüngung und Geilstellen müssen also als Folge von Dunghaufen nicht sein, lässt man die Artenvielfalt machen. Und Wurmparasiten der Weidetiere dürften es in den Erdgängen schwer haben, einen geeigneten Wirt zu finden.

Mistkäfer stellen im Fledermausschutz eine wichtige Funktion dar. Sie sind auch zu Zeiten im Jahr aktiv, in denen den Fledermäusen kaum andere fette Brocken zur Verfügung stehen: Frühjahr und Herbst. Beides sind entscheidende Phasen: Im Frühjahr wachen die Fledermäuse ausgezehrt aus dem Winterschlaf auf und brauchen schnell fette Beute, um zu überleben. Im Herbst müssen die Fledermäuse möglichst gut genährt sein, um den Winterschlaf zu überstehen. Wer sich an Fledermäusen am Abendhimmel erfreuen will, sollte auch die Dunghaufen und ihre Liebhaber zu schätzen wissen.

Wellness für die Artenvielfalt – warum rabiater Umgang mit Gehölzen und Grasnarbe wichtig ist

Viele Pflanzen und Tiere sind auf unbewachsene Böden als Lebensraum angewiesen, entweder weil ihre Samen nur dort keimen können, oder weil sie nur dort Erdgänge und Reviere anlegen können. Panzer, die durch die Landschaft rasen, reißen tiefe Spuren in die Pflanzendecke. Die großen Weidetiere, speziell die lauffreudigen Hengste, haben im Naturschutz die Aufgabe, die Panzer z. B. auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Schäferhaus zu ersetzen, um so der Artenvielfalt zu dienen. Während Löcher in Viehweiden buddelnde Bullen und Pferde bei Landwirten äußerst unbeliebt sind, ist dieses Verhalten im Naturschutz gerade erwünscht. Wie ausladend ein Wälzplatz, angelegt von Generationen von Pferden, werden kann, zeigt ein Beispiel aus Popielno.

Dieser riesige Wälzplatz nahe der Fanganlage im Reservat Popielno wurde über Jahrzehnte von Generationen von Koniks angelegt. An seiner tiefsten Stelle kann ein Mensch nicht über die Oberkante schauen, also etwa zwei Meter tief. Die Länge der Fläche voller Wälzkuhlen dürfte insgesamt etwa 100 Meter betragen. Foto: R. Vanselow.

Doch auch Rinder schaffen offene Flächen zur Körperpflege oder zum Imponieren, wenn sie ihren Körper mit den Hufen mit Staub und Sand bewerfen.

Es gibt noch einen anderen Grund für die Tiere, tiefe Bodenschichten freizulegen: Die Koniks scharren im Naturschutzgebiet Schäferhaus an günstigen Stellen gezielt den Ortstein im Podsol frei. Die Mineralien, die in den ausgewaschenen Bodenschichten über dem Ortstein fehlen, finden sich hier unten, zu einer steinharten, wasserundurchlässigen Schicht verfestigt. Der frisch frei gelegte Ortstein wird offensichtlich zur Mineralversorgung gefressen.

Auf diesen drei Fotos sieht man eine Konikstute mit ihrem wenige Tage alten Fohlen am Scharrplatz zur Mineralaufnahme. Der mineralreiche Ortstein, eine Bodenschicht die sich im Naturschutzgebiet Schäferhaus einen halben bis einen Meter unter der Oberfläche des Sandbodens findet, wird an geeigneten Stellen mit den Hufen frei gelegt und das frische Material gefressen. Das Fohlen lernt solche Verhaltensweisen vom ersten Lebenstag an von der Mutter. Durch das Lernverhalten entwickeln Herden über Generationen spezielle Traditionen als optimale Anpassung an ihre Umgebung. Foto: R. Vanselow.

Die Mineralleckschalen der Rinder in der Fanganlage in Schäferhaus werden zwar von den Rindern regelmäßig genutzt, nicht aber von den Koniks.
Im Reservat in Popielno werden den Koniks reine Kochsalz-Lecksteine hingehängt, keine Mineralsteine.

Erdreich in Bewegung: viele Akteure wühlen für die Artenvielfalt

Wie wir gesehen haben, wirken Weidetiere in vielfältiger Weise auf ihren Lebensraum ein. Nahrung wird aus der gesamten Fläche entnommen und durch Ausscheidungen konzentriert abgesetzt. Bei Pferden findet sich der Stickstoff überwiegend im Urin, kaum im Dung. Durch Urin kommt es also tatsächlich zu konzentrierter Düngung, während die sichtbaren Haufen keine hohe Nährstoffkonzentration darstellen müssen. Hier verdichtet Tritt den Boden, dort schafft der Dungabbau Lockerung. Hier darf etwas wachsen, dort wird radikal beschnitten oder gar der Boden aufgerissen. Diese Mosaikbildung ist im Naturschutz erwünscht. Neuerdings bestätigen auch wissenschaftliche Forschungen aus Göttingen (http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.12244/full , http://www.youtube.com/watch?v=DX4aH1J5saA ), was offensichtlich war: hohe Strukturvielfalt durch Mosaikbildung fördert die Artenvielfalt.

Schauen wir noch einmal etwas tiefer unter den lebendig gewordenen Dunghaufen. Die Erdgänge mit den Dungkügelchen und den Käferlarven, die sich von diesem Dung ernähren, bieten wiederum Nahrung für Insektenfresser wie Maulwürfe und Spitzmäuse. Diese Tiere lockern den Boden und sorgen mit ihren Gängen für Durchlüftung sowie für Drainage.

Feldmäuse sind dagegen Vegetarier. Ihr Beitrag für die Artenvielfalt wird oft unterschätzt. Sie lieben schmackhafte Gräser und Kräuter wie Klee, die sie stark dezimieren können. Andere Pflanzen wie zum Beispiel Sumpf-Schachtelhalm, Distel, Brennnesseln, Hahnenfüße, Scharbockskraut, Ziest, Vergissmeinnicht, Quecke, Wolliges Honiggras, Schafgarbe oder Beinwell können von Feldmäusen sehr profitieren. Die Mäuse dezimieren die Konkurrenz der Schachtelhalme, die schmackhaften Gräser und Kräuter. Andere Profiteure werden von den Mäusen als Samen (beispielsweise Disteln, Brennnesseln) oder nahrhafte Wurzeln (Quecke) eingeschleppt, denn die Mäuse legen Vorratslager aus Samen und Wurzeln an. Während Klee und Weidelgras deutlich abnehmen, nimmt die Ver(un)krautung sichtbar zu. Der Naturschutz begrüßt die Verkrautung, weil sie die dort gefürchtete Vergrasung verhindert, während die Landwirtschaft sie als Verunkrautung bekämpft und stattdessen die Vergrasung bis zur Monokultur fördert.

Doch manche Gräser schlagen von sich aus zurück. In Finnland (Huitu, O., M. Helander, P. Lehtonen & K. Saikkonen (2008): Consumption of grass endophytes alters the ultraviolet spectrum of vole urine. – Oecologia, 156: 333-340.) wurden überraschende Effekte im Zusammenspiel zwischen Gräsern, ihren Endophyten und Wühlmäusen (Erdmaus, Microtus agrestis) festgestellt: Mäuse, die mit Endophyten infizierte Wiesenschwingel gefressen hatten, blieben kleiner als Mäuse mit nicht infizierten Wiesenschwingeln als Nahrung.

Doch damit nicht genug. Der Urin verändert durch die giftigen Wirkstoffe der gefressenen Endophyten sein Aussehen im UV-Bereich. Das Maximum der UV-Floreszenz von giftfreiem Urin liegt bei 380 nm, bei gifthaltigem dagegen bei 370 nm. Nachtaktive Raubvögel, also Eulen, haben aber ihre höchste Empfindlichkeit für UV-Pigmente bei 370 nm. Der Urin verrät die Beute an die Eulen. Hier schützen die Endophyten ihre Wirtsgräser also nicht nur direkt durch fraßabwehrende Wirkstoffe, sie verraten die Fraßfeinde auch indirekt an deren Feinde, ganz so wie präparierte Geldscheine Täter an die Kripo verraten.

Wundert es uns da noch, dass Ansaaten mit besonders giftigen Endophyten (AvanexTM, siehe auch Vergiftungen von Pferden durch Graesergifte) die Artenvielfalt vor allem unterirdisch extrem reduzieren? Die Verflechtungen in artenreichen Ökosystemen sind immer wieder erstaunlich.

Den Beitrag von Ameisen für die Artenvielfalt auf Standweiden und ihren als Hügeln sichtbaren Erdarbeiten erkennt man leicht. Genauso wichtig ist aber auch der Beitrag der Wildschweine.

Wildschweine lockern beim Wühlen den Boden auf und verändern nachhaltig die Pflanzenzusammensetzung, was zur Mosaikbildung beiträgt. Fotos: R. Vanselow.

Solange Wurzelreste und Samen im Boden vorhanden sind, begrünen sich die durchwühlten, gelockerten Bereiche schnell wieder von alleine. Die veränderte Bodenstruktur kann die Vegetation jedoch langfristig ändern. Das zeigte eine Doktorarbeit über Hausschweinweiden in Freilaufhaltung. Demnach profitierten seltene Pflanzen wie der Kleefarn, der Sumpfquendel, Venuskamm oder Venus-Frauenspiegel von den Schweinen, aber auch laichende Amphibien und Limikolen (Watvögel) wie die Bekassine. Die Schweine schufen viele neue Bodenverhältnisse und eine hohe Artenvielfalt.

Die Doktorarbeit ist erhältlich über naturebooks.

Wenn es unserer ausgeräumten, monotonen Landschaft an Artenvielfalt fehlt, dann vielleicht deshalb, weil der Bock nicht zum Gärtner gemacht wird. Vielleicht sollten wir einfach einmal die Tiere loslassen?

Ökonomie und Ökologie: Weideland im Fokus

Die Artenvielfalt von Graslandsystemen wird an der Universität Göttingen intensiv unter ökonomischen Gesichtspunkten erforscht. Die vier Kernfragen des Excellenzclusters „Functional Biodiversity Research“, zu dem auch das Projekt GrassMan (GRASSland MANagement Experiment Göttingen) gehört, lauten (übersetzt aus dem Englischen):

(1)Sind die zahlreichen vorhandenen Arten notwendig, um die erwarteten Ökosystemfunktionen zu erhalten?

(2) Falls nicht alle Arten benötigt werden, welche sind entbehrlich, ohne ökosystemare Funktionen zu verlieren?

(3) Welche Vielfalt an genetischen Ressourcen muss erhalten bleiben, um in einer sich wandelnden Welt zu überleben?

(4) Welcher Teil der Ökosystemleistung kann die Menschheit nutzen, ohne die Beständigkeit und Artenvielfalt des Systems zu gefährden?"

Zitat aus: „FBR Flyer.pdf“, kostenloser download unter www.uni-goettingen.de/de/fbr-flyer/214227.html oder über http://www.uni-goettingen.de/de/sh/76642.html

Ob bei diesen Untersuchungen auch Zusammenhänge wie die zwischen Blattläusen, Klappertopf und dem Infektionsgrad von Gräsern mit Endophyten eine Rolle spielen (http://www.artgerecht-tier.de/kategorie/ausgabe/beitrag/vergiftungen-von-pferden-durch-graesergifte.html), darf bezweifelt werden. Gerade der Klappertopf zeigt uns aber, dass Artenvielfalt kein (kostspieliger) Luxus, sondern ein Garant komplizierter Gleichgewichte ist (Lehtonen, P.; M. Helander; M. Wink; F. Sporer & K. Saikkonen (2005) Transfer of endophyte-origin defensive alkaloids from a grass to a hemiparasitic plant. Ecological Letters, 8:1256-1263. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1461-0248.2005.00834.x/abstract ) – zum Schutz unserer Ökosysteme, die uns das Überleben ermöglichen, auch wirtschaftlich: Während Beweidung den Infektionsgrad von Gräsern mit giftigen Endophyten fördert, kann der Klappertopf den Infektionsgrad mit gefährlichen Endophyten zurückdrängen. Das spart Tierarztkosten, steigert die Leistungsfähigkeit der Nutztiere und schafft eine gesunde Weide ganz ohne Umbruch und Neuansaat.

Dr. Renate Vanselow, Biologin

April 2015

Lesen Sie alle Teile dieser Reihe über freilebende Koniks:

Links

Download Grünland-Report: http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/presse/2014/PK_Gruenlandpapier_30.06.2014_final_layout_barrierefrei.pdf (4,29 MB)

04.09.2017

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